Programm für den Ernstfall Putins Leibwächter bereiten sich auf Putschversuch vor

uri

22.11.2022

Der russische Präsident Wladimir Putin wird im Jahr 2018 nach seiner Ankunft in Jekaterinburg von Personenschützern begleitet. 
Der russische Präsident Wladimir Putin wird im Jahr 2018 nach seiner Ankunft in Jekaterinburg von Personenschützern begleitet. 
Archivbild: Keystone

Die persönlichen Beschützer des russischen Präsidenten haben Ende Oktober angeblich für den Fall eines Putsches geübt. Zudem sollen sich die Bodyguards auf einen «massiven ideologischen Angriff» vorbereiten.

uri

Vom Chef der berüchtigten russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin,  könne eine «echte Gefahr für Putins Herrschaft» ausgehen: Diese Ansicht äusserte zuletzt ein Whistleblower des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB laut dem US-Nachrichtenmagazin «Newsweek».

Ob dem wirklich so ist, sei dahingestellt. Denn tiefe Einblicke in die Herrschaftsmechanismen des Kreml sind für westliche Beobachter*innen so gut wie nicht zu gewinnen. 

Allerdings sollen sich auch die Personenschützer des russischen Präsidenten zuletzt auf das richtige Verhalten im Falle eines Putsches vorbereitet haben, berichtet die russischsprachige Investigativ-Plattform «The Insider».

Demnach haben Putins Leibwächter bereits am 26. Oktober im Zentrum Moskaus die Vereitelung eines Staatsstreiches geprobt. Gemäss dem für die Sicherheit des Präsidenten zuständigen «Föderalen Dienst für Bewachung der Russischen Föderation» (FSO) soll es sich dabei um eine «geplante taktische Übung» gehandelt haben, um «terroristische Bedrohungen zu neutralisieren und die Einrichtungen der höchsten Regierungsebene zu schützen».

Vorbereitung auf «massiven ideologischen Angriff»

Bei der Übung handelte es sich laut «The Insider» indes nur um einen Teil eines ganzen Massnahmenkatalogs für den Fall, dass der FSO in den Kriegszustand eintrete. Die Leibgarde des Präsidenten bereitet sich laut einem «geheimen Plan zur moralisch-psychologischen Unterstützung» auf einen «massiven ideologischen Angriff» vor, so das Magazin.

Befürchtet werden demnach Angriffe auf die psychologische Stabilität des Personals, wobei erwartet wird, dass die grössten Bedrohungen von Fernsehen, Radio, Zeitungen, sozialen Medien und Plakaten ausgehen. Auch sei sogar möglich, dass die Personenschützer hypnotisiert würden.

Im Falle eines Putsches warnt der FSO zudem davor, dass die Mitglieder der Kreml-Leibgarde unter Todesangst leiden oder depressiv werden könnten. Auch könnten sie am Handeln ihrer Vorgesetzten zweifeln.

Der FSO bereite die Mitarbeiter laut «The Insider» deshalb bereits auf einen listigen und heimtückischen Feind vor, der versuchen werde, «die psychologische Stabilität des Personals zu verringern, es moralisch zu desorientieren und ihm die Bereitschaft zum Widerstand zu nehmen».

Ein vierstufiger Massnahmenkatalog

Der Plan des Dienstes gliedert sich laut «The Insider» in vier Stufen. Die erste sehe Massnahmen vor, die in «unmittelbarer Vorbereitung des Übergangs zum Kriegsrecht» durchzuführen seien. Die Stufen zwei und drei dienten der Erhöhung der Gefechtsbereitschaft und die vierte sehe Massnahmen zur «Einführung der vollen Gefechtsbereitschaft» vor.

Gestaffelt je nach Bedrohungslage sollen laut dem Bericht verschiedene Gegenmassnahmen ergriffen werden. Dazu gehören etwa vertrauensbildende Gespräche, wöchentliche politische Schulungen, die Teilnahme der Sicherheitskräfte an Gottesdiensten, gemeinsame Ausflüge zur als wundertätig angesehenen Ikone der Gottesmutter von Kasan.

Bei der letzten Stufe seien dem «Personal die Anforderungen der russischen Gesetze über die Haftung für Militärverbrechen» sowie «die Verhinderung von Verwirrung und Panik unter Militärangehörigen und ihren Familien» zu erläutern, so der Bericht. Darüber hinaus müssten positive Beispiele für Heldentum bei FSO-Beamten herausgestellt werden.

Verantwortlich für die Umsetzung des Plans ist laut «The Insider» General Aleksandr Komow, der stellvertretende Direktor des FSO. Gemäss einer Quelle aus dem Kreml sei Komow nicht nur wachsam, sondern hole sich sogar Rat bei Astrologen und Hellsehern ein.