Ukraine-Übersicht Explosion am AKW Saporischschja +++ Mehr als 8300 Zivilisten seit Kriegsbeginn getötet

Agenturen/red.

20.11.2022

AKW Saporischschja unter Beschuss – «Spiel mit dem Feuer»

AKW Saporischschja unter Beschuss – «Spiel mit dem Feuer»

Russland und die Ukraine beschuldigten sich gegenseitig für den Angriff. IAEA-Chef Grossi sagte: «Wer auch immer dahinter steckt, muss sofort aufhören!»

20.11.2022

Tausende Zivilisten, darunter Hunderte Kinder sind seit Kriegsbeginn getötet worden. Am grössten Atomkraftwerk Europas spitzt sich die Lage wieder zu. Die Ereignisse des Tages im Überblick.

Agenturen/red.

20.11.2022

Im russischen Angriffskrieg in der Ukraine sind ukrainischen Ermittlern zufolge mehr als 8300 Zivilisten getötet worden. Unter ihnen seien 437 Kinder, teilte Generalstaatsanwalt Andrij Kostin nach Angaben des Internetportals «Unian» am Sonntag mit. Mehr als 11'000 Menschen seien in dem fast seit neun Monaten dauernden Krieg verletzt worden. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte Kostin zufolge aber höher liegen, da ukrainische Behörden zu einigen von Russland besetzten Gebieten noch keinen Zugang hätten. In den befreiten Regionen stossen die ukrainischen Truppen weiter auf Leichen und Hinweise auf mutmassliche Gräueltaten.

Am grössten Atomkraftwerk Europas spitzte sich die Lage am Wochenende wieder zu. Die Internationale Energiebehörde (IAEA) berichtete am Sonntag unter Berufung auf eigene Experten vor Ort von mehreren starken Explosionen. Die Schäden beeinträchtigten bislang nicht die nukleare Sicherheit. Russland und die Ukraine machten sich wie bei früherem Beschuss gegenseitig dafür verantwortlich.

Das Kernkraftwerk Saporischschja ist das grösste seiner Art in Europa.
Das Kernkraftwerk Saporischschja ist das grösste seiner Art in Europa.
Leo Correa/AP/dpa

Ukraine spricht von mehr als 45'000 Kriegsverbrechen

Die ukrainischen Behörden registrierten bislang mehr als 45'000 Kriegsverbrechen. 216 Personen seien als mutmassliche Kriegsverbrecher gemeldet worden, darunter 17 russische Kriegsgefangene, hiess es. Von 60 angeklagten Personen seien zwölf verurteilt worden.

In den befreiten Gebieten rund um Cherson, Charkiw und Donezk stossen die Ukrainer nach offizieller Darstellung auf immer mehr Beweise für Gräueltaten der einstigen russischen Besatzer. In den vergangenen zwei Monaten seien in diesen Gebieten mehr als 700 Leichen entdeckt worden, sagte der Generalstaatsanwalt am Samstag im Staatsfernsehen. In rund 90 Prozent der Fälle habe es sich um Zivilpersonen gehandelt.

London: Führungsschwäche bei Russlands Truppen

Die russischen Truppen hatten Anfang November die Grossstadt Cherson und das umliegende Gebiet nordwestlich des Flusses Dnipro geräumt und sich unter dem Druck der ukrainischen Streitkräfte auf die östliche Seite des Dnipro zurückgezogen. Der Abzug lief nach Einschätzung britischer Militärexperten vergleichsweise geordnet, was zum Teil auf das effektive Kommando von General Sergej Surowikin zurückzuführen sei. Surowikin war Anfang Oktober nach zahlreichen Niederlagen berufen worden. Auf mittlerer und unterer Befehlsebene mangele es aber an Führungsstärke, ging aus dem Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums hervor. Auch gebe es Hinweise auf eine Kultur der Vertuschung innerhalb der russischen Truppen.

