Friedensnobelpreis Friedensnobelpreis für Kampf gegen Sexualverbrechen als Kriegswaffe

AP/tjb/dpa

5.10.2018

Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an einen Frauenarzt aus dem Kongo und an eine irakische Menschenrechtsaktivistin.

Die Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad und der Arzt Denis Mukwege erhalten in diesem Jahr den Friedensnobelpreis. Das teilte das norwegische Nobelkomitee in Oslo mit. Mukwege erhalte den Preis für seinen Einsatz für Mädchen und Frauen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Die Jesidin Murad, die selbst Opfer von Kriegsverbrechen wurde, wird für ihren Mut ausgezeichnet, sich für andere Opfer einzusetzen.

Die heute 25-jährige Murad macht als Sonderbotschafterin der Vereinten Nationen auf die Qualen der IS-Opfer aufmerksam. Murad selbst wurde in Mossul auf einem Sklavenmarkt an einen Mann verkauft, der sie später an einen anderen weiterverkaufte. Diesem entfloh sie beim Kauf einer Burka. Eine Familie half ihr schliesslich, ins kurdische Grenzgebiet zu kommen, wo sie in einem Flüchtlingslager nahe Dohuk Unterschlupf fand. Murad lebt heute in Baden-Württemberg (D), wo rund 1000 Jesidinnen aus dem Nordirak Schutz gefunden haben.

«Der Friedensnobelpreis 2018 ist eine wohlverdiente Ehre für unsere Sonderbotschafterin Nadia Murad», lobte Juri Fedotow, Direktor des UN-Büros für Drogen und Kriminalität. Murad erinnere mit ihrer eigenen Geschichte daran, dass «wir immer den Leuten zuhören müssen, die am meisten von den kriminellen Taten betroffen sind, die wir unterbinden wollen.»

Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr zur Hälfte an die Frauenrechtlerin Nadia Murad, die auf die Qualen der Opfer des Islamischen Staats aufmerksam macht.
Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr zur Hälfte an die Frauenrechtlerin Nadia Murad, die auf die Qualen der Opfer des Islamischen Staats aufmerksam macht.
Keystone

Denis Mukwege, der zweite Preisträger, gründete 1999 das Panzi-Krankenhaus in Bukavu im Osten des Kongo. Während und nach eines Krieges, der Ende der 1990er und Anfang der 2000er herrschte, kamen immer mehr Opfer von sexueller Gewalt in seine Klinik. «Es war ein Alptraum», erinnert er sich. Mehr als 50'000 Frauen haben er und sein Team schon behandelt.

Mukwege wurde 1955 als Sohn eines Pastors in Bukavu geboren. Er studierte in Burundi Medizin und lies sich später in Frankreich zum Gynäkologen ausbilden. Heute bemüht er sich zunehmend, nicht nur die physischen, sondern auch die psychischen Wunden der Opfer zu heilen. Als Menschenrechtler setzt er sich zudem auf politischer Ebene dafür ein, Vergewaltigungen als Kriegswaffe ein Ende zu setzten.

Lob von der deutschen Kanzlerin

«Das sind zwei großartige Preisträger, die beide für sich für den Schrei nach Menschlichkeit stehen - inmitten unvorstellbarer Grausamkeiten, die Menschen anderen Menschen antun», erklärte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nach der Bekanntgabe der diesjährigen Preisträger.

In diesem Jahr waren 216 Persönlichkeiten und 115 Organisationen für den renommiertesten politischen Preis der Erde nominiert worden. Im Gegensatz zu den weiteren Nobelpreisen wird der Friedensnobelpreis am 10. Dezember – dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel – nicht in Stockholm, sondern in Oslo verliehen. Er ist mit neun Millionen schwedischen Kronen (eine Million Franken) dotiert.

Die ersten Friedensnobelpreisträger waren 1901 der Gründer des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, der Schweizer Henry Dunant, und der französische Ökonom Frédéric Passy, der die Ansicht vertrat, ein freier Handel unter Nationen fördere den Frieden. 2017 ging die Auszeichnung an die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican) für ihre weltweiten Bemühungen zur Abrüstung.

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