«Ende der Neutralität» Internationale Presse feiert die Schweiz 

toko/tafi

1.3.2022

Schweiz übernimmt EU-Sanktionen gegen Russland

Schweiz übernimmt EU-Sanktionen gegen Russland

Schweiz übernimmt die EU-Sanktionen gegen Russland. Angesichts der fortschreitenden Militärintervention Russlands in der Ukraine hat der Bundesrat am Montag beschlossen, die Sanktionen der EU zu übernehmen.

28.02.2022

Wegen der russischen Militärintervention in der Ukraine übernimmt nun auch die Schweiz die EU-Sanktionen gegen den Aggressor. Die internationale Presse feiert diesen Schritt.

toko/tafi

1.3.2022

Die Schweiz übernimmt alle EU-Sanktionen gegen Russland. Die Ankündigung des Bundesrates werteten internationale Beobachter als bemerkenswert. Dies vor allem, weil die Schweiz bisher scharfe Kritik an Russlands Aktionen mit ihrer traditionellen Linie der Neutralität und ihrem Nimbus als Vermittler zwischen Konfliktparteien in Einklang zu bringen versucht hat.

Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell zeigte sich erfreut über die Kehrtwende Berns. «Ohne die Teilnahme der Schweiz wären unsere Massnahmen nicht so wirksam gewesen wie nötig», sagte Borrell. Es sei demnach eine «sehr gute Nachricht», dass die Schweiz «der Korruption und geheimen Geldern» reicher Putin-Unterstützer den Kampf ansage.

«Ende der Neutralität»

Auch in der internationalen Presse wird der Schritt gefeiert. So schreibt etwa der deutsche «Spiegel» vom «Ende der Neutralität».

Schliesslich sei jene seit 200 Jahren der wichtigste Grundsatz der Schweizer Aussenpolitik und habe das Land von Kriegen verschont und eine prosperierende Wirtschaft ermöglicht.

«Lieblingsdestination» russischer Oligarchen

Auch die «New York Times» schreibt von einer Abkehr der «tief verwurzelten» Neutralität der Schweiz, einer «Lieblingsdestination» russischer Oligarchen. 

Die renommierte US-Zeitung betont explizit auch den Druck aus der Bevölkerung, die ihren Unmut durch Demonstrationen Ausdruck verlieh und verweist darauf, dass die Schweiz auch ihren Ton verschärft habe.

BBC-Korrespondent Imogen Foulkes betont ebenso die grosse Bedeutung des heutigen Schweizer Vorstosses: «Tauschen Sie sich nicht. Dies ist ein grosser Schritt für die Schweiz, die sich oft gefragt hat, was es eigentlich bedeutet, neutral zu sein.»

«Bastion der Neutralität»

Die «Süddeutsche Zeitung» hingegen verweist angesichts des russischen Angriffskrieges vor allem auf den Druck, welcher am Wochenende angestiegen sei.

Die USA Today schreibt, «sogar» die Schweiz sei nun den anderen Staaten gefolgt. Dies sei ein Bruch mit der Neutralitätshaltung des Landes.

Der britische Guardian bezeichnet die Schweiz als eine «Bastion der Neutralität», die nun seinen EU-Nachbarn gefolgt sei.

Die Schritte unterschieden sich demnach «qualitativ» von allem, was die Schweiz zuvor unternommen hatte.

Der Schweizer Bundespräsident Ignazio Cassis: «Einem Aggressor in die Hände zu spielen, ist nicht neutral.»
Der Schweizer Bundespräsident Ignazio Cassis: «Einem Aggressor in die Hände zu spielen, ist nicht neutral.»
Bild: Keystone/Peter Schneider