Kiew: Russen verlegen Einheiten in die Ostukraine

Die russischen Streitkräfte verlegen nach Erkenntnissen des ukrainischen Generalstabs aus dem Gebiet Cherson abgezogene Einheiten in die Gebiete Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine. In Luhansk richteten die Besatzer demnach zusätzliche Kontrollpunkte ein, um Deserteure zu identifizieren und festzunehmen. Die russische Armee greife zwar massiv mit Raketen an, es sei aber wahrscheinlich noch zu früh, von einer neuen Grossoffensive zu sprechen, sagte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, dem Internetportal «Ukrajinska Prawda» zufolge im ukrainischen Fernsehen. Im Donbass in der Ostukraine komme es aber zu schweren Kampfhandlungen.

IAEA-Chef: «Ihr spielt mit dem Feuer!»

Angespannt war auch die Lage am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja, das Russland besetzt hält. IAEA-Experten vor Ort hätten von Dutzenden Einschlägen in der Nähe und auf dem Gelände der grössten europäischen Atomanlage berichtet, teilte die Behörde mit. Das Management der Anlage habe Schäden an einigen Gebäuden, Systemen und Geräten gemeldet. Die nukleare Sicherheit sei bislang nicht beeinträchtigt. Es habe keine Verletzten gegeben.

Das AKW ist in den vergangenen Monaten bei schweren Kämpfen mehrfach unter Beschuss geraten. Die Ukraine und Russland geben sich gegenseitig die Schuld. Wer auch immer hinter den Angriffen stecke, «es muss umgehend aufhören», forderte IAEA-Chef Rafael Grossi. «Wie ich schon oft gesagt habe: Ihr spielt mit dem Feuer!»

London will Flugabwehr der Ukraine stärken

Angesichts massiver Raketenangriffe Russlands etwa auf die Infrastruktur des Landes will Grossbritannien die Ukraine stärker bei der Abwehr der Angriffe aus der Luft unterstützen. Bei seinem ersten Besuch in Kiew sagte der neue britische Premierminister Rishi Sunak am Samstag weitere Hilfen von umgerechnet knapp 57,5 Millionen Euro zu, die Dutzende Geschütze zur Flugabwehr umfassen und zum Schutz der Bevölkerung und Infrastruktur beitragen sollen.

Staatsbegräbnis in Polen — Ermittler verlassen Raketeneinschlagsort

Nach dem Einschlag einer Rakete im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine ist am Sonntag das zweite Todesopfer, ein 59-jähriger Traktorfahrer, mit einem Staatsbegräbnis beigesetzt worden. Am Samstag hatte bereits eine Ehrenkompanie der polnischen Arme einem 60 Jahre alten Lagerverwalter in Przewodow das letzte Geleit gegeben hatte. Die beiden Männer starben am Dienstag, als in dem Dorf nur sechs Kilometer von der Grenze zur Ukraine eine Rakete einschlug.

Zurzeit geht der Westen davon aus, dass es eine ukrainische Flugabwehrrakete war, die zur Verteidigung gegen Angriffe des russischen Militärs eingesetzt wurde. Nach Angaben eines Reporters der Nachrichtenagentur PAP haben Ermittler den Einschlagsort mittlerweile verlassen. Am Ortseingang seien keine Polizisten mehr zu sehen gewesen. Von offizieller Seite gab es keine Angaben dazu.


Die Ereignisse des Tages im Überblick

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach ihrem Rückzug auf das Ostufer des Flusses Dnipro bei Cherson bauen russische Soldaten dort nach Angaben aus Kiew neue Abwehrstellungen aus — und bestehlen die Zivilbevölkerung.
  • Im russischen Angriffskrieg in der Ukraine sind ukrainischen Ermittlern zufolge mehr als 8300 Zivilisten getötet worden.
  • Laut ukrainischen Angaben stösst man in den befreiten Gebieten rund um Cherson, Donezk und Charkiw auf Gräueltaten der ehemaligen russischen Besatzer.
  • Trotz fortdauernder russischer Raketen- und Luftangriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine hat die Wiederherstellung der Stromversorgung im Land laut Selenskyj höchste Priorität.
  • Der britische Premierminister Rishi Sunak sicherte der Ukraine weitere Hilfe zu.
  • Auch Estland unterstützt den Wiederaufbau der kriegszerstörten Infrastruktur: Das Land schickt Busse und Stromgeneratoren in die Ukraine.
  • Die Internationale Atombehörde (IAEA) meldet mehrere Explosionen am ukrainischen Atomkrafwerk in Saporischschja. Verletzte hätte es keine gegeben, auch die Sicherheit sei intakt.
  • Liveticker
    Neue Beiträge
  • Liveticker beendet
  • 21.47 Uhr

