Ukraine-Überblick Klitschko: «Selenskyj zahlt für die Fehler, die er gemacht hat» +++ Mutmassliche Tötung kapitulierender Soldaten

Red./Agenturen

3.12.2023

Zweite Gruppe von Ukrainern am Flugabwehrsystem Patriot ausgebildet

Zweite Gruppe von Ukrainern am Flugabwehrsystem Patriot ausgebildet

Berlin, 02.12.23: Damit sie sich besser vor russischen Drohnen- oder Raketenangriffen schützen können, bildet die Bundeswehr ukrainische Soldaten am Flugabwehrsystem Patriot aus. Das Training einer zweiten Gruppe bestehend aus 70 Männern und Frauen steht nach mehr als sechs Wochen nun vor dem Abschluss.

03.12.2023

Im Osten der Ukraine gibt es heftige Gefechte: Besonders bei Bachmut und Awdijwka wird erbittert gekämpft. Mutmassliche Tötung kapitulierender ukrainischer Soldaten. Alle News hier in der Übersicht.

Red./Agenturen

Das Wichtigste in Kürze

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die jüngsten russischen Angriffe auf die südukrainische Stadt Cherson als «reine Terroranschläge» verurteilt. «Insgesamt gab es allein an diesem Tag mehr als 20 russische Angriffe in der Region Cherson», sagte Selenskyj am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache. «Brutale Schläge, in der ganzen Stadt - Häuser, Strassen, Krankenhäuser.» Bei den Artillerieangriffen auf Cherson wurden nach offizieller Darstellung mindestens zwei Menschen getötet und sieben weitere schwer verletzt.

Estlands Regierungschefin Kallas fordert Tribunal für Angriffskriege

Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas hat ein internationales Tribunal zur Bestrafung der Verantwortlichen für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gefordert. «Für Kriegsverbrechen gibt es den Internationalen Strafgerichtshof, der diese Taten verfolgt. Aber für das Verbrechen des Angriffskrieges muss es auch ein Tribunal geben», sagte Kallas am Sonntag in Hamburg bei der Entgegennahme des Marion-Dönhoff-Preises für internationale Verständigung und Versöhnung.

Klitschko: «Selenskyj zahlt für die Fehler, die er gemacht hat»

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ungewöhnlich deutlich «Fehler» vorgeworfen. «Die Leute fragen sich, wieso wir auf diesen Krieg nicht besser vorbereitet waren.Wieso Selenskyj bis zum Schluss verneinte, dass es dazu kommen werde», sagte Klitschko «20 Minuten». «Es gab zu viele Informationen, die sich mit der Realität nicht deckten», sagt der Ex-Boxweltmeister, der um mehr Ehrlichkeit warb mit Blick auf die wahre Lage der Ukraine in ihrem Kampf gegen Russlands Angriffskrieg. «Selenskyj zahlt für die Fehler, die er gemacht hat», so Klitschko.

Das Wichtigste in Kürze

  • Selenskyj verurteilt russische Angriffe auf Cherson in der Südukraine.
  • Russische Truppen sind ins Dorf Stepowe nordwestlich von Awdijwka eingedrungen und bedrohen potenziell den Nachschub in die belagerte Stadt.
  • Ein Video sorgt für Wut, das angeblich die Hinrichtung zweier Ukrainer bei Awdijwka zeigt, die sich ergeben wollen.
  • Vitali Klitschko kritisiert Präsident Selenskyj überraschend deutlich: «Er zahlt für die Fehler, die er gemacht hat.»
  • Was am Samstag wichtig war, kannst du hier nachlesen.
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  • 20.08 Uhr

    Selenskyj verurteilt russische Angriffe auf Cherson in der Südukraine

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die jüngsten russischen Angriffe auf die südukrainische Stadt Cherson als «reine Terroranschläge» verurteilt. «Insgesamt gab es allein an diesem Tag mehr als 20 russische Angriffe in der Region Cherson», sagte Selenskyj am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache. «Brutale Schläge, in der ganzen Stadt - Häuser, Strassen, Krankenhäuser.» Bei den Artillerieangriffen auf Cherson wurden nach offizieller Darstellung mindestens zwei Menschen getötet und sieben weitere schwer verletzt.

    Kampfhandlungen seien auch von anderen Frontabschnitten gemeldet worden. «An Dutzenden von Orten entlang der gesamten Frontlinie wird weiterhin heftig gekämpft», sagte Selenskyj. «Am schwierigsten sind die Gebiete Marijinka, Awdijiwka und Bachmut.» Details nannte er nicht.

