Der moderate Politiker Massud Peseschkian hat die Präsidentenwahl im Iran in der zweiten Runde gewonnen
Das gab der Sprecher der Wahlbehörde im Staatsfernsehen bekannt.
06.07.2024
Der gemässigte Herzchirurg Peseschkian besiegt den Hardliner Dschalili. Wie viele seiner Versprechen er umsetzen können wird, ist offen.
06.07.2024, 07:21
06.07.2024, 10:56
dpa
Der Reformer Massud Peseschkian hat die Stichwahl um das Präsidentenamt im Iran gewonnen. Der gemässigt auftretende Herzchirurg und langjährige Parlamentarier konnte nach Angaben der Wahlbehörde 16,3 Millionen Stimmen auf sich vereinen.
Sein Rivale, der Hardliner und frühere Atom-Unterhändler Said Dschalili, musste sich demnach mit 13,5 Millionen Stimmen geschlagen geben. Als Sieger der Stichwahl soll Peseschkian die Nachfolge von Präsident Ebrahim Raisi antreten, der im Mai bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam.
Noch während der Vorsprung Peseschkians bei der Auszählung anwuchs, gingen seine Unterstützer in Teheran und anderen Städten auf die Strassen, um das sich abzeichnende Ergebnis zu feiern. Peseschkian überzeugte die Wähler mit dem Versprechen, sich dem Westen anzunähern und die Durchsetzung des strengen Kopftuchgesetzes zu lockern.
Keine radikalen Veränderungen erwartet
Radikale Veränderungen in der schiitischen Theokratie stellte er indes nicht in Aussicht. Und selbst seine moderaten Ziele dürften von einer iranischen Regierung herausgefordert werden, die weiterhin von Hardlinern dominiert wird, ausserdem durch den Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen und die Sorgen des Westens, dass Teheran seine Bestände nahezu waffenfähig angereicherten Urans weiter erhöht.
Breaking news: Dr. Masoud Pezeshkian, the reformist candidate, is the President of Iran. He beat his ultra hardliner rival by nearly 3 million votes delivering a blow to conservatives.https://t.co/SIfS81FWBo
In der ersten Wahlrunde am 28. Juni war keiner der Kandidaten auf mehr als 50 Prozent der Stimmen gekommen. Zudem wurde die bislang niedrigste Teilnahme bei einer iranischen Wahl verzeichnet. Wie stets seit der Islamischen Revolution von 1979 gelangten Frauen oder Kandidaten, die einen radikalen Wandel fordern, gar nicht erst auf den Stimmzettel.
Angeblich hohe Wahlbeteiligung
Ebenso waren wie üblich keine international anerkannten Wahlbeobachter zugelassen. Regierungsvertreter bis hin zum Obersten Führer Ajatollah Ali Chamenei sagten zum Beginn der Stimmabgabe am gestrigen Freitag eine höhere Beteiligung voraus. Das Staatsfernsehen sendete Bilder von Menschen, die vor Wahllokalen Schlange standen. Videos, die online kursierten, zeigten dagegen auch einige leere Wahlstellen.
Die Wahllokale schlossen nach Mitternacht, nachdem das Zeitfenster zur Stimmabgabe zuvor ausgeweitet worden war. Chamenei hat erklärt, die niedrige Beteiligung in der ersten Runde am 28. Juni sei kein Votum über die schiitische Theokratie des Landes gewesen.
Im Iran sind jedoch viele Menschen von den Folgen jahrelanger Sanktionen, dem brutalen Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Massendemonstrationen und Spannungen mit dem Westen wegen des iranischen Nuklearprogramms desillusioniert.
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