Politik Mehr als 100 Tote nach Anschlag am Todestag von iranischem General

SDA

3.1.2024 - 16:48

Eine Frau geht an einem Plakat vorbei, das Ghassem Soleimani (l), General der iranischen Al-Kuds-Brigaden, und Abu Mahdi al-Muhandis, stellvertretender Kommandeur der Volksmobilisierungskräfte, zeigt. Nach zwei verheerenden Explosionen am Todestag des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani in dessen Heimatstadt Kerman ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 100 gestiegen. Foto: Hadi Mizban/AP
Eine Frau geht an einem Plakat vorbei, das Ghassem Soleimani (l), General der iranischen Al-Kuds-Brigaden, und Abu Mahdi al-Muhandis, stellvertretender Kommandeur der Volksmobilisierungskräfte, zeigt. Nach zwei verheerenden Explosionen am Todestag des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani in dessen Heimatstadt Kerman ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 100 gestiegen. Foto: Hadi Mizban/AP
Keystone

Am Todestag des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani sind in dessen Heimatstadt Kerman bei zwei Explosionen mehr als 100 Menschen in den Tod gerissen worden.

Rund 210 weitere Menschen seien verletzt worden, berichteten Staatsmedien am Mittwoch unter Berufung auf den Rettungsdienst. Irans Regierung sprach von einer Terrorattacke. Es war der tödlichste Anschlag in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik. Die Regierung ordnete für Donnerstag Staatstrauer an.

Der Hintergrund für die Explosionen war zunächst unklar. Zunächst reklamierte keine Gruppe den mutmasslichen Anschlag für sich. Terrorangriffe mit diesem Ausmass sind im Iran äusserst selten. Der Zustand vieler Verletzten war laut Medienberichten kritisch. Die Sorge war gross, dass die Zahl der Opfer noch weiter steigen könnte. Irans Gesundheitsminister Bahram Eynollahi machte sich auf den Weg, um die Versorgung der Verletzten persönlich zu überwachen.

Irans Innenminister Ahmad Wahidi kündigte eine entschiedene Reaktion an. «Unsere Polizeikräfte sind wachsam und werden diejenigen, die dieses Verbrechen begangen haben, zur Rechenschaft ziehen», sagte der Minister. Wahidi sagte, die meisten Menschen seien bei der zweiten Explosion ums Leben gekommen. Die genauen Hintergründe werden demnach untersucht.

Kerman ist die Heimat von Ghassem Soleimani, dem früheren Kommandeur der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Die USA hatten ihn am 3. Januar 2020 im Irak durch einen Drohnenangriff getötet. Von systemtreuen Regierungsanhängern wird Soleimani als Märtyrer verehrt. Bei seiner Beerdigung kam es damals zu einer Massenpanik mit mehr als 50 Toten. Propagandabilder des Generals prangen auch an Häuserwänden in der Hauptstadt Teheran.

Kerman liegt in der gleichnamigen iranischen Provinz, umgeben von weiten Wüstengebieten. Auch am Mittwoch pilgerten Menschenmassen durch die Strassen der Provinzhauptstadt zu Soleimanis Grabstelle. Nur wenige Hundert Meter entfernt sollen sich die Explosionen ereignet haben. In einem live im Staatsfernsehen übertragenen Ausschnitt waren ein Knall und Schreie zu hören. In den Videos war zu sehen, wie Panik ausbrach und Menschen vom Ort der Explosionen flüchteten.

Reporter der Staatsagentur Irna sprachen von einem «entsetzlichen Geräusch einer Explosion». Während einer Live-Schalte einer Reporterin des Staatsfernsehens waren Retter zu sehen, die mit Verletzten im Hintergrund in ein Krankenhaus eilten. Bilder von den Anschlagsorten zeigten blutüberströmte Gehwege, beschädigte Fahrzeuge und zerfetzte Kleidungsstücke. Sicherheitskräfte sperrten den Pilgerort ab. Krankenhäuser wurden in Alarmbereitschaft versetzt.

Vor mehr als einem Jahr hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in der Kulturmetropole Schiras für sich reklamiert. Bei der Attacke im Oktober 2022 kamen mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben.

Anlässlich des Todestags Soleimanis wollte der Generalsekretär der libanesischen Schiitenorganisation Hisbollah, Hassan Nasrallah, am Mittwochabend eine Rede halten. Vor dem Hintergrund der Tötung eines Anführers der islamistischen Hamas im Libanon wurde die Rede mit Spannung erwartet. Es gibt Sorgen, dass der gewaltsame Tod von Saleh al-Aruri, Vize-Leiter des Politbüros der Hamas, zu einer weiteren Eskalation des Konflikts mit Israel führen könnte.

Die mit der Hamas verbündete Hisbollah, die als wichtigster nichtstaatlicher Verbündeter der Islamischen Republik gilt, hatte Vergeltung angekündigt.