Wagner-Chef Prigoschin wütet über russisches «Versagen» in Belgorod

DPA, gbi

3.6.2023

Angriffe auf Belgorod in Russland: Einwohner zwischen Sorge und Zuversicht

Angriffe auf Belgorod in Russland: Einwohner zwischen Sorge und Zuversicht

Die russische Stadt Belgorod liegt nahe der ukrainischen Grenze. In der gleichnamigen Region waren in der vergangenen Woche bewaffnete Milizen aus der Ukraine eingedrungen und hatten Angriffe gestartet. Seitdem waren mehrere Gebiete in der Nähe zu

01.06.2023

Der Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, legt sich einmal mehr mit der russischen Militärführung an: Den anhaltenden Attacken auf die russische Grenzregion Belgorod hätte diese nichts entgegenzuhalten.

DPA, gbi

3.6.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die russische Grenzregion Belgorod ist seit Tagen unter Beschuss durch pro-ukrainische Truppen.
  • Daran zeige sich ein Versagen des russischen Verteidigungsministeriums, kritisiert Jewgeni Prigoschin, der Chef der russischen Privatarmee Wagner.
  • Sollte die Situation nicht verbessern, werde er mit seinen Wagner-Truppen nach Belgorod ziehen, so Prigoschin. 
  • Seine anhaltende Kritik an Teilen der Staatsführung brachte dem streitbaren 62-Jährigen zuletzt happige Kritik ein.

Wagner-Anführer Jewgeni Prigoschin wirft dem Verteidigungsministerium in Moskau Versagen vor. Auslöser für die neuerliche Breitseite ist das Dauerfeuer von ukrainischer Seite in der Grenzregion Belgorod. «Das Ministerium ist nicht in der Lage, etwas zu tun. In dem Ministerium herrscht Chaos», sagte der Söldner-Führer am Samstag auch mit Blick auf die verfahrene Situation in Russlands Krieg in der Ukraine.

Der 62-jährige Prigoschin ist Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin, legt sich aber immer wieder mit Moskau an. Er kündigte nun an, selbst mit seinen Wagner-Truppen in der seit Tagen beschossenen Region einzumarschieren, wenn das russische Militär dort nicht «schnellstens» Ordnung schaffe.

«Es sterben friedliche Menschen»

«Es läuft dort schon eine Eroberung des Gebiets», klagte Prigoschin. «Es sterben friedliche Menschen.» Die Bevölkerung brauche Schutz – womit er freilich nur die russische meinte, nicht die ukrainische, die seit 15 Monaten unter den Folgen des russischen Angriffskrieges leidet.

«Wir werden nicht auf eine Einladung warten», betonte Prigoschin. Allerdings müsse das russische Militär Munition bereitstellen. «Sonst sitzen wir, wie es heisst, mit dem nackten Arsch auf dem Frost.»

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin will notfalls selbst in Belgorod für die Sicherheit der russischen Bevölkerung sorgen. 
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin will notfalls selbst in Belgorod für die Sicherheit der russischen Bevölkerung sorgen. 
Bild. Screenshot

Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, meldete am Samstag massiven Beschuss auch mit Artillerie von ukrainische Seite. Es gab demnach Tote, Verletzte und schwere Zerstörungen an Gebäuden.

Prigoschin will sich nicht den Mund verbieten lassen

In einer längeren Rede, die er im Nachrichtendienst Telegram veröffentlichte, verteidigte Prigoschin seine Kritik am Verteidigungsministerium und an Teilen des Kreml. Zuletzt gab es Androhungen von Gewalt gegen ihn aus der Armeeeinheit des tschetschenischen Republikchefs Ramsan Kadyrow. Ausserdem wurde Prigoschin aufgefordert, seine öffentlichen Attacken gegen das Verteidigungsministerium zu unterlassen.

Er habe den Konflikt bei einem Telefonat mit Kadyrow beigelegt, sagte Prigoschin. Den Mund verbieten lasse er sich aber nicht. Der Wagner-Chef bekräftigte auch, dass er an seiner Klage bei der Generalstaatsanwaltschaft gegen das Verteidigungsministerium festhalte, weil durch fehlende Munitionslieferungen viele seiner Kämpfer getötet worden seien.

Zugleich warf Prigoschin Teilen des Kreml vor, sie hätten Zwietracht säen wollen zwischen Kadyrows Truppen und der Wagner-Armee. «Das ist ein gefährliches Spiel», sagte er. «Nicht wir haben die Büchse der Pandora geöffnet», sagte Prigoschin mit Blick auf den unheilvollen Kriegsverlauf. Er sagte einmal mehr, dass er sich mit Kadyrow einig sei, dass es eine Generalmobilmachung brauche und das Kriegsrecht, um den Krieg zu gewinnen. Der Kreml lehnt das bisher ab.