Pilotregion Vorarlberg Offene Restaurants trotz hoher Inzidenz

uri

12.5.2021

Bereits seit dem 15. März 2021 kann die Vorarlberger Gastronomie Gäste im Innenraum bewirten. (Archiv)
Bereits seit dem 15. März 2021 kann die Vorarlberger Gastronomie Gäste im Innenraum bewirten. (Archiv)
Bild: Keystone

Geht es nach Bundesrat Alain Berset, könnten die Restaurants Ende Mai wieder ihre Innenräume öffnen. Das österreichische Bundesland Vorarlberg hat diesen Schritt bereits am 15. März vollzogen – und bewertet das Experiment trotz hoher Fallzahlen als positiv.

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Am heutigen Mittwoch soll Bundesrat Alain Berset dem Gesamtbundesrat laut dem «Blick» vorschlagen, dass Gastronomiebetriebe Ende Mai wieder ihre Innenbereiche öffnen können. Im österreichischen Vorarlberg ist man schon fast zwei Monate soweit und sieht keinen Grund an der Öffnung zu zweifeln. 

Vorarlberg hat unter allen österreichischen Bundesländern mit einer 7-Tage-Inzidenz von zuletzt 164,4 weiterhin die höchsten Fallzahlen. Dabei hatte man noch am 15. März einen sehr tiefen Wert von 70 vorzuweisen. Nach einem weitreichenden Öffnungsprojekt hatten sich die Fallzahlen im April zwischenzeitlich aber fast vervierfacht.

Trotzdem hält das an die Ostschweiz grenzende Bundesland weiter an seinen Plänen als Pilotregion mit kontrollierten Öffnungsschritten fest. Zu diesen gehören auch Aktivitäten für Kinder und Jugendliche, Veranstaltungen und die Gastronomie.

Seit Mitte März sind in Vorarlberg auch Restaurants im Freien und in geschlossenen Räumen wieder bis 20 Uhr offen. Erlaubt sind pro Tisch maximal vier Erwachsene aus zwei Haushalten zuzüglich minderjähriger Kinder. Daneben gelten die übliche Abstandspflicht zwischen den Personengruppen, Registrierungspflicht für Gäste und eine Maskenpflicht, wenn nicht konsumiert wird.

«Die Massnahmen haben starke Wirkung gezeigt»

Und obwohl man in Vorarlberg nicht nur in Sachen Öffnung spitze ist, sondern auch bei den Inzidenzen, bleibt die Regierung in Bregenz vom eigenen Weg überzeugt. Landeshauptmann Markus Wallner sagte dazu am Dienstag an einer Medienkonferenz, die 7-Tage-Inzidenz sei wieder gut gesunken: «Die Massnahmen haben starke Wirkung gezeigt.»

Vor allem aber sei die Lage auf den Intensivstationen stabil, so Wallner – das sei das wichtigste Kriterium für einen Lockdown. Entsprechend sieht er sein Bundesland als «Pate» der nun landesweit anstehenden grossen Öffnung per 19. Mai. Man teste breitflächig weiter, die Öffnungsschritte beim Bund würden dem Vorarlberger Vorbild folgen.

Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher sieht es als Erfolg an, dass die Modellregion es trotz der Lockerungen geschafft habe, seit Mitte März ohne einen erneuten Lockdown durchzukommen. Für die per 26. April auf 237 hochgeschnellte Inzidenz seien auch nicht die Öffnungsschritte verantwortlich, sondern die britische Mutation, die inzwischen 90 bis 100 Prozent der positiven Fälle ausmache. Durch konsequente Bekämpfung der «Brandherde» und Contact Tracing habe die Zahl auf 164 gesenkt werden können – und die Tendenz sei weiter fallend.

Für eine «breitere Sicht der Dinge»

Als weiteren Grund für die teils hohen Fallzahlen nennt der Leiter der Landespressestelle Vorarlberg, Florian Themessl-Huber, auf Nachfrage von «blue News» den massiven Ausbau der Testkapazitäten in Vorarlberg: «Wir machen derzeit weit über 300'000 Tests pro Woche bei 400'000 Einwohnern. Auch dadurch wurden natürlich mehr Personen positiv getestet.»

Themessl-Huber plädiert denn auch für eine «breitere Sicht der Dinge». Die Inzidenz sei ein wichtiger Parameter, «aber bei Weitem nicht der einzige». Die Belegung der Normal- und Intensivbetten in den Spitälern sei eher gering, zudem verzeichne man in Vorarlberg derzeit die «höchste Durchimpfungsquote in Österreich». Diesen Impfeffekt könne man auch «an der niedrigen Auslastung in den Spitälern erkennen».

Die Erfahrungen aus der Testphase seien positiv, so der Mediensprecher. Man habe in den geöffneten Bereichen keine Infektionsherde festgestellt und auch das Ziel erreicht, mehr Leute zum Testen zu bewegen: «Nicht umsonst orientieren sich die österreichweiten Öffnungsschritte an der Modellregion Vorarlberg.»

Österreich öffnet nach 3-G-Regel

Ab dem 19. Mai dürfen in Österreich wieder fast alle Branchen öffnen. Zugleich beendet Österreich damit auch die Quarantänepflicht für Touristen aus Ländern mit niedrigen Ansteckungszahlen. Als Eintrittskarte für Restaurants, Hotels, Sportanlagen und Bühnen gelten dann Impfzertifikate, negative Testergebnisse oder Nachweise einer abgeschlossenen Covid-Erkrankung nach der sogenannten 3-G-Regel: «geimpft, getestet, genesen».

Cluster-Analyse stützt Öffnung der Gastronomie

Gestützt wurde das Vorarlberger Model auch durch eine Cluster-Analyse der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) von Anfang Mai. Das Gesundheitsministerium teilt die Ansicht, dass grössere Cluster in Vorarlberg kaum auf die Öffnungsschritte zurückzuführen waren.

Allerdings hiess es auch, durch die Öffnungen sei die Mobilität der Menschen wieder gestiegen und damit ein gewisses Gefühl der Normalität eingekehrt. Die Folge waren also wohl auch vermehrte soziale Kontakte bei teils weniger strikter Einhaltung der Schutzmassnahmen.