Soziale Sicherheit Gewerkschaften sehen Spielraum für generelle Lohnerhöhungen

fach, sda

6.5.2022 - 13:02

Bereits am 1. Mai forderten die Gewerkschaften bessere Löhne. (Archiv)
Bereits am 1. Mai forderten die Gewerkschaften bessere Löhne. (Archiv)
Keystone

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) hat an seiner Delegiertenversammlung vom Freitag Lohnerhöhungen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert. Aufgrund der Inflation drohten sonst «schmerzhafte Einkommenseinbussen».

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Die Lohnerhöhungen sollen indes nicht nur die Teuerung ausgleichen, sondern auch die Reallöhne steigen lassen, wie es in der Mitteilung des SGB von Freitag heisst. Da die Geschäftslage der Firmen gut sei, bestehe dafür «ganz klar» Spielraum. Zudem hätten sich die Löhne schon vor der Krise zu langsam entwickelt.

Auch bei der Alterssicherung sieht der SGB Handlungsbedarf. So soll nach dem Willen des Gewerkschafts-Dachverbandes der Bundesrat die AHV-Renten rasch an die Teuerung anpassen. Um Kaufkraftverluste zu verhindern, brauche es weiter einen Teuerungsausgleich bei den Pensionskassen-Renten.

Chancen auf höhere Löhne sind intakt

Dass die Löhne zumindest teilweise nach oben angepasst werden, ist durchaus realistisch. Eine am Freitag publizierte Umfrage der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich hat ergeben, dass Unternehmen ein durchschnittliches Lohnwachstum auf Jahressicht von 1,6 Prozent erwarten.

Dies liegt indes knapp unter der vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) im März prognostizierten Jahresteuerung von 1,9 Prozent. Zudem sind die Unterschiede zwischen den Betrieben und Branchen laut der KOF-Umfrage beträchtlich.

Demnach können Angestellte in den Branchen Finanzdienstleistung, Informationstechnologie und Gastgewerbe mit einem Lohnanstieg von 2 Prozent oder mehr rechnen. Rund 1 Prozent Lohnanstieg prognostizieren die Betriebe etwa im Gesundheitswesen oder in der Erziehungswesen. Nur ein schwaches oder gar kein Lohnwachstum erwarten dagegen die Druckbranche oder das Grundstückwesen.

Gesundheitswesen sei unsolidarisch

Die SGB-Delegierten in Bern erörterten zudem die Lage im Schweizer Gesundheitswesen. Die Pandemie habe den unschätzbaren Wert einer flächendeckenden Grundversorgung wie nie zuvor deutlich gemacht. Allerdings sei das Gesundheitswesen nirgendwo in Europa so unsolidarisch finanziert, wie in der Schweiz, schreibt der SGB.

Der SGB forderte deshalb neben der Erhöhung der Prämienverbilligungen ein «ganzheitliches Finanzierungsmodell», das sowohl den Aufbau von Kapazitätsreserven wie auch eine korrekte Umsetzung der Pflegeinitiative mögliche mache.

Thema der Delegiertenversammlung war laut Mitteilung auch die Situation in der Ukraine. Der SGB schliesst sich der Forderung der internationalen Gewerkschaftsbewegung nach einem sofortigen Waffenstillstand durch Russland und einem sofortigen Abzug aller russischen Soldaten aus dem Staatsgebiet der Ukraine an.