Übersicht Biden lässt Europäer abblitzen: USA wollen Truppen Ende August aus Afghanistan abziehen

Agenturen/red

24.8.2021

Agenturen/red

Die vom Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA)  gecharterte Swiss-Maschine mit den aus Kabul evakuierten Personen ist in der Schweiz angekommen. Der Flug LX8845 ist von der usbekischen Hauptstadt Taschkent nach Kloten gemäss Flightradar24 am Dienstagmorgen um 1 Uhr 47 gelandet. Für die Landung in der Nacht dürfte wohl eine Sonderbewilligung erteilt worden sein, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

Aufgrund der laut EDA schwierigen Sicherheitslage am Flughafen in Kabul war entschieden worden, den für vergangenen Samstag geplanten Flug nach Taschkent kurzfristig zu verschieben. Rund 70 lokale Mitarbeiter des Deza-Koordinationsbüros sowie deren Angehörige waren am Sonntag von der deutschen Bundeswehr aus Kabul ausgeflogen worden.

Biden nennt kein neues Abzugsdatum aus Afghanistan 

Die Taliban fordern ein Ende der Evakuierungsflüge aus Afghanistan am 31. August. Eine Verlängerung wird es nach aktuellem Stand wohl nicht geben.

Die USA halten vorerst an ihrem Ziel fest, ihre Truppen bis zum 31. August aus Afghanistan abzuziehen. Das erklärte US-Präsident Joe Bidens Sprecherin Jen Psaki nach einer Videoschalte der G7-Staats- und Regierungschefs.

Bereits zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel gesagt, dass Biden beim G7-Gipfel keinen neuen Zeitpunkt für den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan genannt habe. «Es sind heute keine neuen Daten über das bekannte Datum des 31.8. (hinaus) genannt worden vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika», sagte Merkel in Berlin. Was das genau «im Zeitablauf» bedeute, könne sie aber noch nicht sagen.

Die europäischen Verbündeten in London, Paris und Berlin dringen auf einen späteren Abzugstermin, weil nur so die Evakuierungsaktion in der jetzigen Form fortgesetzt werden kann. Es stehen noch viele Tausende Menschen, die das Land wegen der Machtübernahme der Taliban verlassen wollen, auf den Ausreiselisten der insgesamt 26 beteiligten Nationen. Die militanten Islamisten, die nun fast alle Landesteile sowie die Hauptstadt Kabul kontrollieren, hatten aber klar gemacht, dass sie eine weitere Präsenz westlicher Streitkräfte nicht akzeptieren würden.

UNO berichtet von schweren Verletzungen der Menschenrechte unter Taliban

Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan werden schwere Verletzungen von Menschenrechten aus dem Krisenstaat gemeldet. Darüber berichtete am Dienstag in Genf die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, bei einer Sondersitzung des UNO-Menschenrechtsrats zur brisanten Lage in Afghanistan. Nach diesen Berichten gab es etwa Massenhinrichtungen von Zivilisten und ehemaligen Angehörigen der afghanischen Sicherheitskräfte.

Weiter sagte Bachelet, der Bewegungsspielraum von Frauen sei in manchen Regionen eingeschränkt worden, Mädchen dürften teils nicht mehr zur Schule gehen. Friedliche Proteste würden unterdrückt und Minderjährige zum Waffendienst geholt. Die Berichte seien glaubhaft, betonte sie.


Die Ereignisse des Tages im Überblick:

Das Wichtigste im Überblick

  • In der Nacht ist der Evakuierungsflug des EDA aus Taschkent in Zürich gelandet. An Bord befanden sich 219 Personen, darunter DEZA-Mitarbeiter mit ihren Familien –  insgesamt 141 Personen.
  • Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industrienationen sowie Vertreter der EU beraten heute bei einem virtuellen Sondergipfel über die Situation in Afghanistan.
  • Der CDU-Politiker Norbert Röttgen befürchtet, dass das Scheitern des Militäreinsatzes in Afghanistan weitreichende Folgen für das Verhältnis zu den USA haben wird. US-Präsident Joe Biden habe in Afghanistan die Politik Donald Trumps verwirklicht.
  • Die aus Afghanistan geflohene Frauenrechtlerin Zarifa Ghafari, die vor ein paar Tagen unter dramatischen Umständen den Flughafen Kabul erreicht hatte, ist am Montagabend in Deutschland eingetroffen.
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  • 21.50 Uhr

