Grossbritannien Leichen in Lastwagen vermutlich allesamt aus Vietnam

SDA / tasc

2.11.2019 - 09:53

Der schreckliche Fund von 39 Leichen in einem Lastwagen in Grossbritannien beschäftigt die internationale Politik. Menschenhandel sei ein «schweres Verbrechen», erklärte eine Sprecherin des vietnamesischen Aussenministeriums. Alle Opfer stammen vermutlich aus ihrem Land in Südostasien.

Nach dem Fund von 39 Leichen in einem Lastwagen nahe London hat die Regierung in Hanoi Menschenhandel scharf verurteilt. Menschenhandel sei ein «schweres Verbrechen», erklärte eine Sprecherin des vietnamesischen Aussenministeriums am Samstag.

Der Vorfall in Grossbritannien sei eine «menschliche Tragödie» und müsse Konsequenzen haben. Vietnam appelliere deshalb an die Länder in der Region, die Zusammenarbeit im Kampf gegen das Schlepperwesen zu verstärken.

Die britische Polizei hatte am Freitag erklärt, sie gehe davon aus, dass es sich bei den in einem Kühllastwagen gefundenen Leichen um vietnamesische Staatsbürger handelt. Die Identifizierung sei aber noch nicht vollständig abgeschlossen.

«In diesem Moment nehmen wir an, dass alle Opfer vietnamesische Bürger sind, wir stehen deswegen in Kontakt mit der vietnamesischen Regierung.» Die Polizei hatte die Leichen nach der Entdeckung in einem Kühllaster zunächst für Chinesen gehalten.

«Wir stehen in direktem Kontakt mit mehreren Familien in Vietnam und Grossbritannien, und wir glauben, einige Familien den Opfern zugeordnet zu haben, deren Reise in einer Tragödie an unseren Ufern endete», sagte Smith laut Erklärung. Nach örtlichen vietnamesischen Medienberichten haben bis zu 28 Familien in den zentralen Provinzen Ha Tinh und Nghe An Angehörige als vermisst gemeldet.

Mehrere Festnahmen

In Vietnam waren am Freitag im Zusammenhang mit diesem Fall zwei Menschen festgenommen worden. Nähere Angaben machten die Behörden zunächst nicht. Zuvor waren bereits mehrere Personen unter dem Verdacht des Menschenschmuggels festgenommen worden. Allerdings ging es dabei um Menschenschmuggel in die USA und nach Taiwan.

Inzwischen wurde in Irland ein weiterer Verdächtiger festgenommen worden. Sicherheitskräfte vollstreckten am Freitag einen europäischen Haftbefehl gegen einen 23-Jährigen, wie die britische Polizei mitteilte. Die Behörde kündigte an, die Auslieferung des Verdächtigen zu beantragen, der aus dem britischen Nordirland stammt. Ihm werden Totschlag in 39 Fällen sowie Menschenhandel und Einwanderungsvergehen vorgeworfen. Zudem forderte die Polizei zwei verdächtige und ebenfalls aus Nordirland stammende Brüder auf, sich den Behörden zu stellen.

Anklage wegen Menschenhandels

«Wir brauchen Sie, um diese Untersuchung zu unterstützen», sagte Chefinspektor Daniel Stoten von der Polizei der Grafschaft Essex in der nordirischen Hauptstadt Belfast an die Männer gerichtet. Die Polizei habe mit dem älteren Bruder telefoniert. Nähere Angaben zu dem Gespräch machte Stoten nicht. Es sei aber unerlässlich, die 40 und 34 Jahre alten Männer persönlich zu verhören.

Die Brüder betreiben ein Transportunternehmen in der nordirischen Stadt Armagh. Sie werden wegen Totschlags und Menschenhandels gesucht, nachdem am 23. Oktober die Leichen von 31 Männern und 8 Frauen in einem Kühllaster entdeckt worden waren. Der Fahrer des Wagens, ein 25-jähriger Nordire, wurde bereits wegen Totschlags in 39 Fällen, Beteiligung an Menschenhandel, Beihilfe zur illegalen Einwanderung sowie Geldwäscrei angeklagt. Drei weitere Verdächtige kamen gegen Kaution frei.

Bei den Toten handelt es sich vermutlich um ins Land geschleuste Migranten. Die Zugmaschine des Lastwagens, in dem die Leichen gefunden wurden, war aus Irland gekommen. Der Auflieger wurde per Schiff über den belgischen Hafen Zeebrugge in den englischen Hafen Purfleet gebracht.

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