Rassismus Massenproteste in den USA gehen weiter

sda/dpa/toko

7.6.2020 - 14:30

Zehntausende haben in den USA friedlich gegen Rassismus, Diskriminierung und Polizeigewalt demonstriert. In Philadelphia, New York, Washington, Atlanta und weiteren Städten gingen die Menschen in ausgelassener Stimmung auf die Strasse.

Sie forderten Gerechtigkeit für den Afroamerikaner George Floyd, der vor knapp zwei Wochen bei einem Polizeieinsatz getötet worden war. Allein in Philadelphia waren örtlichen Medienberichten zufolge Zehntausende auf der Strasse.

In der Hauptstadt Washington demonstrierten am Samstag (Ortszeit) tausende Menschen unter anderem vor dem Weissen Haus, dem Kapitol und am Lincoln Memorial. In der Umgebung der verbarrikadierten Regierungszentrale hielten Demonstranten Schilder mit Aufschriften wie «Kein Frieden ohne Gerechtigkeit», «Stoppt Rassismus jetzt» oder «Ich kann nicht atmen» in die Höhe – letzteres hatte Floyd mehrfach verzweifelt gesagt, als ihm ein weisser Polizist sein Knie in den Nacken drückte. Es gab auch mehrere Plakate mit der Aufschrift «Weisses Schweigen ist Gewalt».

In den USA sind am Samstag erneut Tausende auf die Strasse gegangen, um gegen Rassismus und Polizeigewalt zu demonstrieren.
In den USA sind am Samstag erneut Tausende auf die Strasse gegangen, um gegen Rassismus und Polizeigewalt zu demonstrieren.
KEYSTONE/AP/Ragan Clark

«Schwarze Leben sind von Bedeutung»

Polizeichef Peter Newsham hatte vorab erklärt, die Proteste könnten zu den grössten zählen, die er bisher gesehen habe. Ein Magnet der Demonstrationen war eine erst am Freitag zum «Black Lives Matter»-Platz benannte Kreuzung vor dem Weissen Haus. Auf einer dorthin führenden Strasse prangte in riesigen gelben Buchstaben geschrieben ebenfalls das Motto «Black Lives Matter» – auf Deutsch in etwa: «Schwarze Leben sind von Bedeutung».

In Raeford im Bundesstaat North Carolina – in der Nähe von Floyds Geburtsort Fayetteville – fand am Samstag eine Gedenkveranstaltung statt. Viele Menschen erwiesen dem in einem goldfarbenen Sarg aufgebahrten Floyd ihre letzte Ehre. Er soll am Dienstag im texanischen Houston beerdigt werden, wo er aufgewachsen war.

Washington wiederum hat sich zu einem Zentrum der Proteste entwickelt – auch weil sich ein Teil der Wut gegen US-Präsident Donald Trump richtet. Trump hat Floyds Tod am 25. Mai mehrfach verurteilt und das Recht auf friedliche Proteste betont. Ihm wird jedoch vorgeworfen, sich nicht klar gegen Rassismus zu positionieren und kaum Verständnis zu zeigen für den Zorn über Diskriminierung und Ungerechtigkeit im Land.

Ganz anders der designierte Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Joe Biden: Er sprach den Demonstranten seine Unterstützung aus und versprach ihnen, sich künftig für Polizeireformen und gegen Rassismus zu engagieren. Es brauche «längst fällige konkrete Massnahmen», um dem «systematischen Rassismus» in den USA ein Ende zu bereiten, forderte Biden in einem Gastbeitrag in der «Los Angeles Times». Biden versprach, als Präsident in seinen ersten 100 Tagen im Amt eine Kommission für Polizeireformen einzusetzen. Zudem solle der Kongress schon jetzt handeln und umstrittene Polizeimethoden wie Würgegriffe bei Festnahmen verbieten.

George Floyd dürfe nicht nur einfach ein weiterer Hashtag werden, schrieb Biden auf Twitter. «Wir brauchen Gerechtigkeit und wir brauchen wirkliche Polizeireformen, um sicherzustellen, dass das nie wieder passiert.» Anstatt wie Präsident Trump das Land zu spalten und «Hass» zu schüren, werde er sich darum bemühen, die Wunden des Rassismus zu heilen, versprach Biden.



Floyd war bei einer Festnahme in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota gestorben. Ein weisser Polizeibeamter hatte sein Knie fast neun Minuten lang in den Nacken des am Boden liegenden Floyd gedrückt – trotz aller Bitten des 46-Jährigen, ihn atmen zu lassen. Der Beamte und drei weitere beteiligte Polizisten wurden nach Bekanntwerden des Vorfalls entlassen. Sie wurden inzwischen festgenommen und angeklagt. Floyd war wegen des Verdachts, in einem Laden mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben, festgenommen worden.


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