  • 17.27 Uhr

    Russischer Angriff auf Cherson in der Südukraine

    Bei einem russischen Artillerieüberfall auf die südukrainische Stadt Cherson sind am Sonntag mindestens zwei Menschen getötet worden. Sieben weitere Bewohner eines getroffenen und schwer beschädigten Mehrfamilienhauses seien schwer verletzt worden, berichtete die Agentur Unian unter Berufung auf den Militärverwalter Roman Mrotschko. Der Angriff auf die Stadtmitte habe zwei Krankenhäusern gegolten, an denen lediglich leichte Schäden registriert wurden. Die Berichte konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

  • 14.28 Uhr

    Estlands Regierungschefin Kallas fordert Tribunal für Angriffskriege

    Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas hat ein internationales Tribunal zur Bestrafung der Verantwortlichen für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gefordert. «Für Kriegsverbrechen gibt es den Internationalen Strafgerichtshof, der diese Taten verfolgt. Aber für das Verbrechen des Angriffskrieges muss es auch ein Tribunal geben», sagte Kallas am Sonntag in Hamburg bei der Entgegennahme des Marion-Dönhoff-Preises für internationale Verständigung und Versöhnung.

    Estlands Regierungschefin Kaja Kallas hat ein internationales Tribunal zur Bestrafung der Verantwortlichen für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gefordert.
    Estlands Regierungschefin Kaja Kallas hat ein internationales Tribunal zur Bestrafung der Verantwortlichen für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gefordert.
    Bild: Kay Nietfeld/dpa

    Der Angriffskrieg sei «die Mutter aller Verbrechen». Die verantwortlichen Spitzenpolitiker müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

  • 12.27 Uhr

    Klitschko: «Selenskyj zahlt für die Fehler, die er gemacht hat»

    Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ungewöhnlich deutlich «Fehler» vorgeworfen. «Die Leute fragen sich, wieso wir auf diesen Krieg nicht besser vorbereitet waren.

    Wieso Selenskyj bis zum Schluss verneinte, dass es dazu kommen werde», sagte Klitschko «20 Minuten». «Es gab zu viele Informationen, die sich mit der Realität nicht deckten», sagt der Ex-Boxweltmeister, der um mehr Ehrlichkeit warb mit Blick auf die wahre Lage der Ukraine in ihrem Kampf gegen Russlands Angriffskrieg. «Selenskyj zahlt für die Fehler, die er gemacht hat», so Klitschko.

    Vitali Klitschko, hier am 15. November in Leipzig, kritisiert Wolodymyr Selenskyj deutlich.
    Vitali Klitschko, hier am 15. November in Leipzig, kritisiert Wolodymyr Selenskyj deutlich.
    KEYSTONE

    «Selbstverständlich können wir euphorisch unser Volk und unsere Partner anlügen. Aber das kann man nicht ewig machen», sagte Klitschko weiter in dem Interview, das am Sonntag mehrere ukrainische und russische Medien aufgriffen.

    Der 52-Jährige stellte sich auch demonstrativ auf die Seite des ukrainischen Oberkommandierenden der Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, der zur Verärgerung Selenskyjs unlängst von einer Pattsituation in dem Krieg gesprochen hatte.

    Walerij Saluschnyj warnt, dass es bei diesem Tempo keine Fortschritte an der Front geben wird.
    Walerij Saluschnyj warnt, dass es bei diesem Tempo keine Fortschritte an der Front geben wird.
    EPA

    Die Ukraine sei in einer Sackgasse, hatte Saluschnyj erklärt. «Er hat die Wahrheit gesagt», sagte Klitschko. «Manchmal wollen die Menschen die Wahrheit nicht hören. Aber letztlich ist er verantwortlich. Er hat erklärt und begründet, wie die Lage heute ist.»

    Zugleich warnte Klitschko angesichts des seit fast zwei Jahren andauernden Krieges vor politischen Spielen in dem um seine Unabhängigkeit kämpfenden Land. Es dürfe keine Grabenkämpfe geben «in einem Land, das in seiner Existenz wackelt».

    Wolodymyr Selenskyj am 30. November in Charkiw: Burgfrieden bis zum Ende des Krieges.
    Wolodymyr Selenskyj am 30. November in Charkiw: Burgfrieden bis zum Ende des Krieges.
    AP

    Deshalb spricht er nach eigenen Angaben weiter nicht über seine eigenen politischen Pläne und sicherte Selenskyj zugleich Unterstützung zu – bis zum Kriegsende. «Der Präsident hat heute eine wichtige Funktion, und wir müssen ihn bis zum Kriegsende unterstützen. Aber am Ende dieses Krieges wird jeder Politiker für seine Erfolge oder Misserfolge zahlen.»

    Klitschko dankte Deutschland in dem Interview auch für die Lieferung von Flugabwehrsystemen, kritisierte aber, dass das Land der Ukraine nicht auch die reichweitenstarken Marschflugkörper vom Typ Taurus gebe. Hier flüchte sich Berlin in «Ausreden» – «da sind unsere Partner viel zu vorsichtig und weichen aus», sagte der Bürgermeister.

  • 11.25 Uhr

    Ukrainischer Ex-Präsident darf nicht ausreisen

    Der ukrainische Ex-Präsident Petro Poroschenko ist an einer Reise nach Ungarn gehindert worden. Das teilte der ukrainische Sicherheitsdienst gewstern mit. Aus Sicherheitskreisen hiess es, Poroschenko habe vorgehabt, den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban zu treffen. Orban hat den russischen Staatschef Wladimir Putin gelobt und einen EU-Beitritt der Ukraine abgelehnt.