    Wir beenden den Live-Ticker am Dienstag

  • 21.17 Uhr

    Russland will sich nicht in Afghanistan einmischen

    Russland will sich auch nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban am Hindukusch aus Afghanistan heraushalten. «Wir werden uns nicht in die inneren Angelegenheiten Afghanistans einmischen oder unser Militär in einen Konflikt verwickeln, in dem jeder gegen jeden ist», sagte der russische Präsident Wladimir Putin bei einer Versammlung von Funktionären der Regierungspartei «Einiges Russland» am Dienstag.

    «Die Sowjetunion hat in diesem Land ihre eigenen Erfahrungen gemacht», sagte Putin mit Blick auf die Invasion sowjetischer Truppen 1979, die in einem jahrzehntelangen blutigen Guerillakrieg mit den Mudschaheddin mündete. «Wir haben die nötigen Lektionen gelernt», sagte Putin. Der damalige Krieg kostete bis zu zwei Millionen Afghanen das Leben, sieben Millionen weitere wurden aus ihrer Heimat vertrieben und mehr als 14’000 sowjetische Soldaten wurden getötet.

  • 20.03 Uhr

    Nato-Generalsekretär für Weiterbetrieb von Flughafen in Kabul

    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich beim G7-Sondergipfel zur Lage in Afghanistan den Forderungen nach einem Weiterbetrieb des Flughafens in Kabul angeschlossen. Stoltenberg habe bei den Gesprächen betont, wie wichtig es sei, den Flughafen offen zu halten, um die Evakuierungen fortzusetzen, teilte die Bündniszentrale am Dienstagabend mit.

    Der bisherige Zeitplan der USA sieht vor, alle Truppen bis zum 31. August aus Afghanistan abzuziehen, was bedeuten würde, dass der derzeitige Evakuierungseinsatz für Ausländer und durch die Taliban gefährdete Afghanen vermutlich schon Ende dieser Woche enden müsste.

    Dass der Betrieb des Flughafens in Kabul ohne die USA aufrechterhalten werden kann, gilt als unwahrscheinlich. Sie waren zuletzt mit etwa 5800 US-Soldatinnen und -Soldaten vor Ort, um nach der Machtübernahme der Taliban den Evakuierungseinsatz abzusichern.

  • 19.53 Uhr

    G7: Biden hat kein neues Abzugsdatum aus Afghanistan genannt

    Die Taliban fordern ein Ende der Evakuierungsflüge aus Afghanistan am 31. August. Eine Verlängerung wird es nach aktuellem Stand wohl nicht geben.

    «Es sind heute keine neuen Daten über das bekannte Datum des 31.8. (hinaus) genannt worden vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika», sagte Merkel in Berlin. Was das genau «im Zeitablauf» bedeute, könne sie aber noch nicht sagen.

    Die europäischen Verbündeten in London, Paris und Berlin dringen auf einen späteren Abzugstermin, weil nur so die Evakuierungsaktion in der jetzigen Form fortgesetzt werden kann. Es stehen noch viele Tausende Menschen, die das Land wegen der Machtübernahme der Taliban verlassen wollen, auf den Ausreiselisten der insgesamt 26 beteiligten Nationen. Die militanten Islamisten, die nun fast alle Landesteile sowie die Hauptstadt Kabul kontrollieren, hatten aber klar gemacht, dass sie eine weitere Präsenz westlicher Streitkräfte nicht akzeptieren würden.

