Noch ist FlauteAsiatische Reise-Hotspots sehnen sich nach chinesischen Touristen
dpa/twei
26.1.2023 - 23:55
Vor der Pandemie bescherten chinesische Reisende den touristischen Hotspots Asiens Millionen-Einnahmen. Nun wartet die Reisebranche in Hongkong, Bali oder Chiang Mai sehnlichst auf ihre Rückkehr.
DPA, dpa/twei
26.01.2023, 23:55
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Rund um das Tha-Phae-Tor im thailändischen Chiang Mai sonnten sich diese Woche nur wenige Besucher – das historische Stadttor ist einer von vielen Hotspots, die noch immer auf die Rückkehr von Millionen chinesischer Reisender warten. An den Stränden und in den Tempeln von Destinationen wie Bali und Chiang Mai herrscht so viel Betrieb wie seit Ausbruch der Pandemie vor drei Jahren nicht mehr, aber es ist immer noch relativ ruhig.
Chanatip Pansomboon ist dennoch optimistisch. Er verkauft Erfrischungsgetränke in der Chinatown von Chiang Mai, einer malerischen Stadt im Norden Thailands. Chanatip ist zuversichtlich, dass es mit zunehmenden Flügen aus China nur eine Frage der Zeit ist, bis auch der Tourismus wieder zunimmt. «Das wird grossartig, wenn viele von ihnen zurückkehren können, weil sie über Kaufkraft verfügen», sagt er.
Vor allem die Wiederaufnahme von Gruppenreisen aus China wird Besucher bringen. Da die Flüge mehr als das Dreifache des üblichen Preises kosten, sind es im Moment nur Einzelreisende, die sich Reisen ins Ausland leisten können.
Thailand erwartet Gruppenreisen ab 6. Februar
Dazu gehört auch die Ärztin Chen Jiao Jiao, die mit ihren Kindern der feuchten Kälte von Shanghai entfloh und nun vor dem roten Backstein-Tor für Fotos posiert – ihre erste Auslandsreise seit Auftreten des Virus in China. «Nach drei Jahren Pandemie und einem strengen Winter öffnet sich jetzt alles», sagt Chen. «Für uns Chinesen ist es die erste Wahl, Chiang Mai zu besuchen, weil das Wetter warm ist und die Leute hier sehr warmherzig sind.»
2019 besuchten 1,2 Millionen chinesische Touristen Chiang Mai und sorgten für 450 Millionen Dollar Einnahmen (413 Millionen Franken) – Geld, das ist der gesamten Region schmerzlich vermisst wird, seit die Länder ihre Grenzen für die meisten Reisen schlossen.
Gruppenreisen sollen ab 6. Februar wieder aufgenommen werden, doch die Zahl der Touristen werde davon abhängen, wie viele Flüge stattfinden, sagt Suladda Sarutilawan, Direktorin des Büros der thailändischen Tourismusbehörde in Chiang Mai. Demnach hofft Thailand 2023 auf 500'000 bis 600'000 Besucher aus China.
Reisebüros mussten schliessen
Der chinesische Geschäftsmann Li Wei aus Shanghai ist mit seiner siebenköpfigen Familie gekommen. Natürlich würden gerne mehr Chinesen kommen, betont er: «Da Visa und Flüge noch nicht wieder normal funktionieren, werden die Touristen vielleicht erst in den nächsten Monaten kommen.»
Weiter südlich, auf der indonesischen Ferieninsel Bali, waren die Geschäfte und Restaurants – einige mit festlichen roten Laternen und roten und goldenen Umschlägen für die Geldgeschenke zum Neujahrsfest geschmückt – noch relativ leer. Der erste Direktflug aus China seit Ende der Pandemie landete am Sonntag und brachte 210 Touristen aus dem südchinesischen Shenzhen, die mit Blumengirlanden und Tanzvorführungen begrüsst wurden.
«Vor Covid arbeiteten wir mit Reisebüros, die sich um chinesische Touristen kümmerten und uns jeden Tag Gäste aus China brachten, aber seit sie geschlossen haben, gibt es viel weniger Gäste», betont Made Sutarma, Besitzer eines Fischrestaurants in Balis Stadtteil Jimbaran. Nyoman Wisana ist Manager eines chinesischen Restaurants und «sehr froh», dass chinesische Touristen zurückkehren – nach drei langen Jahren, in denen es fast keine Gäste gegeben habe.
«Wir sind sehr besorgt darüber»
Von Januar bis November letzten Jahres besuchten weniger als 23'000 chinesische Touristen Bali, und nur ein Viertel der 80 Reiseveranstalter der Insel, die hauptsächlich chinesische Kunden betreuen, waren aktiv, wie Putu Winastra erklärt, Vorsitzender der Bali Association of Indonesian Tours and Travel Agencies: «Wir sind sehr besorgt darüber.» Indonesien entwickelt nach seinen Angaben Programme, um mehr chinesische Touristen anzulocken, und prüft unter anderem die Aufnahme von Direktflügen von Metropolen wie Peking, Shanghai und Guangzhou.
Unter den wenigen chinesischen Touristen, die nach monatelangen strengen Pandemiemassnahmen wieder nach Bali reisen konnten, war die Stimmung gut: «Mir geht es fantastisch, weil ich in den vergangenen drei Jahren nicht ins Ausland gereist bin und auch keinen Urlaub in Südostasien verbracht habe», sagte Li Zhaolong, der einen Tag am Strand genoss. «Bali ist ein sehr schöner Ort, ich bin also sehr froh, hierher zu kommen.»
Die Casinos in der Glücksspiel-Enklave Macao und auch beliebte Touristenorte in Hongkong, einer ehemaligen britischen Kolonie, waren zwar besser besucht als sonst, aber immer noch leerer als in den Tagen vor Corona. Normalerweise sind der reizvolle Ocean Park oder der Wong-Tai-Sin-Tempel mit seiner Neun-Drachen-Mauer voll mit Besuchern vom chinesischen Festland.
Niedrige Flugfrequenz treibt Preise nach oben
Der Reisefachmann Leo Guo verbrachte eine Woche mit seiner Familie in Hongkong und besuchte Disneyland, den Hausberg Victoria Peak und den Hafen mit seiner berühmten Skyline. Auch zum Shoppen war genug Zeit. «Für Chinesen vom Festland ist Hongkong eine besondere Stadt, die sich von anderen chinesischen Städten unterscheidet», sagt Lee. «Für uns ist es ein Top-Reiseziel.»
In Australien betont Eric Wang vom China-Reiseveranstalter CBT Holidays in Sydney, dass die hohen Reisekosten chinesische Touristen immer noch fernhielten, auch wenn die chinesischen Fluggesellschaften wieder mehr Flüge anböten.
Vor der Pandemie entfiel fast ein Drittel aller Tourismusausgaben in Australien auf Chinesen, 2019 waren es mehr als 1,4 Millionen Besucher aus China. Wie Japan, die USA und einige andere Länder verlangt auch Australien von Besuchern aus China einen Coronavirus-Test vor Antritt ihres Flugs. Wang sieht darin kein ernsthaftes Hindernis. «Es geht eher um die Fluggesellschaften, denn die Flugfrequenz ist noch nicht wieder normal, so dass die Tarife etwa fünf Mal höher sind.»