    Wir beenden den Live-Ticker am Sonntag

  • 21.42 Uhr

    Selenskyj: Weiter schwere Kämpfe in der Ost-Ukraine

    Die schweren Kämpfe im Donbass im Osten der Ukraine dauern nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj weiter an. Vor allem das Gebiet um Donezk sei schwer umkämpft, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. «Obwohl es wegen der Verschlechterung des Wetters weniger Angriffe gibt, bleibt die Zahl der russischen Artillerieüberfälle leider hoch.» Auch aus dem Gebiet Luhansk gebe es Berichte von Gefechten. Allein heute seien dort von russischer Seite fast 400 Granaten abgefeuert worden, sagte Selenskyj.

    Auch der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte hatte zuvor von fortgesetzten Zusammenstössen an verschiedenen Frontabschnitten im Osten des Landes berichtet. Bei Luhansk seien mehrere russische Vorstösse abgewehrt worden, hiess es.

    Das Verteidigungsministerium in Kiew widersprach unterdessen Spekulationen westlicher Medien und Militärvertreter, wonach im Winter an den Fronten eine Kampfpause eintreten könnte. «Wer über eine mögliche ‹Pause der Feindseligkeiten› wegen der Minustemperaturen im Winter spricht, hat vermutlich noch nie im Januar ein Sonnenbad an der Südküste der Krim genommen», erklärte die Behörde über Twitter.

  • 21.29 Uhr

    IAEA-Chef beklagt «gezielte» Angriffe auf Akw Saporischschja

    Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat «gezielte» Angriffe auf das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja beklagt. Die Lage sei «sehr ernst», sagte IAEA-Chef Rafael Grossi dem französischen Sender BFMTV. Während sich Russland und die Ukraine gegenseitig für die Angriffe auf das von Moskau kontrollierte Atomkraftwerk verantwortlich machten, rief Grossi dazu auf, «diesen Wahnsinn» zu stoppen.

    Grossi bezeichnete die Vorgänge in Saporischschja als «extrem beunruhigend». Die Explosionen am Samstagabend und Sonntagmorgen seien «vollkommen inakzeptabel». Die Reaktoren seien offenbar nicht beschädigt worden. Die IEAE werde ein Expertenteam entsenden, um die Schäden an dem Akw zu begutachten.

    Der IAEA-Chef sprach von einem dutzend Angriffen, die «vorsätzlich und gezielt» erfolgt seien. Es sei ein Skandal, «ein Atomkraftwerk als legitimes militärisches Ziel betrachtet» werde, sagte Grossi. Er beschuldigte weder Russland noch die Ukraine, betonte aber: «Wer auch immer es ist, stoppt diesen Wahnsinn!»

  • 21.16 Uhr

    Deutsche Aussenministerin kündigt vor Geberkonferenz weitere Hilfen für Moldawien an

    Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock hat weitere Hilfen für die unter den Folgen des Ukraine-Kriegs besonders leidende Republik Moldau angekündigt. «Nun, wo der klirrende Winter vor der Tür steht, werden wir bei der dritten Konferenz der Moldau-Unterstützungsplattform noch einmal nachlegen», erklärte die Grünen-Politikerin vor ihrem Abflug zu einem eintägigen Besuch in Paris. Konkrete Summen nannte sie nicht. In Paris wollte Baerbock unter anderem an einer internationalen Unterstützerkonferenz für die frühere Sowjetrepublik Moldau teilnehmen.

