Hongkong Neue Gewaltwelle erschüttert Hongkong

SDA

18.11.2019 - 04:51

Demonstranten entfachten vor der Universität in Hongkong einen Grossbrand, um die Polizei zu stoppen.
Demonstranten entfachten vor der Universität in Hongkong einen Grossbrand, um die Polizei zu stoppen.
Source: KEYSTONE/AP/VINCENT YU

Bei der neuen Welle der Gewalt in Hongkong ist es in der Nacht zu Montag zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Mehrere Menschen wurden festgenommen. Vor der Polytechnischen Universität entfachten Demonstranten einen Brand.

Am Montagmorgen herrschte in Hongkong zunächst angespannte Ruhe. Doch versammelten sich wieder vermummte und schwarz gekleidete Demonstranten auf den Strassen der chinesischen Sonderverwaltungsregion und bauten Strassensperren. Ein Grossaufgebot von Sicherheitskräften wurde mobilisiert. Dutzende junge Leute wurden festgenommen. Die Polizei warnte vor dem Einsatz von Tränengas.

Bei der Belagerung der Polytechnischen Universität war die Lage in der Nacht eskaliert, als radikale Aktivisten Brandsätze warfen und Feuer legten. Die Polizei unternahm nach Medienberichten am frühen Morgen einen Versuch, auf das Gelände vorzudringen und machte auch Festnahmen. Die Demonstranten wollten mit den Brandsätzen einen Polizeieinsatz an der Universität abwehren, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichteten. Die Sicherheitskräfte haben Hunderte von Demonstranten umzingelt, die sich seit Sonntagabend an der Polytechnischen Universität von Hongkong verschanzt haben.

Demonstranten flüchteten

Einem Teil der Demonstranten sei es später gelungen, trotz des Einsatzes von Tränengas durch die Polizei das Gelände zu verlassen und zu flüchten, während sich andere in die Universität zurückgezogen hätten. «Die Konfrontation ist vorerst ausgesetzt», sagte der demokratische Abgeordnete Ted Hui, der seit Sonntag mit den Studenten ausharrte, am Morgen der Zeitung. «Die Polizei kann nicht reinkommen, aber die Demonstranten können auch nicht raus.»

Die Polizei bestritt, das Gelände «gestürmt» zu haben. Eine Erklärung sprach gleichwohl von einem anhaltenden Einsatz, um Demonstrationen aufzulösen und Festnahmen zu machen. «Aufrührer, die sich auf dem Gelände versammelt haben, legten Feuer und richteten schwere Schäden an», teilte die Polizei mit. «Explosivstoffe, brennbare Materialien und gefährliche Güter stellen dort auch eine Gefahr für alle dar.» Die Polizei fordere jeden auf, das Universitätsgelände zu verlassen.

Die Hochschulen der chinesischen Sonderverwaltungsregion hatten sich vergangene Woche zu einem neuen Brennpunkt der seit fünf Monaten anhaltenden Proteste entwickelt. Seit Sonntag wurden nach Angaben der Behörden 38 Menschen verletzt, davon fünf schwer. Am Montag drohten in den Strassen der asiatischen Finanz- und Wirtschaftsmetropole neue Zusammenstösse. Schwarz vermummte Aktivisten bauten neue Barrikaden und warfen Steine auf Autos, wie es in Medienberichten hiess.

24 Wochenenden in Folge

Allein im Stadtviertel Tsim Sha Tsui wurden rund 100 Personen festgenommen, berichtete die «South China Morning Post». Die Polizei habe mitgeteilt, sie seien von der Polytechnischen Universität geflüchtet, hätten Strassen blockiert oder sich illegalerweise versammelt. Die Proteste in Hongkong dauern bereits seit 24 Wochenenden in Folge an und richten sich gegen die Regierung, harsches Vorgehen der Polizei sowie den wachsenden Einfluss der kommunistischen Pekinger Führung.

Seit der Rückgabe 1997 an China wird die frühere britische Kronkolonie nach dem Grundsatz «ein Land, zwei Systeme» unter chinesischer Souveränität autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger geniessen – anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik viele Rechte wie Versammlungs- oder Meinungsfreiheit, um die sie jetzt aber fürchten.

Der bekannte Wortführer der Proteste, Joshua Wong, verteidigte Gewalt von Demonstranten. «Mit rein friedlichem Protest werden wir unser Ziel nicht erreichen», sagte Wong der «Süddeutschen Zeitung» vom Montag. «Allein mit Gewalt allerdings auch nicht. Wir brauchen beides.»

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