Ukraine Nach Brand bei Tschernobyl: Einsatzkräfte gehen gegen Glutnester vor

SDA/tpfi

16.4.2020

Feuerwehrleute im Einsatz nahe der radioaktiv belasteten Sperrzone um das Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine. (Archivbild)
Feuerwehrleute im Einsatz nahe der radioaktiv belasteten Sperrzone um das Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine. (Archivbild)
Bild: Keystone/EPA/STR

In der radioaktiv belasteten Sperrzone um das havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl gehen Hunderte Einsatzkräfte nach grösseren Löscherfolgen gegen verbliebene Glutnester vor. Unterstützt von Hubschraubern seien 500 Feuerwehrleute im Einsatz, teilte der Katastrophenschutz in der Hauptstadt Kiew am Donnerstag mit.

Die Feuerwehrleute versuchten demnach, die schwelenden Brände einzudämmen und Holzreste zu wässern. Damit soll ein Wiederaufflammen der Brandherde verhindert werden. Offenes Feuer gebe es nicht mehr. Angrenzende besiedelte Gebiete seien nicht durch erhöhte Radioaktivität gefährdet.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnte hingegen vor radioaktiven Staub, der durch die Brände aufgewirbelt worden sei. Die Flammen sollen Satellitenaufnahmen zufolge auf einer Fläche von 48'700 Hektar gewütet haben. Die Rauchfahne hätte zeitweise eine Länge von 200 und eine Breite von 20 Kilometer gehabt. «Bei Feuern dieses Ausmasses geht auch 34 Jahre nach dem Reaktorunglück von den kontaminierten Böden eine grosse gesundheitliche Gefahr aus», sagte Heinz Smital, Atomphysiker von Greenpeace, einer Mitteilung zufolge.

Die ukrainischen Behörden gaben jedoch bislang an, dass von den Bränden nur 11'500 Hektar Fläche betroffen sei. Für die vor rund zwei Wochen ausgebrochenen Brände wird teilweise Brandstiftung als Ursache vermutet.

Am Donnerstag gab es einzelne Berichte, dass die Feuer neu aufgeflammt seien. An vielen Stellen soll starker Wind die Glut angefacht haben, teilte ein Unternehmer mit, der Touristen durch die Sperrzone führt. Offiziell bestätigt wurde dies bislang nicht.

Die heftigen Winde aus Nordwest zogen auch eine riesige Staubwolke durch die Hauptstadt Kiew, die etwa 70 Kilometer von der Sperrzone entfernt liegt. Hier wurden bereits erhöhte Cäsium-137-Werte gemessen. Das Gesundheitsministerium hatte daraufhin vor allem chronisch erkrankten Menschen zusätzlich zu den Einschränkungen der Corona-Pandemie davon abgeraten, ausser Haus zu gehen.

In den vergangenen Jahren kam es mehrfach zu Feuern in den unbesiedelten Gebieten der Zone. Nach der Explosion des Blocks vier im damals noch sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl 1986 wurden radioaktiv belastete Landstriche um die Atomruine gesperrt. Zehntausende Menschen wurden zwangsumgesiedelt. Seit mehreren Jahren ist das Gebiet für geführte Touristen zugänglich.

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