    Der 58-jährige Poroschenko hatte am 1. Dezember mitgeteilt, dass er trotz einer Erlaubnis des ukrainischen Parlaments für die Ausreise an der Grenze gestoppt worden sei. Unter dem geltenden Kriegsrecht dürfen ukrainische Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht ohne spezielle Erlaubnis verlassen.

    Muss im Land bleiben: Petro Poroschenko.
    Muss im Land bleiben: Petro Poroschenko.
    EPA

    Poroschenko wollte nach eigenen Angaben den Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Mike Johnson, auf seiner Reise treffen. Poroschenko hat sich bislang nicht zu Vorwürfen geäussert, er habe Orban treffen wollen. Er bezeichnete den Vorfall an der Grenze als «Angriff auf die Einheit».

    Orbans Sprecher Zoltan Kovacs teilte gestern Abend auf der Plattform X mit, man wolle «keine Rolle in den internen politischen Kämpfen von Präsident (Wolodymyr Selenskyj) spielen». Er bestätigte nicht, dass ein Treffen zwischen Orban und Poroschenko angesetzt gewesen sei.

  • 9.55 Uhr

    Russen feiern Erfolg bei Awdijwka

    Russische Truppen sind angeblich nach Stepowe vorgedrungen und haben sich in dem Dorf festgesetzt, das nordwestlich von Awdijwka liegt. Ob die Moskaus Armee ihre Stellung halten kann, muss sich aber erst noch zeigen.

    Russische Truppen haben den Bahndamm überquert und sind nach Stepwoe eingedrungen.
    Russische Truppen haben den Bahndamm überquert und sind nach Stepwoe eingedrungen.

    Dennoch wächst die Kiews Sorge, dass Moskaus Kräfte die Verbindungsstrasse nach Awdijwka unterbrechen könnten, was die Verteidiger der Stadt wohl zur Aufgabe zwingen würde. Feste Strassen sind für den Nachschub essenziell, nachdem die Felder durch das Herbstwetter aufgeweicht sind.

    Verbindungen nach Awdijwka.
    Verbindungen nach Awdijwka.
    Google Maps
  • 9.40 Uhr

    Video zeigt angeblich Hinrichtung ukrainischer Soldaten

    Für Empörung sorgt ein Video aus Awdijwka, dass angeblich die Hinrichtung zweier ukrainischer Soldaten zeigt. Ihnen war demnach die Munition ausgegangen, sie sind mit erhobener Händen aus der Deckung gekommen und erschossen worden.

    Screenshot aus dem Drohnen-Video, das die Hinrichtung beweisen soll.
    Screenshot aus dem Drohnen-Video, das die Hinrichtung beweisen soll.
    Telegram/DeepStateUA

    Das werde durch einen Drohnen-Clip bewiesen, schreibt die «Kyiv Post». Dmytro Lubinets, Kiews Ombudsmann für Menschenrechte, spricht von einem «Kriegsverbrechen»:

  • 9.35 Uhr

    Selenskyj dankt Deutschland für Waffenhilfe

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Bedeutung der deutschen Militärhilfe für die Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung hervorgehoben.

    Dies bedeutet «die Rettung Tausender ukrainischer Leben», sagte Selenskyj am Samstag in seiner abendlichen Videoansprache. Dank eines neuen deutschen Hilfspakets würden zudem dringend benötigte Artilleriegeschosse vom Kaliber 155 Millimeter geliefert.

    Angaben der Bundesregierung zufolge übergab Deutschland in seiner jüngsten Lieferung 3840 Geschosse dieser Artilleriemunition an die Ukraine. Zudem wurden fünf Drohnenerkennungssysteme, fünf Scharfschützengewehre, etliche Sattelschlepper, Lkws, Kleinbusse, Geländefahrzeuge und weiteres Militärmaterial geliefert.

  • 9.30 Uhr

    Heftige Kämpfe um Bachmut und Awdijiwka

    Im Osten der Ukraine fanden nach Angaben des ukrainischen Militärs zuletzt die meisten Kämpfe zwischen ukrainischen und russischen Truppen statt.

    An der Front bei Awdijiwka wurden in den letzten 24 Stunden 20 russische Angriffe zurückgeschlagen. Um Bachmut sollen die Russen laut dem Frontbericht des ukrainischen Generalstabs 15 Mal angegriffen haben. Insgesamt soll es in diesem Zeitraum 69 Gefechte entlang des gesamten Frontverlaufs gegeben haben.

    Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als 21 Monaten gegen Russland. Deutschland unterstützt Kiew dabei unter anderem mit Waffenlieferungen und der Ausbildung ukrainischer Soldaten. Die im Sommer 2023 gestartete ukrainische Gegenoffensive blieb jedoch hinter den Erwartungen der Politik und der Zivilgesellschaft zurück.