Europäer warnen Irans Atom-Fortschritt macht den Westen und Israel nervös

AP, phi

12.11.2019

Der Iran reichert nach eigenen Angaben inzwischen mehr als zehnmal so viel radioaktives Material an wie vor dem Atomabkommen. Auch an einem «neuen» Ort wurde spaltbares Material entdeckt.

Die Internationale Atomenergiebehörde hat an einem nicht der UN-Organisation gemeldeten Ort im Iran von Menschen hergestelltes Uran entdeckt.

Die IAEA berichtete am Montag, dass der Iran in mehrfacher Hinsicht gegen das Atomabkommen von 2015 verstosse. Der Iran selbst vermeldete, seine Produktion niedrig angereicherten Urans mehr als verzehnfacht zu haben. Mit dem Uran-Fund bestätigte die IAEA erstmals entsprechende Anschuldigungen der USA und Israels.

Wo genau das Uran entdeckt wurde, schrieb sie in ihrem vertraulichen Quartalsbericht an ihre Mitgliedsstaaten, in den die Nachrichtenagentur AP Einblick hatte, nicht. Bei einem IAEA-Treffen in der vergangenen Woche ging es um eine nicht gemeldete Atomanlage am Rande von Teheran, die der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im vergangenen Jahr als «geheimes atomares Lager» bezeichnet hatte.

Die IAEA berichtete, dass die Vorräte des Irans an niedrig angereichertem Uran weiter zunähmen, der Iran in der Anlage Fordo Uran anreichere und das Metall auf bis zu 4,5 Prozent spaltbaren Materials anreichere. All dies sind Verstösse gegen das Atomabkommen, das dem Iran eine Anreicherung auf bis zu 3,67 Prozent erlaubt.

Als waffenfähig gilt Uran, das auf mindestens 90 Prozent angereichert ist. Je höher der Anreicherungsgrad, desto kürzer der Zeitraum, den der Iran benötigen würde, um genug waffenfähiges Uran für eine Atombombe herzustellen. Bei Abschluss des Atomvertrags lag dieser nach Ansicht von Experten bei einem Jahr. Nach eigener Darstellung verfolgt der Iran mit seinem Atomprogramm friedliche Ziele.

In dem Abkommen hat der Iran mit den fünf UN-Vetomächten und Deutschland vereinbart, sein Nuklearprogramm so zu ändern, dass er keine Atombomben bauen kann. Im Gegenzug sollen Sanktionen aufgehoben werden. Die USA haben sich aber 2018 aus dem Vertrag zurückgezogen und neue Sanktionen verhängt. Daraufhin begann der Iran, gegen zentrale Klauseln des Abkommens zu verstossen, betont aber, dass der Vertrag weiter gelte.

Am 3. November hatte der Iran laut IAEA 373,3 Kilogramm niedrig angereicherten Urans, während es am 19. August 241,9 Kilogramm gewesen seien. Erlaubt seien 202,8 Kilogramm.

Ein Blick in die iranische Nuklearanlage in Fordow Anfang November 2019.
Ein Blick in die iranische Nuklearanlage in Fordow Anfang November 2019.
Bild: IAEO

Aussenminister der Europäischen Union unterstrichen bei einem Treffen in Brüssel ihre Unterstützung für das Abkommen, wie die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini mitteilte. Der Vertrag habe weiterhin grosse Bedeutung für «unsere Sicherheit», selbst wenn es zunehmend schwierig sei, ihn zu bewahren.

Der Chef der iranischen Atomenergie-Organisation, Ali Akbar Salehi, sagte der Nachrichtenagentur AP: «Ich glaube, der tägliche Umfang der Uran-Anreicherung in Natans und Fordo ist 5,5 Kilogramm.» Zuvor waren es 450 Gramm pro Tag.

Präsident Hassan Ruhani wies darauf hin, dass das UN-Waffenembargo gegen Iran laut Vertrag im Oktober kommenden Jahres aufgehoben werden soll. «Wenn wir das Nuklearabkommen retten, wird Irans Waffenembargo aufgehoben und wir können Waffen kaufen oder unsere Waffen an die Welt verkaufen», sagte er. Es ist allerdings offen, ob die Vereinten Nationen unter den gegebenen Umständen das Embargo tatsächlich aufheben.

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