Frankreich Macron will Bürgerdialog über Streitthema Sterbehilfe starten

SDA

13.9.2022 - 16:26

Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich Foto: Eric Gaillard/Reuters Pool/AP/dpa
Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich Foto: Eric Gaillard/Reuters Pool/AP/dpa
Keystone

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will eine breit angelegte Debatte über das sensible Thema Sterbehilfe anstossen.

Ein Bürgerkonvent soll sich ab Oktober mit der Materie befassen, wie der Élyséepalast am Dienstag in Paris mitteilte. Ergebnisse sollen im März vorliegen und mögliche Gesetzesänderungen bis Ende kommenden Jahres getroffen werden.

In Frankreich ist die aktive Sterbehilfe, also einem Menschen ein tödlich wirkendes Mittel zu verabreichen, verboten. Passive Sterbehilfe durch das Abschalten von Apparaten und indirekte Sterbehilfe, bei der starke Medikamente Schmerzen lindern und als Nebenwirkung das Sterben beschleunigen, sind zulässig.

Frankreichs Ethikrat schrieb in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme, dass eine ethische Anwendung aktiver Sterbehilfe unter bestimmten strengen Voraussetzungen denkbar sei. Zugang sollten etwa nur unheilbar kranke Erwachsene haben, die nicht zu lindernde körperliche oder psychische Leiden haben und deren Erkrankung mittelfristig lebensgefährlich ist. Für Gesundheitspersonal solle es die Möglichkeit geben, die aktive Sterbehilfe persönlich abzulehnen – verbunden mit der Pflicht, die Betroffenen weiterzuvermitteln.

Das Thema ist in Frankreich durchaus umstritten. Mehrfach hatten Fälle von Schwerkranken, die sterben wollten oder um deren Tod jahrelang gerungen wurde, für heftige Debatten in der Gesellschaft gesorgt. Diskussionen im Parlament über eine Änderung der rechtlichen Grundlagen führten in Macrons letzter Amtszeit zu keinem Ergebnis. Zeitgleich mit dem Bürgerdialog will die Regierung nun auch mit Mitgliedern der Parlamentskammern erneut über Sterbehilfe reden.