Syrien Heftige Kämpfe bei Offensive auf letzte IS-Bastion in Ost-Syrien

AFP/Rouba El Husseini

3.3.2019

Gefangene IS-Kämpfer werden von Kämpfern der kurdisch-arabischen Allianz abgeführt. (Archivbild)
Gefangene IS-Kämpfer werden von Kämpfern der kurdisch-arabischen Allianz abgeführt. (Archivbild)
Bild; Khalid Mohammed/AP

Die Offensive gegen die letzte Bastion der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Ostsyrien geht in die entscheidende Phase. Die von den USA unterstützten Rebellen im Osten Syriens stehen nach eigenen Angaben kurz vor der Einnahme der letzten Siedlung in der Hand der Extremistenmiliz.

Kämpfer der kurdisch-arabischen Allianz haben am Sonntag ihre entscheidende Offensive gegen die letzte Bastion der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Ostsyrien fortgesetzt. Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) wurden bei ihrem Vorstoss auf das Dorf Baghus in der Provinz Deir Essor an der irakischen Grenze von Kampfflugzeugen der US-Luftwaffe unterstützt. An einer anderen Front tötete eine Dschihadistenmiliz mit Verbindungen zu Al-Kaida mehr als 20 Kämpfer regierungstreuer Einheiten.

In etwa 400 Meter Entfernung von der Frontlinie in Baghus hörte ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag unaufhörlich Artilleriefeuer, Schüsse und das Rattern von Maschinengewehren. Nach den Bombardements stiegen schwarze und graue Wolken über den angegriffenen Häuserzeilen in der Nähe eines Zeltlagers am Euphrat-Fluss auf.

Unaufhörliche Bombardements

Ein Luftangriff brachte ein unterirdisches Munitionsdepot zur Explosion. Ein grosser Teil des Zeltlagers wurde zerstört. Von einem Dach aus erklärte ein SDF-Kommandeur, dass sich möglicherweise noch Dschihadisten in unterirdischen Tunneln aufhielten. Die IS-Kämpfer hätten Häuser und Strassen vermint. Ausserdem setzten sie Selbstmordattentäter ein, darunter auch Frauen, sowie mit Sprengstoff präparierte Autos, Mopeds und Fahrräder.

Angehörige französischer Dschihadisten versichern, dass sich im letzten IS-Rückzugsort noch Frauen und Kinder befinden. In den vergangenen Tagen wurden nach SDF-Angaben rund 5000 Menschen – Männer, Frauen und Kinder – aus der Region Baghus herausgeholt. Dort haben sich die verbliebenen IS-Kämpfer auf einer Fläche von weniger als einem Quadratkilometer verschanzt. Unter den Evakuierten waren auch zahlreiche Frauen und Kinder von IS-Kämpfern.

Fast nichts mehr übrig vom «Kalifat»

Die SDF rechnen nach Angaben ihres Sprechers Adnan Afrin damit, dass es bis zu einem vollständigen Sieg über die Dschihadisten in Baghus je nach Entwicklung ein bis drei Wochen dauern könnte. Die von der US-geführten Anti-IS-Koalition unterstützten SDF-Truppen, deren Rückgrat die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) bilden, belagerten Baghus seit Monaten.

Von ihrem «Kalifat», das die Dschihadistenmiliz im Sommer 2014 in Teilen des Iraks und Syriens ausgerufen hatte, ist fast nichts mehr übrig geblieben. In den vergangenen zwei Jahren befanden sich die IS-Kämpfer angesichts verschiedener Offensiven ständig auf dem Rückzug.

Abgetrennte Frauenköpfe

Spuren der grausamen Gewaltherrschaft des Islamischen Staats tauchten wiederholt auf, auch in solchen Gegenden, wo die Dschihadisten vor langer Zeit militärisch besiegt wurden. Die SDF gaben diese Woche die Entdeckung eines weiteren Massengrabs von IS-Opfern bekannt – diesmal in der Nähe von Baghus. Dort seien auch abgetrennte Köpfe von Frauen gefunden worden, hiess es. Vieles spricht dafür, dass sie wegen ihrer Zugehörigkeit zur religiösen Minderheit der Jesiden ermordet wurden.

Nahe der Provinz Idlib töteten mit Al-Kaida verbündete Dschihadisten nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 23 Kämpfer syrischer Regierungstruppen und verbündeter Milizen. Bei den Gefechten im Dorf Masasna im Norden der Nachbarprovinz Hama wurden demnach ausserdem fünf Dschihadisten getötet. Die Gruppe Ansar al-Tauhid habe die Regierungstruppen im Morgengrauen angegriffen. Die in Grossbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von Aktivisten vor Ort. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigte unterdessen die Einrichtung eines Teams zusammen mit Russland an, das den Abzug ausländischer Truppen aus Syrien prüfen soll. Darauf habe er sich mit Präsident Wladimir Putin bei seinem Treffen mit ihm am Mittwoch in Moskau geeinigt. Israel werde nicht erlauben, dass sich der Iran in Syrien militärisch festsetze, sagte Netanjahu bei einer Sitzung seines Kabinetts. Russland, der Iran und die libanesische Hisbollah unterstützen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.

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