Kims neue Waffe Nordkorea testet atomare Unterwasserdrohne

AP/phi

24.3.2023 - 17:15

Nordkorea meldet Test einer nuklearen Unterwasserdrohne

Nordkorea meldet Test einer nuklearen Unterwasserdrohne

Nordkorea hat nach eigenen Angaben eine neue nukleare Unterwasserdrohne getestet. Diese sei fähig, einen «radioaktiven Tsunami» zu erzeugen, berichteten staatliche Medien am Freitag. Sie sei bei der Übung 59 Stunden in einer Tiefe von 80 bis 150 Metern gekreuzt, bevor sie am Donnerstag in den Gewässern vor der Ostküste Nordkoreas zur Detonation gebracht worden sei.

24.03.2023

Mit markigen Worten vermeldet Nordkorea den Test einer atomaren Unterwasserdrohne und warnt, die Waffe könne einen «radioaktiven Tsunami» auslösen. Experten sind skeptisch.

DPA, AP/phi

Nordkorea will eine atomwaffenfähige Unterwasserdrohne mit immenser Schlagkraft erprobt haben. Sie sei in der Lage, einen gigantischen «radioaktiven Tsunami» zu erzeugen, der Marineeinheiten und Häfen zerstören könne, hiess es in einem heutigen Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA.

Der Test sei Teil dreitägiger Manöver unter Aufsicht von Machthaber Kim Jong Un gewesen, bei denen Atomangriffe auf nicht näher benannte südkoreanische Ziele geübt worden seien. Experten bezweifelten, dass das angeblich erprobte Waffensystem tatsächlich eine neue grosse Bedrohung darstellt.

Das Foto, das laut Pjöngjang am 21. März entstanden ist, zeigt angeblich die Unterwasserdrohne Haeil beim Test in nordkoreanischen Gewässern.
Das Foto, das laut Pjöngjang am 21. März entstanden ist, zeigt angeblich die Unterwasserdrohne Haeil beim Test in nordkoreanischen Gewässern.
AP

Doch Test demonstriere den Willen Pjöngjangs, die atomare Drohkulisse aufrechtzuerhalten. Laut KCNA wurde die Unterwasserdrohne am 21. März von der Ostküste Nordkoreas gestartet. Sie sei fast 60 Stunden unterwegs gewesen und habe eine Sprengkopf-Attrappe gezündet. Sie habe ein Ziel getroffen, das für einen feindlichen Hafen stehen sollte.

In der Entwicklung sei die Drohne seit 2012 und in den vergangenen Tagen mehr als 50 Mal getestet worden, hiess es weiter. Allerdings war von der Waffe bis heute in den Staatsmedien noch nie die Rede. Sie trägt den Namen «Haeil», koreanisch für Flutwellen oder Tsunamis. Die Zeitung «Rodong Sinmun», das Sprachrohr der kommunistischen Partei Nordkoreas, veröffentlichte Fotos von Kim, die ihn lächelnd neben einem grossen Objekt in Torpedo-Form in einem Innenraum zeigten.

Die «Nuklearkrise» 

Auf anderen Bildern im Artikel waren Linien auf der Meeresoberfläche zu sehen, die offenbar durch die Bahn der Unterwasserdrohne gezogen wurden. Gezeigt wurde überdies eine Wasserfontäne, die in die Luft schiesst – vermutlich ausgelöst durch eine unterseeische Detonation der Sprengkopf-Attrappe, mit der die Drohne den Staatsmedien zufolge bestückt war.

Eine Südkoreanerin sieht am 24. März Nachrichten über den nordkoreanischen Test.
Eine Südkoreanerin sieht am 24. März Nachrichten über den nordkoreanischen Test.
AP

Mit den Übungen habe Pjöngjang die Absicht verfolgt, Washington und Seoul auf eine sich zusammenbrauende «Nuklearkrise» aufmerksam zu machen, die «vorsätzliche, andauernde und provokative Kriegsmanöver» der USA und Südkoreas herbeigeführt hätten, erklärte KCNA. Nordkorea sieht die Übungen als Vorbereitung einer Invasion.

KCNA meldete, Machthaber Kim habe sich zufrieden mit den Übungen gezeigt und den Willen bekundet, die «US-Imperialisten und das südkoreanische Marionetten-Regime» durch mächtige Demonstrationen seines militärischen Atomprogramms «in Verzweiflung zu stürzen».

Warnung an die USA und Südkorea

Auf diese Weise wolle er den Feinden deutlich machen, dass sie mit einer Ausweitung ihrer gemeinsamen Manöver «mehr zu verlieren haben werden, als sie bekommen».

Er schaut genau hin: Nordkoeas Diktator Kim Jong Un am 24. März in den südkoreanischen Nachrichten.
Er schaut genau hin: Nordkoeas Diktator Kim Jong Un am 24. März in den südkoreanischen Nachrichten.
EPA

Die USA und Südkorea schlossen kürzlich elftägige Manöver ab, die die grösste gemeinsame Feldübung seit Jahren umfassten. Damit wollen die Verbündeten nach eigenen Angaben einer gewachsenen nuklearen Bedrohung durch die kommunistische Führung in Pjöngjang begegnen.

Kims Äusserungen legten nahe, dass Nordkorea die Waffentests forcieren dürfte, zumal die USA Berichten zufolge in den kommenden Tagen einen Flugzeugträger für neue Manöver mit Südkorea in die Region schicken wollen. Erst am 22. März erprobte Nordkorea nach südkoreanischen Militärangaben eine Reihe von Marschflugkörpern, am vergangenen Sonntag hatte es einen anderen Atomangriff mit einer ballistischen Kurzstreckenrakete geübt.

Reichen ballistische Raketen nicht aus?

Nordkorea soll über Dutzende nukleare Sprengköpfe und das Know-How verfügen, sie auf älteren Waffensystemen wie Raketen der Typen Scud oder Rodong anzubringen. Doch kommen Experten zu unterschiedlichen Einschätzungen darüber, wie weit das isolierte Land bei Ausarbeitung und Bau dieser Sprengköpfe ist.

Im Hinblick auf die Meldung zur Unterwasserdrohne sagte Kim Dong Yub, Professor an der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul, es sei unmöglich, die Behauptungen Pjöngjangs über deren Fähigkeiten zu prüfen. Auch die Angaben, wonach das System schon Dutzende Male erprobt, liessen sich nicht unabhängig bestätigen.

Pjöngjang: Getestete Rakete war «Monsterrakete» Hwasong-17

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Doch wolle der Norden deutlich machen, dass die Waffe genügend Reichweite habe, sämtliche südkoreanischen Häfen zu treffen. Für den Analysten Ankit Panda von der Denkfabrik Carnegie Endowment for International Peace ergibt es kaum Sinn, dass die kommunistische Führung Mittel in eine Drohne stecke, um sie als Trägersystem zu nutzen, während es doch über ballistische Raketen verfüge – und nur über begrenzte Mengen von Nuklearmaterial, das für Waffen tauge.

«Dieses unbemannte Unterwassergerät wird für U-Boot-Abwehr anfällig sein, wenn es abseits nordkoreanischer Küstengewässer gestartet wird. Es wäre auch für Präventivschläge anfällig, wenn es im Hafen ist», ergänzte Panda.