Coronavirus G7 und EU wollen Finanzkrise verhindern

sda/dpa

24.3.2020

Ein Arbeiter desinfiziert in der syrischen Stadt Kamischli die Strassen.
Ein Arbeiter desinfiziert in der syrischen Stadt Kamischli die Strassen.
Source: KEYSTONE/AP/Baderkhan Ahmad (Symbolbild)

Eurogruppen-Chef Mario Centeno will zu Beratungen der EU-Staats- und Regierungschefs Vorschläge im weiteren Kampf gegen die Corona-Krise vorlegen. Unterdessen sind weltweit rund 2,6 Milliarden Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Ziel sei es, nach der Videokonferenz der Euro-Finanzminister am Dienstagabend dem EU-Gipfel «Lösungen zu unterbreiten», sagte Centeno in einer Video-Botschaft. Es müsse dabei verhindert werden, «dass diese Wirtschaftskrise sich in eine Finanzkrise wandelt», sagte der Eurogruppenchef weiter.

Denn wegen eines massiven Konjunktureinbruchs durch die Corona-Krise haben viele EU-Länder bereits milliardenschwere Hilfsprogramme für ihre Wirtschaft angekündigt.

Die EU-Kommission hat dafür die europäischen Vorgaben für Defizit- und Schuldenziele vorläufig ausser Kraft gesetzt und die Regeln für Staatsbeihilfen gelockert. Ohnehin bereits hoch verschuldete Länder könnten aber Probleme bekommen, wenn sie in der Krise weiter massiv ihre Schulden erhöhen müssen.

Es gehe jetzt «um neue Verteidigungslinien für den Euro», sagte Centeno. Die Video-Konferenz der Eurogruppe werde dazu «den Weg bereiten».

EU-Staaten uneins

Vor dem Treffen waren die Länder uneins, wie sie weiter vorangehen wollen. Das massiv von der Virus-Epidemie getroffene und gleichzeitig hoch verschuldete Italien hatte im Vorfeld «Corona-Bonds» gefordert und wurde dabei von Frankreich unterstützt. Deutschland lehnte aber eine Vergemeinschaftung von Schulden über Eurobonds ab.

Diskutiert wird auch darüber, vorsorgliche Kreditlinien des Euro-Rettungsfonds ESM bereit zu stellen. Länder wie Italien sind hier aber zögerlich, weil Anträge auf ESM-Hilfen von den Märkten als Signal für finanzielle Schwierigkeiten gewertet werden könnten.

Vertrauen wiederherstellen

Auch die grossen Industrienationen der Welt wollen ihre Zusammenarbeit in der Coronaviruskrise verstärken. Es würden Massnahmen ergriffen und die Koordination verbessert, um auf die gesundheitspolitischen, wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen der Virus-Krise zu reagieren, heisst es in einer gemeinsamen Erklärung der Finanzminister und Notenbankchefs der G7-Staaten.

Die Finanzminister kündigten an, sich wöchentlich untereinander abzusprechen, um die Wirkung bisheriger Massnahmen zu prüfen und weitere Schritte einzuleiten. Zu den G7 gehören die Länder Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA.

Wieder mehr Tote in Italien

In Italien starben unterdessen wieder mehr als 700 Menschen innerhalb eines Tages. Damit wurden vorsichtige Hoffnungen auf eine rasche und deutliche Abflachung der Virus-Kurve zunächst gedämpft.

Insgesamt zählte der italienische Zivilschutz bisher 6820 Todesopfer – das waren am Dienstag 743 mehr als am Vortag. In den beiden Tagen davor hatte es jeweils etwas weniger neue Tote gegeben als zuvor. Die Zahl der Menschen, die in Italien positiv auf den Erreger Sars-CoV-2 getestet wurden, stieg auf mehr als 69'000.

In Grossbritannien stieg die Zahl der Toten durch die von dem neuartigen Coronavirus hervorgerufene Lungenkrankheit Covid-19 unterdessen um 87 auf 422. Die Zahl der bestätigten Infektionen liegt inzwischen bei mehr als 8000. Die tatsächliche Zahl dürfte aber erheblich höher sein. In Grossbritannien wurden bislang nur rund 82'000 Menschen getestet.

In Deutschland wurden bislang mehr als 32'400 Infektionen registriert. Mehr als 150 mit Sars-CoV-2 Infizierte sind den Angaben zufolge bislang landesweit gestorben.

Auch in den USA sind von der Corona-Epidemie stark betroffen. Nach Zahlen der Johns-Hopkins-Universität wurden landesweit mehr als 46'800 Infektionen und mehr als 590 Todesfälle bestätigt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte, die USA könnten Europa bald als neues Epizentrum der Pandemie ablösen.

Auch in Südafrika breitet sich das neuartige Coronavirus weiter stark aus. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen habe sich um mehr als 150 neue Fälle auf 554 erhöht. Südafrika ist das am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffene Land in Afrika. Todesfälle gibt es bisher nicht.

In Bewegungsfreiheit eingeschränkt

Nach der Verhängung einer «vollständigen Ausgangssperre» in Indien haben verschiedene Länder weltweit inzwischen für mehr als 2,6 Milliarden Menschen massive Beschränkungen der freien Bewegung angeordnet. Dies geht aus einer Statistik hervor, welche die Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage offizieller Erklärungen führt.

Weltweit infizierten sich laut einer AFP-Zählung bereits mehr als 380'000 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus. An der Lungenkrankheit starben fast 17'000 Menschen.

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