ForschungETH-Präsident widerspricht Bundesrat: Haben nicht genug Reserven
sda
11.2.2024 - 05:51
Der Bund will im Zuge der Bundesbudgetsanierung bei der ETH Zürich 50 Millionen Franken sparen – die Hochschule verfüge mit 1,4 Milliarden Franken über genügend Reserven, so die Argumentation. Das stimme nicht, sagte ETH-Präsident Joël Mesot jetzt.
Keystone-SDA, sda
11.02.2024, 05:51
11.02.2024, 05:52
SDA
«Der Bundesrat ist der Ansicht, dass wir die Kürzungen über Reserven auffangen können. Das ist aber nicht möglich», so Mesot im Interview mit «SonntagsBlick». «Wir brauchen sie für wichtige Infrastruktur-Programme. Auch vergisst der Bundesrat, dass wir mit der Inflation zu kämpfen haben.» Dazu kämen wachsenden Studierendenzahlen. «Kumuliert fehlen uns wohl gegen zehn Prozent!», schätzte der ETH-Präsident.
Zudem sei mit dem Aufkommen der künstlichen Intelligenz (KI) nicht die Zeit, bei der Forschung zu sparen, sagte Mesot. «Statt jetzt massiv zu sparen, müssten wir eigentlich in diese Technologie investieren, die gerade die Welt verändert. Wir brauchen ein Cern für künstliche Intelligenz – sonst verpassen wir eine der wichtigsten Entwicklungen des 21. Jahrhunderts.»
Mesot: Zahlen in zehn oder 20 Jahren Zeche
Dazu werfe in die ETH investiertes Geld eine Rendite ab, so Mesot. «Für jeden investierten Franken erhält die Schweiz fünf Franken zurück. An der ETH entstehen viele Patente und Spin-offs», sagte der ETH-Präsident. «Wenn wir im Bildungs- und Forschungsbereich sparen, werden wir in zehn oder 20 Jahren die Zeche dafür zahlen.» Als Beispiel nannte er einen weltweit einzigartigen Supercomputer in Lugano für Simulationen für Wetterprognosen oder KI-Modelle, der auch der ETH gehöre. «Künftig könnten wir uns diese Grundlagenforschung nicht mehr leisten.»
Studiengebühren zu erhöhen, sei keine Option, so Mesot, da «keine amerikanischen Verhältnisse» entstehen sollen. «Ich bin dagegen, dass sich junge Menschen verschulden müssen, um eine gute Ausbildung zu erhalten.»
Um sicherzustellen, dass heimisches Know-how durch Spionage nicht ins Ausland fliesst, arbeite die ETH zurzeit an einer Strategie, sagte Mesot weiter. Und: «Studierende, die an militärnahen chinesischen Universitäten studiert haben, müssen wir von bestimmten Forschungsprogrammen ausschliessen.»
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