    Gemeinsam habe man gezeigt, «dass Europa nicht klein beigibt, wenn ein Mitglied unserer Familie mit einem Angriffskrieg gegen sein Land, gegen seine Freiheit und Demokratie überzogen wird», betonte Baerbock angesichts der internationalen Unterstützung für die Ukraine. Die Aggression von Russlands Präsident Wladimir Putin bedrohe auch alle anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion, «besonders auch jene, die sich auf den Weg in die Richtung begeben haben, die für Putin am gefährlichsten ist: in Richtung Demokratie».

    Mit Blick auf Putin unterstrich die Ministerin: «Wer glaubt, Demokratien seien verwundbar, indem man Menschen frieren lässt, dem zeigen wir: Wir stehen geschlossen, solidarisch und entschlossen gegen jeden Versuch, ein Mitglied unserer europäischen Familie zu erpressen oder gefügig zu machen.»

  • 20.33 Uhr

    Ukraine weist Berichte über Hinrichtung russischer Kriegsgefangener zurück

    Kiew hat Berichte über die angebliche Hinrichtung russischer Kriegsgefangener durch ukrainische Soldaten zurückgewiesen. Die ukrainischen Truppen hätten sich vielmehr gegen russische Soldaten zur Wehr gesetzt, die ihre Kapitulation nur vorgetäuscht hätten, erklärte der Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinez, am Sonntag auf Telegram. Diese Woche waren in russischen Onlinenetzwerken Videos aufgetaucht, die angeblich die Hinrichtung von rund einem dutzend russischer Soldaten durch ukrainische Streitkräfte nach ihrer Kapitulation zeigten.

    Auf einem Video sind Soldaten zu sehen, die sich offenbar ergeben und in einem Hinterhof mit dem Gesicht nach unten auf den Boden legen. Kurz darauf sind Schüsse zu hören und das Video bricht abrupt ab. Ein weiteres Video zeigt rund ein dutzend Leichen in Blutlachen. Die Aufnahmen konnten von der Nachrichtenagentur AFP nicht unabhängig verifiziert werden.

    Das russische Verteidigungsministerium hatte nach Bekanntwerden der Videos eine Untersuchung wegen «Kriegsverbrechen» gefordert. Die Aufnahmen zeigten die «vorsätzliche und methodische Ermordung» von mehr als zehn russischen Soldaten, erklärte das Ministerium am Freitag.

    Lubinez erklärte nun, «Ausschnitte» eines Videos zeigten, dass die russischen Soldaten eine «vorgetäuschte Kapitulation nutzten», um «das Feuer auf die ukrainischen Streitkräfte zu eröffnen». Dies sei ein «Kriegsverbrechen».

    Ein UN-Sprecher erklärte auf Anfrage von AFP, die UNO habe «Kenntnis von den Videos» und «untersuche sie». Die UN-Mission zur Überwachung der Menschenrechte in der Ukraine hatte vor kurzem mitgeteilt, ihr lägen glaubwürdige Berichte über Folter und Misshandlungen von Kriegsgefangenen auf beiden Seiten vor.

  • 20.20 Uhr

    Russland hat laut Selenskyj bereits 4700 Raketen auf Ukraine gefeuert

    Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russland dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj zufolge bereits rund 4700 Raketen auf Ziele im Nachbarland abgefeuert. «Hunderte unserer Städte sind praktisch niedergebrannt, tausende Menschen wurden getötet, Hunderttausende wurden nach Russland deportiert», sagte Selenskyj in einer Videobotschaft an die internationale Organisation der Frankophonie, deren Vertreter sich im tunesischen Djerba trafen. «Und Millionen Menschen haben die Ukraine verlassen, um in anderen Ländern Schutz vor dem Krieg zu suchen», sagte er weiter.