  • 19.16 Uhr

    Österreichs Präsident für Aufnahme von Afghanen

    In der Diskussion um die Aufnahme von geflüchteten Afghanen in Österreich hat sich Präsident Alexander Van der Bellen gegen die harte Haltung von Kanzler Sebastian Kurz gestellt. «Nach meiner persönlichen Überzeugung haben die Europäische Union und ihre Mitglieder die rechtliche, moralische und politische Pflicht, uns unserer Verantwortung zu stellen», sagte der ehemalige Grünen-Chef am Dienstag beim Europäischen Forum Alpbach. Besonders Frauen und ehemaligen Mitarbeitern von EU-Staaten müsse Schutz gewährt werden, sagte er bei dem jährlichen Diskussionsforum in Tirol.

    Kurz, der als Chef der konservativen ÖVP gemeinsam mit den Grünen regiert, hat die Aufnahme von weiteren Flüchtlingen aus dem Land trotz der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban ausgeschlossen. Er verwies am Wochenende darauf, dass Österreich bereits mehr als 40’000 Menschen aus Afghanistan beheimatet und damit eines der wichtigsten europäischen Aufnahmeländer ist. Ausserdem seien Afghanen besonders schwer zu integrieren.

  • 18.06 Uhr

    Norwegen schliesst Lazarett am Kabuler Flughafen Ende August

    Das norwegische Militär wird sein Feldkrankenhaus auf dem Flughafengelände in Kabul zum 31. August schliessen. Das teilten die Streitkräfte am Dienstag der norwegischen Nachrichtenagentur NTB mit. Ursprünglich sollte das Lazarett auf dem militärischen Teil des Airports auch nach dem Abzug der internationalen Streitkräfte verbleiben, bis es von einer zivilen Organisation übernommen wird. Da die Taliban den westlichen Streitkräften aber den 31. August als Frist für den Abzug gesetzt haben, werden auch die Norweger abrücken.

    «Wir sind mit unseren Verbündeten in Afghanistan eingereist und wir verlassen das Land auch mit unseren Verbündeten», sagte Brynjar Stordal vom operativen Hauptquartier der Streitkräfte der NTB.

  • 16.55 Uhr

    Italien hat bislang 3740 Afghanen ausgeflogen

    Italien hat bislang rund 3740 Afghanen und ihre Familien aus Kabul ausgeflogen. Das teilte Verteidigungsminister Lorenzo Guerini in der Aussen- und Verteidigungskommission des Parlaments mit. Knapp 2670 von ihnen seien bereits in Italien. Aussenminister Luigi Di Maio erklärte, dass alle Italiener, die Afghanistan hätten verlassen wollen, inzwischen evakuiert seien.

    Italien hatte nach der Eroberung der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die Taliban eine Luftbrücke eingerichtet, um italienische Staatsangehörige sowie frühere afghanische Mitarbeiter samt ihren Familien aus dem Land auszufliegen. Rund 1500 Soldaten und acht Militärmaschinen sind den Angaben zufolge im Einsatz. Die Menschen werden in der Regel zunächst nach Kuwait und später nach Rom geflogen.

  • 16.30 Uhr

    Petition für Aufnahme von Schutzsuchenden eingereicht

    Die Aufnahme von mindestens 5000 Schutzsuchenden aus Afghanistan wird in einer Petition an den Bundesrat gefordert. Über 23'000 Unterschriften sind für dieses Anliegen am Dienstag bei der Bundeskanzlei in Bern eingereicht worden.

    Laut der Petition soll die Schweiz mindestens 5000 Menschen eine unbürokratische Einreise als Flüchtlinge mit Schutzstatus ermöglichen. Die Schweiz soll damit mit Blick auf ihre langjährige humanitäre Tradition eine Vorreiterrolle übernehmen und die internationale Gemeinschaft aufwecken.

