Niederlande Corona-Leugner, Hooligans und Nazis – erneut schwere Krawalle

SDA

26.1.2021 - 10:50

In zehn Städten in den Niederlanden ist es erneut zu schweren Krawallen gekommen. Verschiedene Gruppen sind randalierend durch die Strassen gezogen und haben versucht, in Spitäler einzudringen.

Die Niederlande haben am Montagabend erneut schwere Ausschreitungen in Folge von aus dem Ruder gelaufenen Protesten gegen die Corona-Ausgangssperre erlebt. Hunderte gewaltbereite Jugendliche randalierten nach Polizeiangaben bis zum späten Montagabend in mehreren Städten und griffen die Polizei an.

Schwere Krawalle: Rotterdam am 25. Januar.
Schwere Krawalle: Rotterdam am 25. Januar.
KEYSTONE

Die Menschen hatten sich kurz vor Beginn der Ausgangssperre wegen der Corona-Pandemie in Stadtzentren versammelt. In grossen Gruppen zogen sie plündernd und randalierend durch die Strassen. Unruhen wurden aus etwa zehn Städten gemeldet – darunter Amsterdam, Den Haag und Rotterdam. Mehr als 151 Personen wurden nach Angaben der Polizei festgenommen.

«Schamlose Diebe», klagte Rotterdams Bürgermeister Ahmed Aboutaleb über den Mob. In seiner Stadt waren unter anderem Geschäfte zerstört und geplündert worden. «Wir konnten noch keine Bestandsaufnahme machen, aber es ist trotzdem eine traurige Bilanz», wurde er von der Zeitung «De Telegraaf» zitiert.

Plünderungen und Angriffe auf Polizisten

In Den Bosch waren die Ereignisse nach einem Bericht eines Reporters des TV-Senders NOS «gehörig aus dem Ruder gelaufen». Nach einem Feuerwerk sei eine sehr grosse Gruppe von Randalierern in die Stadt gezogen. «Auf der gesamten Strecke wurden Plünderungen begangen, Feuer gelegt, Autos zerstört, Geschäfte geplündert.»

Ein Bild aus Eindhoven vom 24. Januar.
Ein Bild aus Eindhoven vom 24. Januar.
KEYSTONE

In Rotterdam wurden Polizisten nach Berichten von NOS von rund 100 Randalierern mit Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen. Die mobile Einheit der Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Nach Polizeiangaben wurden in der Hafenstadt rund 50 Menschen festgenommen.

Randalierer zogen durch verschiedene Städte der Niederlande, schlugen Fensterscheiben ein und plünderten Geschäfte. Bushaltestellen wurden demoliert, Feuer gelegt und Polizisten mit Feuerwerk und Steinen angegriffen.

Störer versuchten, in Spitäler einzudringen

Auch Journalisten und Kamera-Teams waren nach Medienberichten Opfer von Gewalt. Die Polizei forderte inzwischen über Twitter Bürger auf, eventuelle Videoaufnahmen von den Ereignissen einzusenden, um die Ermittlungen zu erleichtern.

In Brabant und den Bosch versuchten Randalierer nach Medienberichten auch, in Spitäler einzudringen. Die Polizei habe die Zugänge weiträumig abgeriegelt. Krankenwagen mussten in andere Kliniken ausweichen.

Krawalle in Rotterdam: Ein Feuerwehrmann löscht einen Container, der bei Protesten gegen eine landesweite Ausgangssperre in Brand gesetzt wurde. 
Krawalle in Rotterdam: Ein Feuerwehrmann löscht einen Container, der bei Protesten gegen eine landesweite Ausgangssperre in Brand gesetzt wurde. 
Bild: Keystone/AP/Peter Dejong

Gegen Mitternacht hatte die Polizei die Lage weitgehend unter Kontrolle, wie Polizeichef Willem Woelders im TV-Sender NOS sagte. «Wir stellen fest, dass es im grössten Teil der Niederlande wieder ruhig ist.»

Mehrere Gruppen beteiligt

Anlass der Unruhen sind die von der Regierung verhängten verschärften Corona-Massnahmen und eine seit Samstag geltende Ausgangssperre. Doch Polizei und Bürgermeister der betroffenen Städte gehen davon aus, dass sich verschiedene Gruppen an den Krawallen beteiligen – darunter Corona-Leugner, Fussball-Hooligans und Neonazis.

Sonntagnacht hatten schwere Unruhen in etwa zehn Städten das Land erschüttert. Die Polizei hatte von den schlimmsten Krawallen seit 40 Jahren gesprochen. Polizei und Bürgermeister hatten zuvor bereits vor weiteren Unruhen gewarnt, nachdem mehrere Aufrufe in den sozialen Medien erschienen waren. Erste Krawalle hatte es bereits am Samstag gegeben.

Am Samstagabend war in den Niederlanden erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie landesweit eine Ausgangssperre in Kraft getreten. Die Bürger müssen von 21 bis 4.30 Uhr in ihren Wohnungen bleiben. Verstösse werden mit Geldbussen von gut 100 Franken bestraft.

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