Emotionaler Brief EU-Parlamentarier bitten die Briten in der EU zu bleiben

dpa/sob

14.1.2019

Eine EU-freundliche Demonstrantin protestiert am 11. Januar 2019 vor dem Parlamentsgebäude in London für den Verbleib ihres Landes in der Staatengemeinschaft.
Eine EU-freundliche Demonstrantin protestiert am 11. Januar 2019 vor dem Parlamentsgebäude in London für den Verbleib ihres Landes in der Staatengemeinschaft.
Keystone

In einem emotionalen Brief haben über hundert Abgeordnete des EU-Parlaments die Briten gebeten, in der EU zu bleiben. Premierministerin May sagt derweil, ein Verbleib sei wahrscheinlicher als ein Austritt ohne Deal.

Mehr als hundert EU-Parlamentarier richten einen emotionalen Appell an Briten: Bitte bleibt. «Wir bitten darum, im Interesse der nächsten Generation den Austritt zu überdenken», heisst es im Entwurf des Schreibens, das Anfang der Woche in Großbritannien veröffentlicht werden soll.

«Jede britische Entscheidung, in der EU zu bleiben, würde von uns sehr begrüsst und wir würden mit Ihnen zusammenarbeiten, um die Europäische Union zu reformieren und zu verbessern», zitierte die Funke Mediengruppe aus dem Schreiben. «Wir haben den enormen Einfluss der britischen Politiker und Bürger in den vergangenen 40 Jahren sehr geschätzt. Wir würden das aussergewöhnliche Know-how unserer britischen Kollegen vermissen.»

«Herzen und Türen sind offen»

Mitunterzeichner Peter Liese (CDU) sagte den Funke-Zeitungen: «Wir wollen ein Zeichen an die Bevölkerung und damit auch an das Unterhaus senden und klar machen: Wenn die Briten sich entscheiden zu bleiben, sind sie herzlich willkommen.» Der Abgeordnete aus Nordrhein-Westfalen fügte hinzu: «Unsere Herzen und unsere Türen sind offen.»

Nachdem eine knappe Mehrheit der Briten beim Referendum 2016 für den Brexit stimmte, verlässt das Land die EU am 29. März. Allerdings ist das Land in dieser Frage tief zerstritten.

Showdown naht

Da der von Premierministerin Theresa May mit der EU ausgehandelte Brexit-Vertrag bei der für Dienstagabend angesetzten Abstimmung im Parlament in London voraussichtlich keine Mehrheit bekommen wird, droht ein ungeregeltes Ausscheiden ohne Übergangsfristen. Die Forderung nach einem erneuten Referendum über die Frage, ob Grossbritannien wirklich die EU verlassen soll, lehnt May ab.

Allerdings: Im Falle einer Ablehnung ihres Brexit-Abkommens hält May einen Stopp des EU-Austritts inzwischen für wahrscheinlicher als einen Ausstieg ohne Deal. Das berichtete die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf ein ihr vorliegendes Redemanuskript Mays. May will heute Montag zu Fabrikarbeitern in Stoke-on-Trent sprechen, einer Stadt, die mehrheitlich für den Brexit ist. In ihrer Rede werde sie laut Manuskript sagen, dass sie die Abgeordneten ermahnen werde, es sei ihre Pflicht, das Ergebnis des Referendums umzusetzen. Wenn dies nicht geschehe, werde das Vertrauen in Politiker katastrophal geschädigt.

Daher sollten die Abgeordneten die Folgen ihres Handelns hinsichtlich des Glaubens des britischen Volks an die Demokratie berücksichtigen. Sie glaube nun, dass es wahrscheinlicher sei, dass die Abgeordneten den Brexitvereitelten als ein Austritt ohne Abkommen.

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