    Petition fordert die Aufnahme von 5000 afghanischen Flüchtlingen

    Petition fordert die Aufnahme von 5000 afghanischen Flüchtlingen

    23 000 Bürger unterschrieben eine Petition zuhanden des Bundesrates mit der Forderung, mindestens 5000 afghanische Flüchtlinge in die Schweiz aufzunehmen. Die Petition wurde am Dienstag bei der Bundeskanzlei in Bern eingereicht. Die Petition wurde von Lucas Tschan als Privatperson gestartet und erhielt Unterstützung von der Kampagnen- und Mobilisierungsorganisation Campax. Tschan ist selbst Vater einer zweijährigen Tochter. Die befürchtete Verschlechterung der Situation für Mädchen und Frauen in Afghanistan war für ihn der Hauptgrund für die Lancierung der Petition.

    24.08.2021

  • 16.07 Uhr

    Taliban gegen Fristverlängerung für Evakuierungen

    Die Taliban wollen den USA und anderen Staaten nach wie vor nicht übers Monatsende hinaus Zeit für Evakuierungsflüge aus Afghanistan geben. Die USA müssten ihre Evakuierungen bis zum 31. August abgeschlossen haben, den die Regierung von Präsident Joe Biden als Abzugsdatum für sämtliche amerikanischen Truppen festgesetzt habe, bekräftigte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid am Dienstag. Seine Gruppe werde «keine Verlängerungen» der Frist akzeptieren. Das Leben in Afghanistan kehre zur Normalität zurück, doch sei Chaos am Flughafen in Kabul ein anhaltendes Problem.

    Vor allem Afghanen, die für die Nato gearbeitet hatten oder die frühere Regierung unterstützten, fürchten die Rache der Taliban. Verzweifelt versuchen sie daher, an Bord der Flugzeuge zu kommen, die auch Bürger westlicher Staaten ausfliegen.

    Ungarische Soldaten fliegen Menschen aus Kabul, Afghanistan, aus. 
    Ungarische Soldaten fliegen Menschen aus Kabul, Afghanistan, aus. 
    Bild: Keystone
  • 15.11 Uhr 

    CIA-Direktor traf Taliban-Vizechef in Kabul

    Der Direktor des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, William Burns, hat einem Medienbericht zufolge den Vizechef der Taliban, Mullah Abdul Ghani Baradar, zu einem persönlichen Gespräch getroffen.

    Die beiden seien am Montag in der afghanischen Hauptstadt Kabul zusammengekommen, schrieb die «Washington Post» am Dienstag unter Berufung auf Regierungskreise. Es sei das bislang hochrangigste Treffen zwischen der Regierung von US-Präsident Joe Biden und den Taliban gewesen, seitdem die Islamisten vor gut einer Woche die Macht in Afghanistan übernommen haben. Die CIA habe sich auf Anfrage nicht dazu äussern wollen. Baradar wird als möglicher künftiger Regierungschef gehandelt.

    Die US-Regierung steht angesichts der Evakuierungsmission am Flughafen der Hauptstadt Kabul in regelmässigem Austausch mit den Taliban. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, hatte erst am Montag gesagt, man kommuniziere «mehrmals am Tag» mit den Taliban. Genauer wollte er sich zu der Kommunikation mit den Islamisten nicht äussern.

    CIA-Direktor William Burns soll sich in Kabul mit Taliban-Vize Mullah Abdul Ghani Baradar getroffen haben. (Archiv)
    CIA-Direktor William Burns soll sich in Kabul mit Taliban-Vize Mullah Abdul Ghani Baradar getroffen haben. (Archiv)
    Bild: dpa
  • 14 Uhr

    USA fliegen in 24 Stunden 12'000 Menschen aus

    Die Evakuierungsmission am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul gewinnt weiter an Tempo. Die USA flogen bei dem Einsatz erstmals innerhalb von 24 Stunden mehr als 12'000 Menschen aus Kabul aus.

    Zwischen dem frühen Montagmorgen und dem frühen Dienstagmorgen hätten 37 Flugzeuge des US-Militärs rund 12'700 Menschen ausser Landes gebracht, teilte das Weisse Haus am Dienstag in Washington mit. Im gleichen Zeitraum hätten ausserdem 57 Maschinen internationaler Partner rund 8900 Menschen evakuiert. Seit dem Start der Evakuierungsmission Mitte August hätten die Vereinigten Staaten insgesamt rund 58'700 Menschen entweder selbst aus Afghanistan ausgeflogen oder deren Ausreise ermöglicht.

