Nach Sturm aufs KapitolMann mit Hörner-Kopfschmuck festgenommen
SDA/tgab
10.1.2021
Am Samstag wurde Jacob Chansley aus Arizona, dessen Bild beim Sturm auf das Kapitol um die Welt ging, festgenommen. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Washington mit.
Bereits am Freitag sei Adam Johnson aus Florida von der Polizei aufgegriffen worden – er soll das Rednerpult der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses im Kapitol entwendet haben. Auch ein Mitglied des Abgeordnetenhauses des Bundesstaats West Virginia, Derrick Evans, sei festgenommen worden.
Die Staatsanwaltschaft teilte mit, den drei Männern würden vor einem Bundesgericht illegales Eindringen in ein besonders gesichertes Gebäude sowie gewaltsames Eindringen und ungebührliches Verhalten auf dem Gelände des Kapitols zur Last gelegt. Johnson (36) müsse sich zusätzlich wegen des Vorwurfs des Diebstahls von Regierungseigentum verantworten.
Die Staatsanwaltschaft teilte mit, Evans habe ein Video von seinem Eindringen ins Kapitol live auf seiner Facebook-Seite gezeigt. Das Abgeordnetenhaus von West Virginia veröffentlichte am Samstag eine Mitteilung des 35-Jährigen, in der dieser seinen Rücktritt erklärte: «Ich übernehme die volle Verantwortung für meine Handlungen und bedauere zutiefst jede Verletzung, jeden Schmerz und jede Verlegenheit, die ich meiner Familie, meinen Freunden, meinen Wählern und meinen Mitbürgern in West Virginia zugefügt haben könnte.»
Mit Angriff auf Parlament geprahlt
Chansley (33) – der sich Jake Angeli nennt – hatte im Sender NBC News mit dem Angriff auf das Parlament geprahlt. «Die Tatsache, dass ein Haufen unserer Verräter im Amt sich verbarrikadierte, Gasmasken aufsetzte und sich im unterirdischen Bunker zurückzog, halte ich für einen Sieg», sagte er. Aus den von der Staatsanwaltschaft veröffentlichten Unterlagen geht hervor, dass Chansley am Donnerstag selber bei der Bundespolizei FBI in Washington anrief und bestätigte, dass er der Mann mit dem Hörner-Kopfschmuck gewesen sei. Chansley habe erklärt, dass er aus Arizona angereist sei, weil Trump alle «Patrioten» für Mittwoch nach Washington gerufen habe.
Der als Schamane verkleidete Chansley ist ein bekennender Anhänger der QAnon-Verschwörungstheorie. Deren Anhänger glauben etwa, dass Trump einen geheimen Kampf gegen einen Staat im Staate führt – und dass er angeblichen systematischen Kindesmissbrauch unter anderem durch die Demokraten des gewählten Präsidenten Joe Biden aufzudecken versucht. Kern der Verschwörungstheorie ist die angebliche Existenz eines anonymen Insiders in höchsten politischen Kreisen, der als «Q» firmiert. Chansley trat in der Vergangenheit immer wieder mit der Behauptung auf, «Q» habe ihn geschickt.
Bereits am Freitag hatte das Justizministerium die Festnahme von Richard B. aus Arkansas vermeldet. Bei ihm soll es sich um den Mann handeln, der sich mit einem Fuss auf dem Schreibtisch stolz in Pelosis Sessel fotografieren liess. Im Zusammenhang mit dem Sturm auf das Kapitol am Mittwoch müssen sich inzwischen mindestens 18 Verdächtige vor einem Bundesgericht verantworten. Bei dem Angriff auf das Parlament am Mittwoch kamen mindestens fünf Menschen ums Leben, darunter ein Polizist. Kritiker werfen Trump vor, den Mob vor der Erstürmung des Kapitols bei einer Kundgebung angeheizt zu haben.