Gepard-Panzer: Schweiz verweigert Munitionslieferung an die Ukraine
Die Schweiz hat Deutschland die Weiterlieferung ihrer Munition für den Gepard-Panzer an die Ukraine verboten. Dies ist aufgrund der Schweizer Neutralität und Gesetzgebung zu Kriegsmaterialexporten nicht möglich.
03.11.2022
Nachdem Bern die Weitergabe von in der Schweiz hergestellter Munition an die Ukraine verhindert hat, reagiert man in Deutschland: Das Rüstungsunternehmen Rheinmetall baut eine grosse Munitionsproduktion auf.
Rheinmetall baut in Deutschland eine umfangreiche neue Munitionsfertigung mit dem Ziel einer unabhängigen Versorgung der Bundeswehr auf. Die Anlagen für sogenannte Mittelkalibermunition sollten im Januar fertig sein, bestätigte das Rüstungsunternehmen auf Anfrage. Zuvor hatte es in Berlin politische Verärgerung über das Schweizer Veto gegen Munitionslieferungen aus Deutschland an die Ukraine gegeben.
Der Export von Alt-Beständen des für die Flugabwehrkanonenpanzer Gepard benötigten Waffenmaterials hätte der Zustimmung der Schweizer Regierung bedurft, die aber mit Hinweis auf die eigene Neutralität ablehnte.
Rheinmetall verwies auch auf erheblichen Nachholbedarf bei Munition in Deutschland und Lücken, die durch die Unterstützung der Ukraine entstanden sind. Sie seien gemäss den Vorgaben der NATO zu füllen.
Ab Juli will man liefern können
Im Mittelpunkt der neuen Bedarfslage stehe das Bestreben, «die Munitionsversorgung in Deutschland wieder prinzipiell unabhängig von ausländischen Fertigungsstätten aufzustellen», sagte ein Sprecher des Rüstungsunternehmens der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Man habe sich dazu entschlossen, in Deutschland eine neue Fertigungsanlage für die Kaliber 20-35 Millimeter zu bauen. Die Produktion soll im Juni 2023 aufgenommen werden.
Zudem sei Rheinmetall dann bereits im Juli in der Lage, eine erste Charge von Gepard-Munition auszuliefern, sagte der Sprecher. Dem Vernehmen nach handelt es sich dabei um bis zu 300'000 Schuss für die Ukraine, wenn die Bundesregierung nun einen entsprechenden Auftrag erteilt.
Deutscher Flugabwehrkanonenpanzer Gepard beim Schuss.
Bis zu 50 Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard hat Deutschland der Ukraine nach langem Zögern bereits zugesagt. Weitere Panzer könnten demnächst folgen.
Der Flak-Panzer Gepard kann gegen Ziele in der Luft und am Boden eingesetzt werden.
Der Hersteller würde 100 Schützenpanzer des Typs Marder aus Altbeständen der deutschen Bundeswehr an die Ukraine verkaufen.
Die Munition für die Marder-Schützenpanzer wie für die Gepard-Flugabwehpanzer wird in Zürich hergestellt – und das könnte zum Problem werden: Die Schweiz verweigert nämlich die Weitergabe an Kriegsparteien.
Der Kampfpanzer Leopard I wird seit den 1960er-Jahren gebaut und immer wieder aufgerüstet.
Mit dem Leopard I hätte die Ukraine eine zwar altes, aber bewährtes Waffensystem zur Verfügung.
Deutsche Panzer für die Ukraine
Deutscher Flugabwehrkanonenpanzer Gepard beim Schuss.
Bis zu 50 Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard hat Deutschland der Ukraine nach langem Zögern bereits zugesagt. Weitere Panzer könnten demnächst folgen.
Der Flak-Panzer Gepard kann gegen Ziele in der Luft und am Boden eingesetzt werden.
Der Hersteller würde 100 Schützenpanzer des Typs Marder aus Altbeständen der deutschen Bundeswehr an die Ukraine verkaufen.
Die Munition für die Marder-Schützenpanzer wie für die Gepard-Flugabwehpanzer wird in Zürich hergestellt – und das könnte zum Problem werden: Die Schweiz verweigert nämlich die Weitergabe an Kriegsparteien.
Der Kampfpanzer Leopard I wird seit den 1960er-Jahren gebaut und immer wieder aufgerüstet.