  • 12.13 Uhr

    China hält Sanktionen gegen Taliban für kontraproduktiv

    China lehnt Sanktionen gegen die neuen Machthaber in Afghanistan ab. Die internationale Gemeinschaft solle besser die Entwicklung in eine positive Richtung beeinflussen sowie einen friedlichen Wiederaufbau, das Wohlergehen der Menschen im Land und die Fähigkeiten für eine unabhängige Entwicklung unterstützen, erklärte der chinesische Aussenamtssprecher Wang Wengbin am Dienstag. Sanktionen zu erlassen und bei jeder Wendung Druck auszuüben, werde das Problem nicht lösen und sei kontraproduktiv.

    Die militant-islamistischen Taliban hatten die Hauptstadt Kabul am 15. August nach einem Blitzfeldzug besetzt. China teilt mit Afghanistan eine kleine gemeinsame Grenze. Die Volksrepublik hat mit Blick auf die chaotischen Szenen am Kabuler Flughafen ihre Kritik an US-Sanktionen erneuert, insbesondere an dem Versuch, in dem Land eine Demokratie nach westlichem Vorbild zu installieren. Peking hat seine Botschaft in Kabul weiter geöffnet und strebt freundschaftliche Beziehungen mit den Taliban an.

    Tor zur chinesischen Botschaft in Kabul, Afghanistan. (Archiv)
    Tor zur chinesischen Botschaft in Kabul, Afghanistan. (Archiv)
    Bild: Keystone
  • 11.43 Uhr 

    Grossbritannien hält Verlängerung der Evakuierungen für unwahrscheinlich

    Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace hält eine Verlängerung der Evakuierungsmission in Afghanistan über das Monatsende hinaus für unwahrscheinlich. Das sagte er dem Nachrichtensender Sky News am Dienstag vor einem virtuellen Treffen der G7-Staats- und Regierungschefs. «Nicht nur wegen dem, was die Taliban gesagt haben, sondern es ist auch unwahrscheinlich angesichts der öffentlichen Äußerungen von US-Präsident Biden», so Wallace. Es lohne sich aber, für eine Verlängerung zu werben – «und das werden wir», fuhr der Minister fort.

    Gleichzeitig gestand Wallace ein, dass die Sicherheitsrisiken bei dem Evakuierungseinsatz immer höher werden. Terrorgruppen wie der Islamische Staat seien darauf aus, den Westen aus Afghanistan hinauszujagen. «Wir wären sehr verletzlich, sollte ein Terrorist zuschlagen», sagte er.

  • 10.55 Uhr

    UNO berichtet von schweren Verletzungen der Menschenrechte unter Taliban

    Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan werden schwere Verletzungen von Menschenrechten aus dem Krisenstaat gemeldet. Darüber berichtete am Dienstag in Genf die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, bei einer Sondersitzung des UNO-Menschenrechtsrats zur brisanten Lage in Afghanistan. Nach diesen Berichten gab es etwa Massenhinrichtungen von Zivilisten und ehemaligen Angehörigen der afghanischen Sicherheitskräfte.

    Weiter sagte Bachelet, der Bewegungsspielraum von Frauen sei in manchen Regionen eingeschränkt worden, Mädchen dürften teils nicht mehr zur Schule gehen. Friedliche Proteste würden unterdrückt und Minderjährige zum Waffendienst geholt. Die Berichte seien glaubhaft, betonte sie.

    «Es bestehen gravierende Risiken für Frauen, Journalisten und die neue Generation von Leitfiguren der Zivilgesellschaft, die in den vergangenen Jahren in Erscheinung traten», sagte Bachelet. «Afghanistans unterschiedliche ethnische und religiöse Minderheiten sind ebenfalls der Gefahr von Gewalt und Unterdrückung ausgesetzt, bedenkt man die Muster schwerer Menschenrechtsverletzungen unter Taliban-Herrschaft in der Vergangenheit und Berichte über Tötungen und gezielte Anschläge in den vergangenen Monaten.»

