Ende der Irrfahrt Rettungsschiff «Aquarius» erreicht Valencia

sda

17.6.2018 - 09:16

Nach dem ersten seiner beiden Begleitschiffe ist auch das Flüchtlingsschiff "Aquarius" im Hafen von Valencia angekommen. Insgesamt sind 630 Flüchtlinge, darunter Kleinkinder, unbegleitete Minderjährige und Schwangere, an Bord von drei Schiffen.

Die "Aquarius" legte am Sonntagvormittag im Mittelmeer-Hafen der ostspanischen Stadt Valencia an, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Am Morgen war bereits das italienische Marineschiff "Dattilo" mit 247 Flüchtlingen an Bord in Valencia eingetroffen. Das italienische Marineschiff "Orione" sollte nach Schätzungen der Behörden gegen Mittag in Valencia eintreffen.

Als das erste Schiff am Hafen anlegte, war an Bord Applaus zu hören. Zunächst gingen Ärzte mit Schutzanzügen auf das Schiff, um die Flüchtlinge untersuchen. Es gebe Flüchtlinge, die medizinisch betreut werden müssten, da sie unter anderem an Unterkühlung und Dehydrierung litten, teilte die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften am Sonntag mit.

Das Hilfsschiff  «Aquarius» hat nach tagelanger Odyssee mittlerweile den Hafen von Valencia in Spanien erreicht.
Das Hilfsschiff  «Aquarius» hat nach tagelanger Odyssee mittlerweile den Hafen von Valencia in Spanien erreicht.
Keystone

Dank an Spanien

Der Generalsekretär der Föderation, Elhadj As Sy, dankte in Valencia der Regierung und der Bevölkerung Spaniens, weil sie Menschen willkommen hiessen, die von anderen zurückgewiesen worden seien. Das sei ein starker Ausdruck des wichtigsten humanitären Prinzips, der Menschlichkeit, wurde Sy zitiert.

Die Flüchtlinge waren vor einer Woche bei verschiedenen Rettungsaktionen vor der libyschen Küste von der französischen Hilfsorganisation SOS Méditerranée aufgenommen worden. Unter den Geretteten waren elf Kleinkinder, 89 unbegleitete Minderjährige und sieben Schwangere.

Wie die spanische Regierung am Samstag bestätigte, soll ein Teil der Flüchtlinge von der "Aquarius" nach Frankreich weiterreisen, sofern sie das wollen und die Voraussetzungen für Asyl erfüllen. Frankreich hatte Italiens Weigerung scharf kritisiert, das Hilfsschiff einlaufen zu lassen.

Über 2300 Helfer

In Valencia standen 2320 Helfer bereit, um die Menschen aufzunehmen, darunter 470 Dolmetscher. Am Hafen wurde ein riesiges Plakat mit der Aufschrift "Willkommen zu Hause" in mehreren Sprachen aufgehängt, darunter Katalanisch und Arabisch.

Auch viele freiwillige Helfer kamen zum Hafen. "Die Leute melden sich für alles: Sie wollen übersetzen oder bieten eine Unterkunft an", sagte der Künstler Johnson Tamayo, der als Freiwilliger beim Roten Kreuz arbeitet.

Flüchtlinge gehen im Hafen von Valencia von der "Dattilo" von Bord.
Flüchtlinge gehen im Hafen von Valencia von der "Dattilo" von Bord.
Source: KEYSTONE/AP/ALBERTO SAIZ

Anstieg auf anderen Routen

Die Zahl der Flüchtlinge auf der westlichen und östlichen Mittelmeer-Route ist nach Angaben der EU-Grenzschutzagentur Frontex seit 2017 deutlich gestiegen. Viele Menschen versuchten wieder, über die Türkei und Griechenland sowie über Spanien nach Europa zu kommen, sagte der Frontex-Vizechef Berndt Körner auf einer Tagung in Österreich.

Die zentrale Mittelmeer-Route nach Italien habe wegen der Kooperation mit der libyschen Küstenwache deutlich an Attraktivität für Migranten verloren. Nun gehe es aus Sicht von Frontex darum, in der Mittelmeer-Region einen "gemeinsamen operativen Raum" zu etablieren, sagte Körner am Samstag im Stift Göttweig. Dazu zählten länderübergreifende Einsätze und Datenaustausch.

Körner zog eine Bilanz der Frontex-Aktivität 2017. Danach wurden bei 341 Flügen rund 14'000 Migranten, die keine Chance auf Asyl hatten, in mindestens zwölf Länder Afrikas und Asiens zurückgebracht. Zudem habe Frontex die Daten von 90'000 Personen an Interpol übermittelt. Fast 140 Tonnen Rauschgift seien beschlagnahmt worden. Die Schmuggelware sei auf das Siebenfache gestiegen, sagte Körner.

«Als Minister und als Vater»

Italiens Innenminister Matteo Salvini hatte am Samstag seine Ankündigung bekräftigt, Flüchtlings-Hilfsschiffe von Nichtregierungsorganisationen künftig abzuweisen. Die NGO sollten wissen, "dass Italien nicht länger Komplize beim Geschäft mit der illegalen Einwanderung sein will", schrieb der Politiker der fremdenfeindlichen Lega-Partei auf Facebook.

NGO-Schiffe sollten sich andere Häfen ausserhalb Italiens suchen. Er habe diese Entscheidung "als Minister und als Vater zum Wohle aller" getroffen, erklärte Salvini.

Der Innenminister äusserte sich konkret zu zwei Hilfsschiffen: Die beiden Schiffe "Seefuchs" und "Lifeline" warteten vor der libyschen Küste auf ihre "menschliche Fracht, die von den Schleppern zurückgelassen wird".

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