Fall Khashoggi Saudischer Kronprinz spricht von «abscheulichem Verbrechen»

AP

25.10.2018

Saudiarabiens Kronprinz bin Salman gilt vielen als Verantwortlicher für den Tod von Jamal Khashoggi. Erstmals äusserte er sich nun öffentlich zu dem Fall. Die Tötung des Journalisten sei ein «abscheuliches Verbrechen».

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hat die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi als «abscheuliches Verbrechen» verurteilt. Die Tat habe den Saudis aber auch allen anderen Menschen Schmerz bereitet und könne durch nichts gerechtfertigt werden, sagte Prinz Mohammed am Mittwoch bei einer Investorenkonferenz in der saudiarabischen Hauptstadt Riad. Dazu, wer für den Tod Khashoggis verantwortlich war, äusserte er sich nicht.



Der dem saudischen Königshaus gegenüber kritisch eingestellte Journalist war zuletzt am 2. Oktober lebend gesehen worden, als er in das Konsulat Saudiarabiens in Istanbul gegangen war. Dort soll er nach türkischen Angaben von einem saudiarabischen Mordkommando getötet worden sein, darunter auch ein Mann aus dem Gefolge des Kronprinzen. Saudiarabien hat nahegelegt, dass die Gruppe auf eigene Faust gehandelt habe, allerdings ohne dafür Beweise vorzulegen.

Fall überschattet Investorenkonferenz

Unmittelbar vor seinem Auftritt bei dem Investmentforum sprach der Kronprinz mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Telefon über den Fall, wie aus Regierungskreisen in Ankara verlautete. Demnach einigten sich die beiden darauf, gemeinsam Licht in den Fall zu bringen. Mohammed betonte bei seiner Rede – seine erste seit dem Verschwinden Khashoggis –, dass er nicht zulassen werde, dass andere einen Keil zwischen sein Land und die Türkei trieben.



Erdogan sagte vor dem Telefonat seinerseits, die Türkei sei fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass der Mord an Khashoggi nicht vertuscht werden könne. Sowohl die Person, die den Auftrag zu dem Mord gegeben habe, als auch die eigentlichen Attentäter könnten sich der Justiz nicht entziehen.

Der Fall hatte die Investorenkonferenz in Riad überschattet, die erst zum zweiten Mal stattfand. Mehrere Firmenchefs und Politiker sagten ihr Kommen aus Protest ab. Der Kronprinz sprach das Thema denn auch sofort als erstes an, als er die Bühne betrat.

Waffenexporte gehen aber weiter

Später warb er um Investoren und versprach, den Nahen Osten wieder zu seinem einstigen Ruhm zurückzuführen. Den Konflikt im Jemen, in dem sein Land einer der Hauptakteure ist, erwähnte er dabei nicht.

Trotz der Kontroverse um Khashoggi wurden auf der Konferenz zum Auftakt Abmachungen in Höhe von rund 55 Milliarden Dollar geschlossen, viele davon auf dem lukrativen Energiesektor. Unter anderem Russland sowie afrikanische und asiatische Nationen waren dort stark vertreten.

Von den Europäern war in den vergangenen Wochen viel Kritik an Saudiarabien gekommen, Länder wie Spanien oder Grossbritannien betonten aber, sie würden ihre Waffenexporte nach Riad nicht beenden. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez kündigte am Mittwoch an, trotz seiner Bestürzung über den «schrecklichen Mord» an Khashoggi an bereits geschlossenen Waffendeals mit den Saudis festhalten zu wollen.

Die britische Premierministerin Theresa May sagte, die Auflagen für solche Waffenexporte unterlägen in ihrem Land ohnehin strengsten Regeln. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte dagegen am Sonntag erklärt, Waffenexporte an Saudiarabien könnten in der jetzigen Situation nicht stattfinden.

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