    Taliban an einem Posten. (Symbolbild)
    Taliban an einem Posten. (Symbolbild)
    Bild: dpa
  • 10.38 Uhr 

    Evakuierte Afghanen in Frankreich unter Beobachtung

    Fünf Afghanen, die nach Frankreich ausgeflogen wurden, stehen wegen mutmasslicher Nähe zu den militant-islamistischen Taliban unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden. Einer von ihnen sei am Montagabend in Polizeigewahrsam genommen worden, weil er sich nicht an seine Aufenthaltsauflagen gehalten habe, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Dienstagmorgen dem Sender Franceinfo. Der Mann habe «offensichtlich eine Verbindung zu den Taliban», habe aber der französischen Armee bei der Evakuierung von Landsleuten und Afghanen geholfen. Die vier anderen Personen, die unter behördlicher Beobachtung stehen, stammen den Angaben zufolge aus dem Umfeld des Manns.

    Die Zeitung «Le Monde» berichtete unter Berufung auf ein offizielles Dokument, der nun in Gewahrsam genommene Mann habe zugegeben, in den Tagen vor dem 18. August als Verantwortlicher eines Taliban-Checkpoints in Kabul Waffen getragen zu haben. Frankreich hat nach jüngsten Angaben des Aussenministeriums seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan mehr als 1000 Afghanen nach Frankreich gebrach

  • 10.21 Uhr 

    USA erhöhen Tempo bei Evakuierungsflügen aus Kabul

    Das US-Militär hat am Montag so viele Menschen aus Kabul ausgeflogen wie noch nie seit der Einnahme der afghanischen Hauptstadt durch die militant islamistischen Taliban. Militärflugzeuge hätten binnen 24 Stunden bis Montagmorgen (Ortszeit) etwa 10'400 Menschen in Sicherheit gebracht, teilte das Weisse Haus mit. In den zwölf Stunden darauf seien noch einmal 6660 Personen ausgeflogen worden.

    Insgesamt haben die USA seit Beginn des Einsatzes etwa 37'000 Menschen ausgeflogen. Präsident Joe Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte, man suche nach zusätzlichen Möglichkeiten, Menschen sicher aus Kabul herauszubringen. Mittlerweile sind mehr als 200 Flugzeuge im Einsatz. Doch kaum jemand glaubt, dass in gut einer Woche alle Fluchtwilligen ausgeflogen sein werden.

  • 9.35 Uhr 

    US-Vizepräsidentin Harris verteidigt Afghanistan-Abzug

    US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat den Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan verteidigt. Präsident Joe Biden habe «die mutige und richtige Entscheidung» getroffen, einen seit 20 Jahren dauernden Krieg zu beenden, sagte Harris am Dienstag bei einem Besuch in Singapur. «Wir hatten das erreicht, wofür wir dorthin gegangen waren.» Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban liege der Focus nun auf der Evakuierung von US-Amerikanern, von Bürgern aus Partnerländern und von Afghanen, die mit den USA zusammengearbeitet haben.

    Kamala Harris spricht am 24, August 2021 in Singapur. 
    Kamala Harris spricht am 24, August 2021 in Singapur. 
    Bild: Keystone
  • 8.21 Uhr

    EDA-Evakuierungsflug bringt 219 Menschen nach Zürich

    Das EDA hat weitere Angaben zu den Passagieren des Evakuierungsflugs aus Taschkent auf bekanntgegeben.  Demnach waren an Bord der von der Swiss gecharterten Maschine 141 afghanische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kooperationsbüros der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und ihre Angehörigen sowie 87 weitere Personen aus Afghanistan, Deutschland und Schweden. Die Schweiz trage weiterhin zu den «globalen Evakuierungsanstrengungen» aus Kabul bei, schrieb das EDA weiter.

