Afghanistan Mindestens 22 Tote bei Angriff auf Universitätsgelände in Kabul

SDA

2.11.2020 - 19:41

Die afghanische Polizei trifft am Ort eines Anschlags an der Universität Kabul ein. Foto: Rahmat Gul/AP/dpa
Die afghanische Polizei trifft am Ort eines Anschlags an der Universität Kabul ein. Foto: Rahmat Gul/AP/dpa
Source: Keystone/AP/Rahmat Gul

Bei einem Angriff auf das Gelände der Universität von Kabul sind mindestens 22 Menschen getötet worden, darunter auch die drei Angreifer. Mindestens 22 weitere Menschen wurden verletzt, wie das afghanische Innenministerium am Montag mitteilte. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Attacke für sich.

Den Angaben zufolge hatten drei Bewaffnete am Morgen das Areal gestürmt und sich sechs Stunden lang ein Feuergefecht mit afghanischen Eliteeinheiten geliefert. Sie seien von den Sicherheitskräften getötet worden, teilte das Innenministerium mit. Die afghanischen Kräfte wurden nach Angaben eines US-Militärsprechers von der Nato-geführten Mission Resolute Support unterstützt. Weitere Einzelheiten gab es zunächst nicht.

Der IS reklamierte die Attacke über sein Sprachrohr Amak für sich und sprach dabei von lediglich zwei Angreifern. Die beiden IS-Kämpfer hätten den Campus während einer Abschlussfeier gestürmt, hiess es in einer über das Internet verbreiteten Nachricht am Montag. Bei der Veranstaltung sei der Abschluss einer Ausbildung gefeiert worden, an der unter anderem mehrere Richter teilgenommen hätten. Der IS sprach in der Nachricht von 80 Todesopfern und Verletzten.

Die afghanische Regierung kündigte für Dienstag einen nationalen Trauertag am, um der Opfer des tödlichen Anschlags zu gedenken. Die Nationalflagge werde im Land sowie an allen diplomatischen Vertretungen Afghanistans weltweit auf halbmast gesetzt, hiess es am Montagabend in einer Mitteilung aus dem Präsidentenpalast.

Augenzeugenberichten zufolge kam während einer von Afghanistan und vom Iran organisierten Buchausstellung zu dem Anschlag. Die Bewaffneten hätten in Militäruniform bekleidet den Campus betreten und sich dann in einer der Fakultäten stundenlang ein Feuergefecht mit afghanischen Sicherheitskräften geliefert, hiess es.

Die Angreifer hätten zwischenzeitlich eine unbestimmte Anzahl von Studenten als Geiseln genommen, sagte ein Hochschulprofessor der Deutschen Presse-Agentur. Während der Gefechte waren über dem Campus Hubschrauber zu sehen sowie Explosionen und Schüsse zu hören.

Hunderte von Studenten, Professoren und Verwaltungsmitarbeitern flüchteten Augenzeugenberichten zufolge nach Ausbruch der Gefechte vom Gelände. Hunderte weitere Menschen wurden später von Sicherheitskräften in Sicherheit gebracht.

Afghanistans Vizepräsident Amrullah Saleh bezichtigte die Taliban des blutigen Angriffs auf die Universität, diese stritten ihre Beteiligung jedoch ab.

Afghanistans Regierung spricht seit September mit den militant-islamistischen Taliban über Frieden, doch der Konflikt im Land geht mit einem hohen Gewaltniveau weiter.

Die Europäische Union verurteilte die Tat am Montag als «verachtenswürdigen Terror-Akt». Es handele sich bereits um den zweiten Anschlag auf eine Bildungseinrichtung in Kabul in weniger als zehn Tagen. «Solche Taten richten sich nicht nur gegen unschuldige Zivilisten, vor allem junge Menschen. Sie sind auch Anschläge auf die Zukunft Afghanistans. Die Studenten von heute sind die Anführer von morgen», teilte eine Sprecherin des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell in Brüssel mit.

Auch UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den tödlichen Angriff scharf. Die Attacke sei «schrecklich» und auch ein Angriff auf das Menschenrecht auf Bildung, sagte Guterres laut Mitteilung am Montag in New York. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Erst vor einer Woche starben bei einem IS-Selbstmordanschlag in Kabul 24 Schülerinnen und Schüler, fast 60 wurden verletzt. Auch in der Vergangenheit hatte es Angriffe auf Bildungseinrichtungen in dem Land gegeben. 2016 waren bei einem Anschlag auf die Amerikanische Universität in Kabul 16 Menschen getötet worden.

Zurück zur Startseite