Vor wenigen Monaten drohte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un noch mit seinem «Atomknopf». Jetzt setzt er einen historischen Schritt auf südkoreanischen Boden. Doch jenseits aller Symbole bleibt die Frage: Wie lässt sich der Atomkonflikt lösen?
Es ist ein Bild für die Geschichtsbücher: Die Staatschefs beider koreanischer Staaten stehen sich zwischen zwei blauen Baracken im Grenzdorf Panmunjom gegenüber, schütteln sich lächelnd die Hände und tauschen Worte der Begrüssung. «Es ist schön, Sie zu sehen», sagt Südkoreas Präsident Moon Jae In (65) zu seinem jüngeren Gast Kim Jong Un (34) aus Nordkorea. Er bittet ihn, eine Betonschwelle im Boden zu übertreten, die seit dem Bruderkrieg vor 65 Jahren die Trennlinie zwischen beiden Ländern markiert.
Beide Politiker wollen die Atomwaffen auf der Koreanischen Halbinsel vollständig abschaffen. Das erklärten Kim und Moon in einer gemeinsamen Stellungnahme bei ihrem Gipfeltreffen. Konkrete Schritte, wie dieses Ziel erreicht werden soll, wurden nicht genannt.
Ziel sei «eine atomfreie Koreanische Halbinsel durch eine vollständige Entnuklearisierung», hiess es. Beide Seiten versicherten, einen Krieg werde es nicht geben. Präsident Moon soll der Erklärung zufolge im Herbst nach Nordkorea reisen. Nord- und Südkorea verständigen sich auch darauf, ihre Militärgespräche im kommenden Monat wiederaufzunehmen, um die Spannungen zu reduzieren. Ausserdem sollen durch den Korea-Krieg getrennte Familien wieder die Möglichkeit bekommen, sich im Grenzgebiet zu treffen.
Symbolische Gesten statt «Atomwaffenknopf»-Drohung
Vor Monaten war das alles für die Südkoreaner noch unvorstellbar. Kim hatte am Neujahrstag noch mit dem «Atomwaffenknopf» auf seinem Schreibtisch gedroht, nun betritt als erster Machthaber Nordkoreas südkoreanischen Boden. Nach dem ersten Handschlag und dem historischen Schritt in Richtung Süden bittet Kim dann in einer überraschenden Geste den südkoreanischen Präsidenten, seinerseits die Schwelle zum Norden zu überschreiten. Für einen kurzen Moment ist Moon auf nordkoreanischem Territorium.
Es sind diese symbolhaltigen Bilder, die an dem sonnigen Freitagmorgen von Südkorea um die Welt gehen und erneut die Hoffnung auf eine Aussöhnung beider Länder und damit eine Befriedung der koreanischen Halbinsel befeuern. Südkorea setzte bei den Vorbereitungen des Gipfels alles daran, die Bedingung für eine gute Atmosphäre zu schaffen. Es geht um Nordkoreas Atomprogramm, eine Friedenslösung und nicht weniger als um die Zukunft beider Koreas.
Symbolhaltig ist auch der Ort des Treffens. Das einstmals ganz normale Dorf Panmunjom ist der Ort an der schwer bewachten innerkoreanischen Grenze, an dem 1953 das Waffenstillstandsabkommen zur Beendigung des Korea-Krieges unterzeichnet wurde. Er liegt mitten in der vier Kilometer breiten demilitarisieren Zone, die als Pufferzone dient und beide Länder von Feindseligkeiten abhalten soll. Ein Friedensvertrag ist bis heute nicht geschlossen worden.
Kurze Zeit nach der ersten Begrüssung posieren beide Staatschefs mit zwei elfjährigen Schülern aus einem nahe gelegenen Dorf. Kim zeigt sich in seinem typischen schwarzen Mao-Anzug, Moon im klassischen Herrenanzug mit blauer Krawatte. Kim, der vor einigen Wochen in China war, ist seit seiner Machtübernahme Ende 2011 erst das zweite Mal offiziell auf Auslandsreise - doch diesmal kostete es ihn nur einige Schritte von der nordkoreanischen Seite über die Grenze bei Panmunjom.
Erstaunlich offener Gipfel
Doch wie gross ist der Unterschied zum China-Besuch, der bis zur Rückkehr Kims mit seinem Sonderzug nach Pjöngjang geheimgehalten worden war. Jetzt werden die Bilder des Gipfels sogar live in die Welt ausgestrahlt. Die Kameras halten direkt auf das Gesicht des fülligen Kim, der beim Eintrag ins Gästebuch im Friedenshaus von Panmunjom schweratmig wirkt und etwas schwitzt. «Ein neues Kapitel der Geschichte beginnt jetzt», schreibt er. Es solle ein «neues Zeitalter des Friedens» werden.
Schon zweimal gab es ein Spitzentreffen beider Staaten, 2000 und 2007 in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang. Schon 2007 erklärten beide Seiten, für eine Denuklearisierung und Friedenslösung zusammenarbeiten zu wollen. Doch die Hoffnung auf eine dauerhafte Aussöhnung zerstob nicht lange nach dem zweiten Treffen des damaligen Präsidenten Roh Moo Hyun mit Kim Jong Uns Vater Kim Jong Il. Der Atomstreit verschärfte sich in den Jahren wieder.
Am Freitag tauschen Kim und Moon bei ihren einleitenden Gesprächen Freundlichkeiten aus und äussern die Hoffnung auf gegenseitige Besuche, wollen erstmal eine persönliche Verbindung herstellen. Die Kernfrage des Gipfels aber, die Denuklearisierung, umgehen sie zunächst vor den Kameras. Erst hinter verschlossenen Türen geht es dann um atomare Abrüstung.
Moon hatte angekündigt, mit Kim auch über eine dauerhafte Friedenslösung und die Verbesserung der Beziehungen zu sprechen. Die Erwartungen, bei der Denuklearisierung einen sofortigen Durchbruch erzielen zu können, waren jedoch eher gering.
Nordkorea bleibt Atomwaffenstaat
Hoffnungen auf eine baldige, komplette Beseitigung des nordkoreanischen Atomprogramms dürften aus Sicht des Experten Andrej Lankow enttäuscht werden. «Nordkoreas ist ein Atomwaffenstaat», sagte der Professor der südkoreanischen Kookmin-Universität. «Das ist eine Tatsache. Sie haben Atomwaffen und können sie explodieren lassen. Wir müssen uns mit der Realität auseinandersetzen.»
Aber das ist genau der Punkt: Die USA und ihre Verbündeten Südkorea und Japan wollen Nordkorea niemals als Atommacht anerkennen. Sie verlangen einen kompletten, überprüfbaren und nicht umkehrbaren Abbau des Programms. Und so war US-Präsident Donald Trump als unsichtbarer Dritter in Panmunjom schon irgendwie dabei. In wenigen Woche will er selber Kim treffen. Dann geht es vor allem um die Atomfrage.
Trump ist überzeugt, dass es seiner harten Linie und dem «maximalen Druck» der Weltgemeinschaft zu verdanken sei, dass Kim auf seinen plötzlichen Annäherungskurs geschwenkt ist. Der Korea-Gipfel ist somit nur ein Warmlaufen für das Treffen Kims mit Trump, da eine grundlegende Lösung des Atomkonflikts nur von den USA und Nordkorea zu erreichen ist.
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Galionsfigur mit Kettensäge: Im ungarischen Szilvásvárad streckt sich ein Feuerwehrmann auf dem Dach eines Zugs, um einen Ast abzusägen, der unter der Schneelast heruntergebrochen ist und die Bahnstrecke blockiert. (25.1.2021)
Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
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