  • 7.11 Uhr 

    Mindestens drei Babys während Evakuierungsaktion geboren

    Im Rahmen der Evakuierungen aus Afghanistan sind nach Angaben des US-Militärs mindestens drei Babys auf die Welt gekommen. Seines Wissens nach seien es bislang drei gewesen, aber es gebe keine formelle Zählung, sagte General Steve Lyons am Montag bei einer Pressekonferenz des Pentagons. Lyons sprach über die afghanische Frau, die an Bord eines US-Evakuierungsflugzeugs ein Baby zur Welt gebracht hatte. Die Maschine war auf dem Weg zum US-Stützpunkt im pfälzischen Ramstein in Deutschland. Nach der Landung in Ramstein hat die Frau im Laderaum der Maschine mithilfe von Soldaten ein Mädchen zur Welt gebracht.

    «Es gab tatsächlich mehr», sagte Lyons, der Chef des Transportkommandos der USA ist. Auf Nachfrage erklärte er, ihm sei die Geburt von insgesamt drei Babys bekannt. Er konnte aber keine Details nennen. Offen blieb, ob die anderen beiden Babys ebenfalls in einem Flugzeug, in einer Einrichtung zur temporären Unterbringung wie Ramstein oder noch am Kabuler Flughafen zur Welt gekommen waren. Insgesamt sei das aber ein Zeichen der «beeindruckenden Arbeit unser grossartigen Soldaten der Luftstreitkräfte», so Lyons.

  • 5.30 Uhr

    EDA-Evakuierungsflug landet in der Schweiz

    Die vom Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA)  gecharterte Swiss-Maschine mit den aus Kabul evakuierten Personen ist in der Schweiz angekommen. Der Flug LX8845 ist von der usbekischen Hauptstadt Taschkent nach Kloten gemäss Flightradar24 am Dienstagmorgen um 1 Uhr 47 gelandet. Für die Landung in der Nacht dürfte wohl eine Sonderbewilligung erteilt worden sein, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

    Aufgrund der laut EDA schwierigen Sicherheitslage am Flughafen in Kabul war entschieden worden, den für vergangenen Samstag geplanten Flug nach Taschkent kurzfristig zu verschieben. Rund 70 lokale Mitarbeiter des Deza-Koordinationsbüros sowie deren Angehörige waren am Sonntag von der deutschen Bundeswehr aus Kabul ausgeflogen worden.

    Familien, die aus Afghanistan evakuiert werden, begeben sich am Montag (23.8.2021) am Flughafen von Kabul an Bord einer amerikanischen Militärmaschine.
    Familien, die aus Afghanistan evakuiert werden, begeben sich am Montag (23.8.2021) am Flughafen von Kabul an Bord einer amerikanischen Militärmaschine.
    Bild: Keystone/Sgt. Samuel Ruiz/U.S. Marine Corps via AP
  • 5 Uhr

    G7-Staats- und Regierungschefs beraten über Afghanistan

    Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industrienationen sowie Vertreter der EU beraten heute bei einem Sondergipfel über die Situation in Afghanistan. Teilnehmen sollen auch die Generalsekretäre der Nato und der Vereinten Nationen. Bei dem virtuellen Treffen am Nachmittag solle neben der Evakuierungsmission auch die langfristige Entwicklung des Landes auf dem Programm stehen, erklärte die britische Regierung. Eine grosse Rolle dürfte die Frage spielen, ob die Evakuierungen über den 31. August hinaus fortgesetzt werden können. Zudem soll es darum gehen, wie die Errungenschaften der vergangenen 20 Jahre geschützt werden könnten, vor allem im Hinblick auf die Bildung von Mädchen und die Rechte von Frauen und Minderheiten.

  • 4.40 Uhr

    UN-Menschenrechtsrat berät über Krise in Afghanistan

    Der UN-Menschenrechtsrat beschäftigt sich am Dienstag in einer Sondersitzung mit der Lage in Afghanistan. Unter anderem will die Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, sprechen. Ihr Büro hatte sich nach der Machtübernahme durch die Taliban sehr besorgt geäussert. Der Rat dürfte eine Resolution verabschieden, die zur Einhaltung der Menschenrechte auffordert.