    Allein am vergangenen Dienstag habe Russland knapp 100 Raketen auf die Ukraine abgefeuert. «Hundert verschiedene Raketen gegen unsere Städte, gegen Wohngebäude, gegen Unternehmen, gegen Kraftwerke», sagte Selenskyj. Als Folge dieser Angriffe seien über 20 Millionen Menschen zeitweise ohne Stromversorgung gewesen. Selenskyj bat die Mitgliedsstaaten der Frankophonie um Hilfe. «Die Ukraine will wirklich Frieden. Aber um den Frieden wiederherzustellen, brauchen wir Unterstützung.» Eine Rückkehr zum Frieden sei durchaus möglich, sagte er. «Aber sie ist möglich, wenn jeder auf der Welt versteht, dass niemand auf der Welt einen einzigen Tag des Terrors verdient.»

  • 19.11 Uhr

    Kiew: Russen bauen Stellungen aus und klauen Velos

    Nach ihrem Rückzug auf das Ostufer des Flusses Dnipro bei Cherson in der Südukraine bauen russische Soldaten dort nach Angaben aus Kiew neue Abwehrstellungen aus. Gleichzeitig seien sie etwa im Bezirk Kachowka vermehrt dazu übergegangen, Fortbewegungsmittel der Zivilbevölkerung zu stehlen, teilte der ukrainische Generalstab in Kiew  mit. «Sie stehlen der Bevölkerung ihre Privatautos, Motorräder und sogar Velos», hiess es in der Mitteilung.

    Derartige Raubzüge in besetzten Gebieten seien meist Vorboten weiterer Rückzüge der Truppen. Schon beim Abzug russischer Einheiten aus Isjum in der Region Charkiw im Osten der Ukraine hätten sich die Besatzer an den Fahrrädern der Bevölkerung «bedient», da ihnen der Treibstoff für ihre Fahrzeuge ausgegangen sei, hiess es weiter.

    Ein ukrainischer Soldat sucht auf dem Feld eines kürzlich befreiten Dorfes am Rande von Cherson nach Minen.
    Ein ukrainischer Soldat sucht auf dem Feld eines kürzlich befreiten Dorfes am Rande von Cherson nach Minen.
    Bernat Armangue/AP/dpa
  • 17.24 Uhr

    Mehr als 8300 Zivilisten im Ukraine-Krieg getötet

    Im russischen Angriffskrieg in der Ukraine sind ukrainischen Ermittlern zufolge mehr als 8300 Zivilisten getötet worden. Unter ihnen seien 437 Kinder, teilte Generalstaatsanwalt Andrij Kostin nach Angaben des Internetportals «Unian» mit. Mehr als 11'000 Menschen seien in dem fast seit neun Monaten dauernden Krieg verletzt worden. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte Kostin zufolge aber höher liegen, da ukrainische Behörden zu einigen von Russland besetzten Gebieten noch keinen Zugang hätten. In den befreiten Regionen stossen die ukrainischen Truppen weiter auf Leichen und Hinweise auf mutmassliche Gräueltaten.

  • 16.33 Uhr

    LNG-Terminals kosten Deutschland rund 3,46 Milliarden Franken mehr als geplant

    Die Anschaffung und der Unterhalt schwimmender Flüssigerdgas-Terminals kosten Deutschland einem Medienbericht zufolge mindestens dreieinhalb Milliarden Euro mehr als bislang geplant. Insgesamt seien derzeit rund 6,56 Milliarden Euro (rund 6,48 Mrd Franken) an Haushaltsmitteln vorgesehen, bestätigte das deutsche Bundeswirtschaftsministerium dem Magazin «Spiegel» auf Anfrage. Im Haushalt für 2022 waren demnach noch unter drei Milliarden Euro— 2,94 Milliarden — vorgesehen.

    Das Wirtschaftsministerium habe mitgeteilt, dass in «umfangreichen Abstimmungen mit zahlreichen Akteuren» nun weitere Kosten bestimmt und zunächst prognostizierte Kosten konkretisiert worden seien. Das betreffe etwa Betriebskosten und Kosten für zusätzliche Infrastrukturmassnahmen an Land.

