Verifizierte MeldungenEin Überblick über die Lage in der Ukraine
dpa
1.3.2022 - 09:54
Satellitenbilder zeigen über 60 Kilometer langen russischen Militärkonvoi vor Kiew
Der Konvoi erstrecke sich über etwa 64 Kilometer und ist damit deutlich länger, als die zunächst berichteten 27 Kilometer, erklärte das in den USA ansässigen Unternehmen Maxar Technologies zu den Aufnahmen.
01.03.2022
Die Lage in der Ukraine bleibt unübersichtlich: Was russische und ukrainische Stellen melden – und was Journalisten selbst verifizieren können. Ein Überblick.
01.03.2022, 09:54
Journalisten der Nachrichtenagentur AP berichten direkt aus der Ukraine über die Lage nach der russischen Invasion. Sie sprechen mit Augenzeugen, sind selbst, wo es möglich ist, vor Ort und wühlen sich durch Behauptungen und Gegenbehauptungen zu militärischen Erfolgen und Falschmeldungen im Internet. Ein Überblick, wo wir am fünften Tag des Krieges stehen, und darüber, was AP bestätigen kann und was nicht:
Wo Journalisten selbst dabei waren
– Rund um die Hauptstadt Kiew waren in der Nacht zum Montag weniger Schüsse und Explosionen zu hören – eine kurze Verschnaufpause vor den Gesprächen zwischen Vertretern Russlands und der Ukraine an der Grenze zu Belarus. Gleich nach Gesprächsende setzte Russland seinen Angriff auf die ukrainische Hauptstadt fort. Gleichzeitig war auf Satellitenbildern ein Dutzende Kilometer langer russischer Militärkonvoi zu sehen, der sich nördlich von Kiew formiert hat.
– Lange Schlangen bildeten sich am Montagvormittag an den Supermärkten in Kiew, nachdem die Leute erstmals seit Beginn einer Ausgangssperre am Samstag wieder ins Freie durften.
– In der Stadt Mariupol im Südosten der Ukraine zwängten sich Dutzende Menschen in eine Sporthalle, um sich vor den Granaten- und Raketeneinschlägen in Sicherheit zu bringen. Die ganze Nacht über harrten sie dort auf Matratzen aus.
– Ebenfalls in Mariupol starb ein sechsjähriges Mädchen, das nach einem russischen Angriff schwer verletzt worden war. Verzweifelt versuchten Ärzte, die Sechsjährige wiederzubeleben – vergeblich.
– Pro-russische Rebellen eroberten die Stadt Nikolajewka in der Region Donezk. Sie haben unterstützt von russischen Soldaten zuletzt Geländegewinne erzielt. Ausgebrannte Autos und Tote zeugen von den Kämpfen.
Mitteilungen von russischer Seite
– Das russische Militär hat Bewohnern von Kiew angeboten, die Stadt über einen Fluchtkorridor zu verlassen. Das schürte Sorgen, dass der befürchtete Sturm auf die Hauptstadt unmittelbar bevorsteht.
– Das russische Militär hat erneut erklärt, es habe volle Kontrolle über den ukrainischen Luftraum. Das hatte es schon am ersten Tag des Krieges getan, es stimmte aber nicht.
– Ein Kreml-Sprecher nannte die neuen Sanktionen unter anderem gegen die russische Zentralbank schwerwiegend. Russland könne den Schaden aber kompensieren. Der Rubel verlor am Montag zeitweise bis zu 30 Prozent an Wert, erholte sich aber dann wieder etwas.
– Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte, dass nach der Anordnung von Präsident Wladimir Putin die Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt worden seien. Das gelte für alle ihre Komponenten: die Abteilung für strategische Raketen, die für bodenbasierte Interkontinentalraketen zuständig ist, die Nord- und Pazifikflotte, die über Interkontinentalraketen verfügen, die von U-Booten abgefeuert werden können, und die atomwaffenfähigen russischen Bomber.
Mitteilungen von ukrainischer Seite
– Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, mindestens 16 Kinder seien unter den bisherigen Todesopfern des Krieges in der Ukraine. Laut der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, konnte ihre Behörde bisher 102 zivile Todesopfer bestätigen. Vermutlich seien es aber viel mehr.
– Selenskyj zufolge sind auch mehr als 4500 russische Soldaten getötet worden. Das russische Militär hat bisher keine Opferzahlen genannt.
– Selensky kündigte an, kampferprobte ukrainische Häftlinge aus dem Gefängnis zu entlassen.
– Das ukrainische Notfallministerium veröffentlichte ein Video von zerstörten und beschädigten Gebäuden in Tschernihiw im Norden des Landes. Unter anderem soll auch ein Kindergarten getroffen worden sein.
Weitere Mitteilungen
– Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) erklärte am Montag, mehr als 500'000 Menschen hätten das Land nach der russischen Invasion in die Ukraine bereits verlassen.
– US-Geheimdienstinformationen zufolge hätte sich Belarus noch am Montag der Militärinvasion Russlands in die Ukraine anschliessen können. Die Entscheidung des belarussischen Staatschefs Alexander Lukaschenko, Soldaten ins Nachbarland zu schicken, hänge vom Ausgang der Gespräche zwischen Russland und der Ukraine ab, sagte ein hoher US-Geheimdienstbeamter. Ob Truppen aus Belarus bereits in der Ukraine sind, war zuletzt nicht bekannt.
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