  • 4 Uhr

    CDU-Politiker Röttgen: Biden verwirklicht Trumps Politik

    Der CDU-Politiker Norbert Röttgen befürchtet, dass das Scheitern des Militäreinsatzes in Afghanistan weitreichende Folgen für das Verhältnis zu den USA haben wird. «Es ist ein moralisches und ein politisches Scheitern», sagte er der Deutschen Presse-Agentur vor dem virtuellen G7-Gipfel, auf dem über die Situation in Afghanistan beraten wird. Beim letzten Treffen der Gruppe im Juni habe man sich eigentlich vorgenommen, dass die Demokratien stärker zusammenstehen und sich gegen die autoritären Staaten verbünden. Stattdessen profitierten nun neben den Taliban vor allem China und Russland vom Rückzug aus Afghanistan. «Joe Biden hat in diesem Punkt mit wenigen Monaten Verzögerung die Politik Donald Trumps verwirklicht. Er hat sogar dessen Sprache angenommen, wenn er sagt: Wir haben keine Interessen in Afghanistan», sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag.

    Röttgen hofft darauf, dass die USA nun zumindest bei der Evakuierung mit den Bündnispartnern kooperieren. Die von den USA gesetzte Frist 31. August für den Einsatz sei durch nichts gerechtfertigt. «Man muss hier zu einer Abstimmung der Bündnispartner kommen», sagte Röttgen. «Ein Teil des Desasters ist ja, dass die USA den Abzug einseitig entschieden haben. Eine erste Lektion daraus sollte sein, dass man sich jetzt bei der Evakuierung abstimmt und koordiniert.»

  • 3 Uhr

    Bundeswehr fliegt weitere Schutzbedürftige aus

    Die deutsche Bundeswehr hat über Nacht weitere 211 Schutzbedürftige aus Kabul ausgeflogen. Die Maschine landete gegen Mitternacht auf dem Flughafen der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Damit hat die Bundeswehr bisher mehr als 3650 Menschen aus Afghanistan evakuiert.

    Weil der Zugang zum Flughafen kaum noch möglich ist, ist die Bundeswehr nun auch ausserhalb des massiv gesicherten Geländes im Einsatz, um Menschen in Sicherheit zu bringen. Für die Rettungsaktion bleibt nicht viel Zeit. Die militant-islamistischen Taliban wollen einer Verlängerung der Evakuierungsmission westlicher Staaten über den 31. August hinaus nicht zustimmen. Die deutsche Regierung versucht nun, eine Fortsetzung der Evakuierungsflüge durch einen zivilen Weiterbetrieb des Flughafens nach dem Abzug der US-Truppen zu ermöglichen.

  • 1 Uhr

    Afghanische Frauenrechtlerin in Deutschland eingetroffen

    Die aus Afghanistan geflohene Frauenrechtlerin Zarifa Ghafari ist am Montagabend in Deutschland eingetroffen. Wie die nordrhein-westfälische Staatskanzlei berichtete, landete sie zusammen mit Familienmitgliedern am Flughafen Köln/Bonn. Anschliessend traf sie in Düsseldorf den NRW-Ministerpräsidenten und Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU).

    Die 1992 geborene frühere Bürgermeisterin der afghanischen Stadt Maidan Shahr hatte laut einem Bericht der «Bild am Sonntag» erst vergangene Woche unter dramatischen Umständen den Flughafen Kabul erreicht. Von dort war sie über Islamabad nach Istanbul ausgeflogen worden. Am Montagabend landete sie dann im Rheinland.

    Laschet nannte sie nach einem Gespräch «eine der engagiertesten Frauen Afghanistans». «Wir müssen das Schicksal der Frauen in Afghanistan im Bewusstsein halten», sagte er. «Wir müssen darüber reden, wir müssen Druck machen auf die Taliban. Und wir müssen noch mehr Frauen in den nächsten Tagen, so vielen wie möglich, helfen, das Land zu verlassen.»