    Aus Unterlagen des Haushaltsausschusses geht demnach ausserdem hervor, dass zwei der Terminals für 15 Jahre gechartert werden mussten statt für zehn Jahre, wie ursprünglich geplant. Deutschland hat demnach zwar die Option verhandelt, den Zeitraum auf zehn Jahre zu verkürzen, muss darüber aber schon im nächsten Jahr entscheiden.

    Der Linken-Haushaltspolitiker Victor Perli sagte dem «Spiegel»: «Die Ampel-Koalition hat sich mit der alternativlosen Nutzung von LNG-Gas erpressbar gemacht und muss jetzt Milliarden draufzahlen.» Der Grünen-Haushaltspolitiker Sven Christian Kindler forderte, der Haushaltsausschuss des Bundestags brauche mehr Klarheit über die Kosten und Risiken der LNG-Projekte.

  • 15.38 Uhr

    Geberkonferenz soll erneut Hilfen für Moldawien mobilisieren

    Für die unter den Folgen des Ukraine-Kriegs besonders leidende Republik Moldau wird am Montag in Paris eine internationale Geberkonferenz organisiert. Dabei geht es um weitere Hilfszusagen für die zwischen Rumänien und der Ukraine liegende ehemalige Sowjetrepublik. An dem Treffen beteiligt sind die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock, ihre französische Amtskollegin Catherine Colonna sowie die Aussenminister von Rumänien, Bogdan Aurescu, und Moldawien, Nicu Popescu. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Moldaus Präsidentin Maia Sandu sprechen zum Abschluss des Treffens.

    Moldawien wurde im Juni mit der Ukraine zum EU-Beitrittskandidaten erklärt. In Land mit seinen 2,6 Millionen Einwohnern kamen zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine Hunderttausende Flüchtlinge. Davon sind 90'000 weiter im Land, deshalb benötigt es Unterstützung. Ausserdem leidet die Bevölkerung unter einer hohen Inflation und stark gestiegenen Gaspreisen. Die russische Drohung, die Gaslieferungen nach Moldau wegen ausstehender Zahlungen abzuschalten, bedroht die Energieversorgung des Landes. Der Krieg beeinträchtigt ausserdem den Handel mit der Ukraine und Russland und gefährdet die Sicherheit.

  • 14.43 Uhr

    Verhandlungen mit Russland kämen laut ukrainischem Präsidentenberater Kapitulation gleich

    Die Ukraine hat Vorschläge zu Verhandlungen mit Russland erneut zurückgewiesen. «Wenn man auf dem Schlachtfeld die Initiative ergreift, ist es ein wenig bizarr, Vorschläge zu erhalten wie: ‹Ihr werdet sowieso nicht alles mit militärischen Mitteln erreichen, ihr müsst verhandeln›», sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak im Interview mit der Nachrichtenagentur afp in Kiew. Dies würde bedeuten, dass das Land, «das seine Gebiete zurückgewinnt, vor dem Land kapitulieren muss, das verliert».

    US-Medien hatten kürzlich berichtet, hochrangige US-Vertreter würden die Ukraine zunehmend dazu drängen, Verhandlungen mit Russland in Erwägung zu ziehen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat entsprechende Vorschläge ohne einen vorherigen Rückzug der russischen Truppen aus der gesamten Ukraine bislang abgelehnt. US-Generalstabschef Mark Milley hatte zudem kürzlich gesagt, ein militärischer Sieg sei wahrscheinlich nicht mit militärischen Mitteln zu erreichen.

    Podoljak zufolge hat Moskau Kiew bislang «keinen direkten Vorschlag» für Friedensgespräche unterbreitet. Stattdessen ziehe Russland es vor, diese über Vermittler zu überbringen und einen Waffenstillstand ins Gespräch zu bringen.

    Kiew betrachtet solche Gespräche als Manöver Moskaus, um Zeit zu gewinnen und eine neue Offensive vorzubereiten. «Russland will keine Verhandlungen. Russland führt eine als ‹Verhandlungen› bezeichnete Kommunikationskampagne», sagte Podoljak.

