Bizarrer Auftritt von Rudy GiulianiRichterin dreht Trump-Vertrautem das Mikrofon ab
afp/dmu
23.5.2024
Nicht nur Donald Trump, auch seine ehemaligen Mitstreiter müssen sich vor Gericht verantworten. Rudy Giuliani erregt dabei derart für Aufsehen, dass die Richterin durchgreifen muss.
afp/dmu
23.05.2024, 11:51
Sven Ziegler
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Rudy Giuliani, Donald Trumps früherer Privatanwalt und Ex-Bürgermeister von New York, steht derzeit im US-Bundesstaat Arizona vor Gericht.
Dabei echauffierte er sich dermassen, dass ihm die Richterin das Mikrofon abdrehen musste.
Bereits zuvor sorgte er für Schlagzeilen, als er die Staatsanwaltschaft provozierte, sie würde die Vorladung nicht rechtzeitig ausliefern können.
Der frühere Privatanwalt von Ex-US-Präsident Donald Trump, Rudy Giuliani, hat vor einem Gericht des Bundesstaats Arizona Vorwürfe der versuchten Manipulation der Präsidentschaftswahl von 2020 zurückgewiesen. Giuliani gab seine kurze Erklärung am Dienstag per Videoschaltung ab. Wie er plädierten zehn Mitangeklagte beim selben Gerichtstermin auf nicht schuldig.
Das Gericht in Phoenix verfügte, dass der frühere New Yorker Bürgermeister Giuliani eine Kaution von 10'000 Dollar (rund 9150 Franken) hinterlegen muss, nachdem er tagelang einer Vorladung zu dem Gerichtstermin ausgewichen war und in den Onlinenetzwerken sogar provokative Botschaften an die Staatsanwaltschaft ausgesendet hatte.
«Wenn die Behörden von Arizona mich bis morgen früh nicht finden können: 1. müssen sie die Anklage zurückziehen, 2. müssen sie zugeben, dass sie die Stimmen nicht zählen können», schrieb Giuliani in einem inzwischen gelöschten Beitrag auf X. Die Anklageschrift wurde Stunden später zugestellt.
Nur Stunden später habe Giuliani die Vorladung laut einem Bericht des TV-Senders «CNN» schliesslich während einer Party zu seinem 80. Geburtstag am Freitag im US-Bundesstaat Florida erhalten.
«Hallo? Hier ist Rudy Giuliani»
Wie amerikanische Medien berichten, tauchte Giuliani zunächst eine Stunde zu spät zu der Verhandlung auf. Anschliessend platzte er in die Befragung eines anderen Trump-Vertrauten und rief: «Hallo? Hier ist Rudy Giuliani.» Das berichtet die Zeitung «Arizona Republic».
Anschliessend redete sich der 80-Jährige dermassen in Rage, dass die Richterin ihn mehrmals unterbrach. Doch Giuliani, der sich in New York nach den Anschlägen des 11. September 2001 einen Namen als «Amerikas Bürgermeister» gemacht hatte, liess sich nicht beirren. Als Giuliani zum wiederholten Male dazu ansetzte, die Anklage als politisch motiviert zu brandmarken, folgte plötzlich mitten im Satz Stille – die Richterin hatte ihm das Mikrofon abgedreht. «Mr. Giuliani, ich will Sie nicht stummschalten, aber wir müssen jetzt weiterkommen.»
Bei den massiven Versuchen Trumps, seine Wahlniederlage gegen den heutigen Präsidenten Joe Biden nachträglich zu kippen, hatte Giuliani eine führende Rolle gespielt. In Arizona sind Giuliani und insgesamt 17 weitere Vertreter des Trump-Lagers der Verschwörung gegen die Wahl angeklagt. Der Republikaner Trump hatte damals in dem südwestlichen Bundesstaat knapp verloren, was mitentscheidend für den Gesamtsieg des Demokraten Biden bei der Wahl war.
Druck auf Behördenvertreter
Die Staatsanwaltschaft von Arizona wirft Giuliani unter anderem vor, damals Druck auf Behördenvertreter ausgeübt zu haben, den Wahlausgang nachträglich zugunsten Trumps zu ändern. Als Teil des mutmasslichen Komplotts sollten der Anklagebehörde zufolge auch Trump-Unterstützer als illegitime Arizona-Repräsentanten in das Wahlleute-Gremium entsendet werden, das aufgrund der Ergebnisse in den einzelnen Bundesstaaten letztlich den Präsidenten wählt.
Unter den Mitangeklagten, die am Dienstag zusammen mit Giuliani den Gerichtstermin hatten, waren neun dieser mutmasslichen «falschen Elektoren». Zu den in Arizona wegen mutmasslicher Versuche der Wahlmanipulation Angeklagten gehören auch Trumps früherer Stabschef im Weissen Haus, Mark Meadows, und sein ehemaliger Wahlkampfberater Boris Epshteyn.
Trump, der bei der Präsidentschaftswahl im kommenden November aller Voraussicht nach erneut gegen Biden kandidieren wird, behauptet bis heute, dass er 2020 in Wahrheit um einen Wahlsieg betrogen worden sei. Seine Vorwürfe des Wahlbetrugs wurden jedoch vielfach und eindeutig widerlegt.
Auch Trump selbst ist wegen seiner Versuche, das damalige Wahlergebnis nachträglich zu kippen, im US-Bundesstaat Georgia sowie vor einem Bundesgericht in Washington strafrechtlich angeklagt. Wann die Prozesse zu diesen beiden Klagen beginnen könnten, ist jedoch ungewiss.
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