Politik Raketenbeschuss aus dem Libanon: Sorge vor Eskalation in Israel

SDA

7.4.2023 - 03:35

Feuer und Rauch steigen nach einem israelischen Luftangriff im Zentrum des Gazastreifens auf. Foto: Fatima Shbair/AP
Feuer und Rauch steigen nach einem israelischen Luftangriff im Zentrum des Gazastreifens auf. Foto: Fatima Shbair/AP
Keystone

Israel hat nach schwerem Beschuss aus dem Libanon ein konsequentes Vorgehen angekündigt. «Wir werden unsere Feinde treffen, und sie werden den Preis für jegliche Aggression zahlen», teilte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Donnerstagabend in Jerusalem mit. Noch in der Nacht flog Israels Armee Angriffe auf den Gazastreifen. Das Militär geht davon aus, dass die dort herrschende Hamas oder die dort ebenfalls aktive militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad verantwortlich sind für die Raketenangriffe aus dem Nachbarland.

Kampfjets bombardierten laut Armee unter anderem Waffenfabriken der islamistischen Hamas. Ob es Verletzte oder gar Tote gab, war zunächst unklar. Palästinensischen Medien und Augenzeugen zufolge waren über der Küstenenklave Explosionen zu hören und Rauch zu sehen.

Verteidigungsminister Joav Galant hatte das Militär zuvor angewiesen, sich auf «alle möglichen Reaktionen auf die jüngsten Ereignisse vorzubereiten».

Am Donnerstag waren nach Militärangaben aus dem Libanon mindestens 36 Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert worden – so viele wie seit 2006 nicht mehr. Zwei Menschen im Norden Israels wurden leicht verletzt. Bisher hat sich noch keine Gruppierung zu den Angriffen bekannt. Israel machte jedoch militante Palästinenser verantwortlich.

Netanjahu sagte, die interne Debatte in Israel werde das Land nicht davon abhalten, «überall und jederzeit» gegen die Feinde des Landes vorzugehen. Der Ministerpräsident nahm damit Bezug auf eine von der rechts-religiösen Regierung vorangetriebene Justizreform, die die israelische Gesellschaft seit Wochen spaltet. In Jerusalem war am Abend das Sicherheitskabinett zusammengekommen.

Israels Präsident Izchak Herzog teilte mit: «Der Staat Israel wird auf allen Ebenen handeln, um seine Sicherheit zu gewährleisten». Gleichzeitig forderte er die internationale Gemeinschaft auf, die Angriffe entschieden zu verurteilen. An der Grenze zum Libanon kommt es immer wieder zu Spannungen. Die beiden Nachbarländer befinden sich offiziell im Kriegszustand.

Unterdessen bereitete sich die israelische Polizei in Jerusalem auf den dritten Freitag des muslimischen Fastenmonats Ramadan vor. Rund 2300 Einsatzkräfte seien im Einsatz, hiess es am Abend von einer Sprecherin. Demnach werden erneut Tausende Muslime für das Freitagsgebet auf dem Tempelberg erwartet. «Wir werden weiterhin gegen jeden vorgehen, der die öffentliche Ordnung stört», teilte die Polizei mit.

In den Nächten zuvor war es zu heftigen Zusammenstössen zwischen der Polizei und Palästinensern auf dem Tempelberg gekommen. Auf Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie die Einsatzkräfte Schlagstöcke und Gummigeschosse einsetzten, um Palästinenser aus der Al-Aksa-Moschee zu entfernen. Laut Polizei versuchten die Gruppen, sich in der Moschee zu verbarrikadieren. Zudem seien Feuerwerkskörper und Steine auf Polizisten geworfen worden. Mehrere arabische Länder verurteilten das Vorgehen.

Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Nach Angaben der israelischen Polizei ist es generell verboten, sich dort nachts aufzuhalten. Viele palästinensische Gläubige sehen ihr Recht zur Religionsausübung eingeschränkt. Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Er ist jedoch auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen.

Auf dem Gelände um die Moschee kommt es immer wieder zu gewalttätigen Konfrontationen. Vor rund zwei Jahren eskalierte die Situation zu einem elftägigen Konflikt zwischen Israel und der Hamas.

In den kommenden Tagen fallen Ramadan, das jüdische Pessach-Fest sowie Ostern zusammen. Es werden deutlich mehr Gläubige als sonst in der Jerusalemer Altstadt erwartet.