Jahrelanger Rechtsstreit um Betrug Russischer Milliardär verliert gegen Genfer Kunsthändler und Sotheby's

dpa/dor

31.1.2024 - 06:16

Der Genfer Kunsthändler Yves Bouvier. (Archivbild)
Der Genfer Kunsthändler Yves Bouvier. (Archivbild)
Bild: Keystone/Salvatore Di Nolfi

Der schwerreiche Unternehmer Dmitri Rybolowlew gab Milliarden für eine private Kunstsammlung aus – und wurde nach eigener Darstellung vom Genfer Kunsthändler Yves Bouvier übers Ohr gehauen. Auch das Auktionshaus sei mitschuldig. Ein New Yorker Gericht sieht das jedoch anders.

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  • Ein russischer Milliardär und Kunstsammler hat in einem jahrelangen Rechtsstreit um einen angeblichen Betrug durch das Auktionshaus Sotheby's eine Niederlage einstecken müssen.
  • Ein New Yorker Bundesgericht entschied am Dienstag (Ortszeit), dass dem Auktionshaus kein Fehlverhalten nachgewiesen worden sei, berichtete die «New York Times».
  • Der Unternehmer Dmitri Rybolowlew hatte behauptet, Sotheby's habe dem Genfer Kunsthändler Yves Bouvier dabei geholfen, ihn um mehr als 160 Millionen Dollar zu betrügen.
  • Rybolowlew und Bouvier hatten sich in dem seit 2015 dauernden Rechtsstreit nach Angaben von Bouviers Anwälten im Dezember zu ungenannten Bedingungen geeinigt.

Ein russischer Milliardär und Kunstsammler hat in einem jahrelangen Rechtsstreit um einen angeblichen Betrug durch das Auktionshaus Sotheby's eine Niederlage einstecken müssen – fühlt sich aber dennoch als Gewinner. Ein New Yorker Bundesgericht entschied am Dienstag (Ortszeit), dass dem Auktionshaus kein Fehlverhalten nachgewiesen worden sei, berichtete die «New York Times».

Der Unternehmer Dmitri Rybolowlew hatte behauptet, Sotheby's habe dem Genfer Kunsthändler Yves Bouvier dabei geholfen, ihn um mehr als 160 Millionen Dollar zu betrügen. Das Auktionshaus begrüsste das Urteil und betonte die «Einhaltung der höchsten Standards in Bezug auf Integrität, Ethik und Professionalität in allen Bereichen des Kunstmarktes».

Rybolowlews Anwalt Daniel Kornstein sagte, der Fall sei komplex und es sei schwierig, den Vorwurf der Beihilfe zum Betrug zu beweisen. «Dieser Fall hat unser Ziel erreicht, den Mangel an Transparenz, der den Kunstmarkt plagt, zu beleuchten», so Kornstein. Er forderte Reformen, die «ausserhalb des Gerichtssaals durchgeführt werden müssen».

Zwei Milliarden Dollar in Kunstsammlung investiert

Rybolowlew hatte zwischen 2002 und 2014 zwei Milliarden Dollar investiert, um sich eine Kunstsammlung mit Werken von Pablo Picasso, Auguste Rodin, Amedeo Modigliani, Gustav Klimt, René Magritte und Leonardo da Vinci zuzulegen. Der 57-Jährige wandte sich hilfesuchend an den Kunsthändler Bouvier.

Bouvier erwarb von Sotheby's einige Werke, die er dann an Rybolowlew weiterverkaufte. Dabei berechnete der Schweizer Rybolowlew zufolge heimlich grosse Aufschläge – zusätzlich zu einer vereinbarten Provision in Höhe von zwei Prozent des Kaufpreises. So habe er bei Sotheby's da Vincis Christus-Porträt «Salvator Mundi» für 83 Millionen Dollar ge- und einen Tag später für mehr als 127 Millionen Dollar an den Milliardär weiterverkauft. Rybolowlews Anwälte argumentierten, dass Sotheby’s entweder wusste oder hätte wissen müssen, dass der Russe betrogen wurde.

Rybolowlew sagte vor Gericht aus, dass er Bouvier wie einem Familienmitglied vertraut und ihn sogar zu privaten Geburtstagsfeiern eingeladen habe. Es gehe ihm «nicht nur um Geld», sagte der Eigentümer und Präsident des Fussballvereins AS Monaco im Zeugenstand durch einen Gerichtsdolmetscher. «Es ist wichtig, dass der Kunstmarkt transparenter wird.» Denn wenn das grösste Unternehmen dieser Branche in solche Aktionen verwickelt sei, «haben die Kunden keine Chance».

Da-Vinci-Bild für 450 Millionen Dollar verkauft

Die Anwältin von Sotheby's, Sara Shudofsky, erwiderte, der Geschäftsmann versuche, «eine unschuldige Partei für das bezahlen zu lassen, was ihm jemand anderes angetan hat». Rybolowlew habe nicht genug Fragen an Bouvier gestellt oder keine ausreichenden Schritte unternommen, um sich vor Betrug zu schützen.

Rybolowlew und Bouvier hatten sich in dem seit 2015 dauernden Rechtsstreit nach Angaben von Bouviers Anwälten im Dezember zu ungenannten Bedingungen geeinigt. Der Kunsthändler weise «jede Anschuldigung des Betrugs entschieden zurück». Die Genfer Staatsanwaltschaft stellte das Strafverfahren gegen Bouvier im vergangenen Dezember ein. Dmitri Rybolowlew zog seine Klage gegen Bouvier zurück; die Parteien erzielten eine Einigung.

Rybolowlew konnte den eventuellen finanziellen Schaden wohl verschmerzen. Im Jahr 2017 verkaufte er das da-Vinci-Bild über Christie's für 450 Millionen Dollar. «Salvator Mundi» wurde so zum teuersten Gemälde, das jemals bei einer Auktion verkauft worden ist.

dpa/dor