Auch nach dem Demonstrationsverbot für die Pariser Prachtstrasse Champs-Élysées sind in Frankreich wieder Zehntausende «Gelbwesten» auf die Strasse gegangen. 40'500 Menschen protestierten im ganzen Land, davon 5000 in Paris.
Das teilte Innenminister Christophe Castaner am Samstagabend in Paris mit. Am vergangenen Wochenende, als es in der Hauptstadt schwere Ausschreitungen gegeben hatte, waren es landesweit gut 32'000 Menschen gewesen.
Schwere Krawalle blieben den Angaben zufolge aus. «Alle angemeldeten Demonstrationen, in Paris und in den Regionen, verliefen weitgehend ruhig», resümierte Castaner. Gewalt und Plünderungen wurden nach seinen Worten verhindert. Im ganzen Land seien aber mindestens 233 Menschen vorläufig festgenommen worden.
In Paris zogen Demonstranten in Richtung der Kirche Sacré-Coeur im Touristenviertel Montmartre. Um Gewalt und Plünderungen zu verhindern, waren die Prachtstrasse Champs-Élysées und andere Orte für Demonstrationen gesperrt. Die Sicherheitskräfte waren massiv präsent, um das Verbot durchzusetzen. Auch gepanzerte Fahrzeuge waren zu sehen.
Anti-Terror-Soldaten im Einsatz
Erstmals wurden auch Soldaten der Anti-Terror-Mission «Sentinelle» eingesetzt, um Gebäude und Plätze zu schützen und die Polizei zu entlasten.
«Die «Sentinelle»-Einheit ist nicht in Kontakt mit den Demonstranten», versicherte der neue Pariser Polizeichef Didier Lallement. Die französische Regierung von Premier Édouard Philippe hatte Lallements Vorgänger Michel Delpuech erst vor wenigen Tagen gefeuert. Der Militäreinsatz war parteiübergreifend auf Kritik gestossen.
Castaner äusserte sich nach dem landesweiten Einsatz von rund 65'000 Sicherheitskräften zufrieden: «Die Anweisungen wurden gut angewendet.»
In anderen Städten des Landes gab es an zentralen Orten ebenfalls Demonstrationsverbote. In Nizza kam es zu Zusammenstössen von Polizei und Demonstranten, als einige «Gelbwesten» versuchten, in einen abgesperrten Bereich zu gelangen. Staatschef Emmanuel Macron wollte am Sonntagabend in der Nähe von Nizza seinen chinesischen Amtskollegen Xi Jinping zu einem privaten Abendessen treffen.
Es war bereits das 19. Wochenende in Folge, an dem die Bewegung gegen die Reformpolitik von Präsident Macron protestierte. Ihr Ärger hatte sich an der geplanten Erhöhung der Spritpreise entzündet. Der Protest nahm dann aber immer breitere Ausmasse an. Einige der Demonstranten fordern explizit den Rücktritt Macrons.
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