    Die Ukraine hatte Ende August eine Gegenoffensive begonnen. Seitdem konnte die ukrainische Armee einige Gebiete von Russland zurückerobern, darunter die strategisch wichtige Regionalhauptstadt Cherson im Süden des Landes.

    Russland griff zuletzt wiederholt die Energie-Infrastruktur der Ukraine an. Dabei kam es immer wieder in vielen Teilen des Landes zu Stromausfällen.

  • 14.12 Uhr

    Zweites Opfer des Raketeneinschlags in Polen beigesetzt

    In Polen ist das zweite der beiden Todesopfer des Raketeneinschlags im Grenzgebiet zur Ukraine mit einem Staatsbegräbnis beigesetzt worden. Die Beerdigung des 59-jährigen Traktorfahrers in dem kleinen Dorf Przewodow fand auf Wunsch der Angehörigen ohne Beteiligung des Militärs statt, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. Bereits am Samstag war das erste Opfer in Przewodow beerdigt worden, eine Ehrenkompanie der polnischen Armee hatte dem 60-jährigen Lagerverwalter das letzte Geleit gegeben.

    In dem Dorf nur sechs Kilometer von der Grenze zur Ukraine war am Dienstag eine Rakete eingeschlagen. Die beiden Männer sind die ersten Zivilisten des Nato-Landes Polen, die infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ums Leben kamen.

    Zurzeit geht der Westen davon aus, dass es eine ukrainische Flugabwehrrakete war, die zur Verteidigung gegen Angriffe des russischen Militärs eingesetzt wurde. Unmittelbar nach der Explosion war in Medienberichten aber auch von einer russischen Rakete die Rede. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hält bislang an der Behauptung fest, dass es eine russische Rakete gewesen sei, schränkte aber ein, dass er nicht mit hundertprozentiger Sicherheit wisse, was passiert sei.

  • 12.55 Uhr

    IAEA: Explosionen am Atomkraftwerk Saporischschja - Sicherheit intakt

    Am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja hat es nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wieder mehrere starke Explosionen gegeben.

    IAEA-Experten vor Ort hätten von Dutzenden Einschlägen in der Nähe und auf dem Gelände der grössten europäischen Atomanlage berichtet, teilte die Behörde am Sonntag mit. Die Vorfälle am Samstag und Sonntag hätten eine Periode relativer Ruhe in der von Russland besetzten Anlage abrupt beendet, sagte Generaldirektor Rafael Grossi laut Mitteilung.

    IAEA-Experten sahen die Explosionen demnach teils von ihren Fenstern aus. Das Management der Anlage habe Schäden an einigen Gebäuden, Systemen und Geräten gemeldet. Die Schäden beeinträchtigten aber bislang nicht die nukleare Sicherheit. Es habe keine Verletzten gegeben.

    Das russische Verteidigungsministerium beschuldigte die ukrainischen Streitkräfte, das Kernkraftwerk seit Samstag massiv mit Artillerie zu beschiessen. Allein am Sonntagmorgen sei mit zwölf grosskalibrigen Geschossen auf die Anlage gezielt worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. Acht Geschosse seien zwischen den Reaktorblöcken eingeschlagen, eines habe das Dach einer Sonderstation getroffen. Die Strahlung in der Umgebung des Kernkraftwerks sei normal, sagte auch Konaschenkow.

    «Wer auch immer dahintersteckt: Es muss umgehend aufhören», verlangte IAEA-Chef Grossi. «Wie ich schon oft gesagt habe: Ihr spielt mit dem Feuer!» Grossi appellierte erneut an beide Seiten, eine Sicherheitszone um die Anlage einzurichten, in denen von Angriffen und Kämpfen abgesehen wird. Intensive Verhandlungen darüber mit beiden Seiten hätten leider bislang zu keiner Einigung geführt.

    Russland kontrolliert das grösste Atomkraftwerk Europas faktisch seit Anfang März, als Moskaus Truppen im Zuge des Angriffskriegs grosse Teile der Südukraine besetzten. Das AKW ist in den vergangenen Monaten bei schweren Kämpfen mehrfach unter Beschuss geraten. Die Ukraine und Russland geben sich gegenseitig die Schuld.

