Tabubruch im Iran Junge Sängerin gibt Konzert ohne Kopftuch – und trotzt den Mullahs

Lea Oetiker

13.12.2024

Konzert ohne Kopftuch – junge Sängerin trotzt den Mullahs

Konzert ohne Kopftuch – junge Sängerin trotzt den Mullahs

Parastoo Ahmadi hat in Teheran ein Konzert ohne Kopftuch und in einem Kleid gegeben. Dinge, die im Iran für Frauen verboten sind. Das Regime hat nun ein Verfahren gegen Ahmadi und die Band eröffnet.

13.12.2024

Parastoo Ahmadi hat in Teheran in einem ärmellosen Kleid und ohne Kopftuch ein virtuelles Konzert gegeben – Dinge, die im Iran für Frauen verboten sind. Das Regime hat ein Verfahren gegen die Sängerin eröffnet.

Lea Oetiker

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die junge Sängerin Parastoo Ahmadi singt am 11. Dezember in Teheran ohne Kopftuch. Das gilt als Tabubruch.
  • Nun wurde ein Verfahren gegen Ahmadi und die Band eröffnet.
  • Demnächst soll ein neues Gesetz in Kraft treten, das Frauen drakonisch bestraft, wenn sie ihr Kopftuch ablegen.

Sie singt persische Pop-Balladen, trägt kein Kopftuch, sondern ein langes schwarzes ärmelloses Kleid. Dinge, die für Frauen im Iran verboten sind. Dinge, für die Frauen im Iran streng bestraft werden. 

Die junge Sängerin Parastoo Ahmadi hat es am Mittwochabend, am 11. Dezember, trotzdem getan. Auf ihrem Youtube-Kanal konnte man die Aufführung mitverfolgen. Auf der Schrifttafel, die zu Beginn eingeblendet wird, steht: «Es ist mein Recht, für das Land und die Menschen zu singen, die ich leidenschaftlich liebe.»

Für ihren Auftritt an einem unbekannten Ort ohne Publikum in der iranischen Hauptstadt Teheran wird Ahmadi und ihre vierköpfige Band in den sozialen Medien gefeiert. Innert eines Tages hat das Video auf Youtube über 800'000 Aufrufe erzielt, mehr als 22'000 Kommentare befinden sich darunter. Von einem Tabubruch ist die Rede, von einer historischen Premiere und von grossem Mut.

Verfahren wurde eröffnet

Als Reaktion auf das Konzert hat die Islamische Republik ein Verfahren gegen die Sängerin und ihre Band angekündigt. Grund dafür: «Nichteinhaltung rechtlicher und religiöser Vorschriften», wie «Mizan News», das offizielle Organ der iranischen Justiz, auf ihrer Website schreibt.

Weiter steht dort, dass das Konzert «illegal» gewesen sei, da es «keine Genehmigung» hatte und den «kulturellen und rechtlichen Standards des Landes nicht entspricht».

In den letzten Jahren hat sich der Protest vieler iranischer Frauen gegen die strengen islamischen Gesetze intensiviert. Im Herbst 2022 gingen Massen unter dem Motto «Frau, Leben, Freiheit» gegen die repressive Politik des Mullah-Regimes auf die Strassen. Die Demonstrationen wurden gewaltsam niedergeschlagen.

Doch der innenpolitische Druck auf das Regime ist gestiegen. Viele Frauen in den Metropolen wehren sich gegen die strenge Kopftuchpflicht und widersetzen sich als Zeichen des Protests und der Selbstbestimmung den islamischen Dresscodes.

So auch eine Studentin Anfang November. Sie lief in Unterwäsche auf dem Gelände der Universität Azad in Teheran herum. Sie hatte ihre Kleidung aus Protest ausgezogen, nachdem sie von der Sittenpolizei kontrolliert worden war.

Neues Gesetz will Frauen mit drakonischen Strafen bestrafen

Später kündigte das iranische Regime an, Zentren in Teheran zu eröffnen, in denen Frauen behandelt werden sollen, die das Kopftuch nicht tragen wollen. Die Klinik soll von der «Zentrale für die Förderung der Tugend und die Verhinderung des Lasters» beaufsichtigt werden. Eine Behörde, die für die Durchsetzung strenger religiöser Normen zuständig ist. 

Zudem steht derzeit ein neues Gesetz im Iran zur Debatte, das Frauen mit drakonischen Strafen wie Auspeitschung, Gefängnis oder sogar Hinrichtung droht, wenn sie sich dem Kopftuchzwang widersetzen. Das neue Gesetz wurde ursprünglich als Reaktion auf die landesweiten Proteste gegen das Regime geschaffen.

Doch wie die Nachrichtenagentur SDA diese Woche berichtete, hätte das neue Kopftuchgesetz diesen Freitag eingeführt werden sollen. Aber die heftige Kritik bewirkte, dass die Strafreform offenbar wieder auf Eis gelegt wurde: Im Sicherheitsrat sei man zu dem Schluss gekommen, dass die Verabschiedung des Kopftuchgesetzes um einige Monate verschoben werden müsse.