Präsident Afghanistanhilfe Arbeitsverbot für Frauen ist rote Linie

sda

28.12.2022 - 03:52

Afghanistan: «Humanitäre Arbeit ohne Frauen nicht aufrechtzuerhalten»

Afghanistan: «Humanitäre Arbeit ohne Frauen nicht aufrechtzuerhalten»

Eine wachsende Anzahl internationaler Hilfsorganisationen hat infolge des von den Taliban verhängten Arbeitsverbots für Frauen in Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ihre Tätigkeit in Afghanistan ausgesetzt, darunter auch der Norwegische Flüchtli

27.12.2022

Der Schweizer Verein Afghanistanhilfe ist noch immer im von den Taliban kontrollierten Land tätig. Ein Rückzug sei aber denkbar, wenn das Arbeitsverbot von Frauen durchgesetzt werde, sagte Vereinspräsident Michael Kunz im Interview mit den «Schaffhauser Nachrichten».

Keystone-SDA, sda

«Ohne Frauen an der Front – zum Beispiel Hebammen, Erzieherinnen, Pflegerinnen – können wir keine Hilfe für Mädchen und Frauen leisten», so der Präsident der grössten Schweizer Hilfsorganisation in Afghanistan. Ein Frauenarbeitsverbot sowie Lehrpläne mit radikalen Lerninhalten bezeichnete er als rote Linie für seinen Verein.

Afghanische Frauen nehmen am 22. Dezember 2022 in Kabul an einer Demonstration gegen das kürzlich verhängte Universitätsverbot für Frauen teil.
Afghanische Frauen nehmen am 22. Dezember 2022 in Kabul an einer Demonstration gegen das kürzlich verhängte Universitätsverbot für Frauen teil.
Bild: Keystone/AP Photo

«Tatsächlich würde das Gesundheitswesen ohne Frauen nicht funktionieren», sagte Kunz. «Die Frage ist, ob die Taliban diesen Kollaps in Kauf nehmen.» Bei einem Rückzug der Afghanistanhilfe könnte er sich aber vorstellen, dass sein Verein etwa Spitäler noch im Notbetrieb aufrechterhält.

Kunz kritisiert auch die offizielle Schweiz, weil diese nicht bereit sei, Menschen aus Afghanistan zu helfen. «Wir haben verschiedene Anträge für ein humanitäres Visum für unsere Mitarbeitenden gestellt, die mittlerweile in den Iran geflüchtet sind – vergebens.» Die Hürden seien sehr hoch. «Selbst Folterfotos und Suchbefehle der Taliban genügen den Schweizer Behörden nicht», so Kunz.