Mit dem Leopard I hätte die Ukraine eine zwar altes, aber bewährtes Waffensystem zur Verfügung.
Deutschland hat den Gepard der Ukraine überlassen, konnte aber zunächst nur wenig Munition dazugeben. Die in der Bundeswehr ausgemusterten und der Ukraine überlassenen Gepard-Panzer sind mit einer 35-mm-Zwillingskanone der Schweizer Rüstungsschmiede Oerlikon ausgestattet. Der Schweizer Hersteller von Waffen und Munition gehört heute zu Rheinmetall.
Ziel der Unabhängigkeit bei der Munitionsproduktion
«Ich bin sehr erleichtert darüber, dass die Industrie so schnell reagiert hat. In Zukunft wird verstärkt Munition, die wir dringend benötigen, in Deutschland hergestellt», sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.
«Angesichts der sicherheitspolitischen Lage ist es von immenser Bedeutung, dass Deutschland gemeinsam mit den NATO-Partnern bei der Herstellung von Munition unabhängiger wird.»
Die Gepard-Panzer werden für den Schutz der Infrastruktur in der Ukraine gegen russische Luftangriffe genutzt. Sie schützen auch Hafenanlagen, die für den Transport von ukrainischem Getreide auf die Weltmärkte nötig sind. Dass die Schweizer Regierung mit Hinweis auf ihre Neutralität zweimal ein Veto gegen Lieferungen von Munition aus Deutschland an die Ukraine eingelegt hat, war in Deutschland zähneknirschend akzeptiert worden.
Nach Schweizer Veto Konsequenzen gefordert
Auch die Bundeswehr bezieht bislang im Mittelkaliber Munition aus der Schweiz für ihr Flugabwehr-Waffensystem Mantis, für die Hauptbewaffnung des Schützenpanzers Puma, ein Marine-Geschütz sowie für die Kampfflugzeuge Tornado und Eurofighter. Es handelt sich um Munitionssorten im Kaliber von 20 Millimeter bis 35 Millimeter, die nun auf neuen Maschinen in Deutschland gefertigt werden.
Strack-Zimmermann hatte im November gefordert, in Deutschland müssten Konsequenzen aus der Schweizer Haltung gezogen werden. «Was geschieht eigentlich, wenn Deutschland oder einer der NATO-Staaten angegriffen würde und die in der Schweiz hergestellte Munition aufgrund dieser ‹Neutralität› nicht geliefert würde?», fragte sie.
Deutschland will in den kommenden Jahren insgesamt mehr als 20 Milliarden Euro für Munition ausgeben, darunter auch Raketen und Artilleriemunition. Rheinmetall sehe sich «in der Verantwortung, die Bundesregierung nach Kräften dabei zu unterstützen, die erforderliche Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr wiederherzustellen», sagte der Sprecher, der die Schweiz nicht ausdrücklich erwähnte.
Artilleriemunition auf mehr als das Dreifache erhöhen
Der beschlossene Neuaufbau einer Fertigungslinie und die Ausweitung von Produktionskapazität für Munition in Deutschland erfolge unabhängig von den Planungen für bestehende Standorte in anderen Ländern. Wo genau die Fertigungsanlagen entstehen, ist noch nicht öffentlich bekannt.
Deutsche Gepard-Panzer für die Ukraine
Deutschland wird der Ukraine zur Unterstützung ihrer Luftverteidigung Flugabwehrpanzer des Typs «Gepard» liefern.
26.04.2022
Der Rheinmetall-Sprecher sagte weiter: «Wir sehen den beschriebenen Schritt aber ausdrücklich als Beitrag der Industrie, die aussen- und sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland zu stärken und die Sicherheit Deutschlands innerhalb einer starken Nordatlantischen Allianz sowie einer geeinten Europäischen Union durch Schaffung geeigneter Kapazitäten zu erhöhen.»
Ebenfalls der Kapazitätsausweitung im Munitionsbereich dient eine Akquisition in Europa, die Rheinmetall vor kurzem bekannt gegeben hat. Mit der Übernahme der spanischen Expal Systems wird das Unternehmen seine Kapazitäten im Bereich der Artilleriemunition auf mehr als das Dreifache erhöhen und im Mittelkaliberbereich oder bei Mörsern verdoppeln. Die Übernahme soll – nach Abschluss der kartellrechtlichen Prüfungen – spätestens im Sommer 2023 abgeschlossen werden.