Doppelagent enttarnt Moskau beschert Berlin einen handfesten Spionage-Skandal

Von Andreas Fischer

23.12.2022

Russland-Spionage: BND lässt eigenen Mitarbeiter festnehmen
1:05

Russland-Spionage: BND lässt eigenen Mitarbeiter festnehmen

Der Generalbundesanwalt hat einen Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) wegen des Verdachts der Spionage für Russland festnehmen lassen.

Ein Mitarbeiter des deutschen Auslandsgeheimdienstes soll Staatsgeheimnisse an Russland verkauft haben. Der Fall könnte der grösste Spionage-Skandal der deutschen Geschichte werden.

Von Andreas Fischer

«Mit Russland haben wir es auf der Gegenseite mit einem Akteur zu tun, mit dessen Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft wir zu rechnen haben», sagte Bruno Kahl, Präsident des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND). Deutschlands oberster Auslands-Geheimdienstler hatte zuvor informiert, dass in seiner Behörde ein mutmasslicher Spion enttarnt worden war. Laut «Spiegel» könnte es sich dabei um einen der grössten Spionagefälle in der Geschichte des BND handeln.

«Wenn sich der Verdacht bestätigt, ist hier ein wichtiger Schlag gegen russische Spionage gelungen», erklärte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) auf Twitter. «Das zeigt, wie wachsam wir sein müssen.»

Der BND habe, so Kahl, «im Rahmen der nachrichtendienstlichen Arbeit» selbst von einem «möglichen Verratsfall in den eigenen Reihen» erfahren. Bereits am Mittwoch, 21. Dezember, wurde der beschuldigte Mitarbeiter festgenommen, seine Wohnung sowie Büros an zwei Standorten wurden durchsucht.

BND sorgt sich nun um die Sicherheit seiner Agenten

Der Verdächtige soll hochsensible Informationen an einen russischen Geheimdienst weitergegeben haben. Einzelheiten dazu will der BND nicht preisgeben. Laut Kahl könnten Details von Russland genutzt werden, um Deutschland zu schaden». So besteht die Sorge vor möglichen Gefahren für Kontaktpersonen und Zuträger des deutschen Geheimdienstes in Russland, die durch den mutmasslichen Spion im BND verraten worden sein könnten.

Bislang ist unklar, wie lange der Mann Staatsgeheimnisse an Russland verraten habe. Fest steht laut Nachrichtenagentur DPA, dass der Beamte verdächtigt wird, in diesem Jahr Informationen, die er im Zuge seiner Arbeit erlangt hat, an Russland übermittelt zu haben. Ob dies nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine passiert sein soll, sagte die mit der Untersuchung betraute Bundesanwaltschaft nicht.

Immer wieder russische Spione enttarnt

Der aktuell enttarnte Doppelagent ist nicht der erste Maulwurf in den Reihen des BND. Im Jahr 2014 war ein Mann aufgeflogen, der jahrelang vor allem für den US-Geheimdienst CIA spionierte und unter anderem die Klarnamen deutscher Agenten im Ausland verkaufte. Er soll seine Dienste damals auch dem russischen Geheimdienst angeboten haben.

In diesem Jahr wurden in Deutschland zudem ein Oberstleutnant der Reserve und ein Wissenschaftler der Universität Augsburg wegen Spionage verurteilt. Sie hatten russischen Geheimdiensten Informationen über das Reservistenwesen respektive das europäische Raketensystem Ariane weitergegeben.

Mit Material der Nachrichtenagentur DPA.