  • 12.25 Uhr

    Ermittler ziehen vorerst vom Raketeneinschlagsort in Polen ab

    Nach dem tödlichen Einschlag einer Rakete im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine haben Einsatzkräfte und Ermittler den Ort der Explosion vorerst verlassen. Am Ortseingang des Dorfes Przewodow seien keine Polizisten mehr zu sehen, die zuvor das Gelände um die Einschlagsstelle gesichert hätten, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur PAP am Sonntag.

    Von offizieller Seite gab es keine Angaben dazu. Auch auf dem Gelände des Getreidespeichers, das von der Rakete getroffen wurde, seien am Sonntag keine Einsatzkräfte, Ermittler und Experten mehr tätig gewesen. Dort klafft den Angaben zufolge ein fünf Meter tiefer Einschlagskrater.

    Am 15. November schlug eine Rakete in einer Getreidetrocknungsanlage im Dorf Przewodow nahe der Grenze zur Ukraine ein und tötete zwei Menschen.
    Am 15. November schlug eine Rakete in einer Getreidetrocknungsanlage im Dorf Przewodow nahe der Grenze zur Ukraine ein und tötete zwei Menschen.
    Keystone

    In dem Dorf nur sechs Kilometer von der Grenze zur Ukraine war am Dienstag eine Rakete eingeschlagen. Zwei Menschen wurden getötet. Zurzeit geht der Westen davon aus, dass es eine ukrainische Flugabwehrrakete war, die zur Verteidigung gegen Angriffe des russischen Militärs eingesetzt wurde.

    Unmittelbar nach der Explosion war in Medienberichten auch von einer russischen Rakete die Rede. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hält bislang an der Behauptung fest, dass es eine russische Rakete gewesen sei. Er hat aber eingeschränkt, dass er nicht mit absoluter Sicherheit wisse, was passiert sei.

  • 11.58 Uhr

    Grüne wollen vier Gasturbinen an die Ukraine verschenken

    Die Grünen Schweiz fordern den Bundesrat in einem offenen Brief auf, mindestens vier der acht Gasturbinen, die demnächst im Reservekraftwerk Birr AG installiert werden sollen, an die Ukraine zu verschenken.

    Acht neue Gasturbinen sollten demnächst im Notkraftwerk Birr installiert werden. Aktuelle Studien zeigten aber, dass diese im Winter 2022/2023 für die Versorgungssicherheit der Schweiz nicht nötig sein werden, heisst es in einer Medienmitteilung der Grünen vom Sonntag.

    In der Ukraine sei die Stromversorgungslage nach gezielten Bombardements mehr als prekär. Das belaste die Bevölkerung und bedrohe deren Gesundheit. Mit der Turbinenlieferung könne die Schweiz ihre Hilfe für die Ukraine rasch und unbürokratisch ausbauen, heisst es in dem Brief an den Bundesrat. Die Schweiz habe im Vergleich zu anderen Ländern noch wenig Unterstützung an die Ukraine geleistet, die Hilfe beschränke sich in erster Linie auf den humanitären Bereich.

    Aus technischer Sicht steht nach Ansicht der Grünen einer Lieferung der Turbinen in die Ukraine nichts im Wege. Die Turbinen befänden sich aktuell auf Transportschiffen in Birsfelden und könnten innerhalb von rund drei Wochen in den Hafen von Odessa transferiert werden. Ein Weitertransport nach Kiew wäre mit Lastwagen möglich. Innerhalb dieses Monats könnten in Kiew die notwendigen Anschlussarbeiten ausgeführt werden.

    Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) hatte Anfang September im Kampf gegen einen befürchteten Energiemangel in der Schweiz im Winter einen Vertrag für acht mobile Gasturbinen unterschrieben. Die Gasturbinen sollten auf dem Firmengelände der Lieferfirma GE Gas Power in Birr AG aufgestellt werden.

    Anfang November hatte das Bundesamt für Energie bekannt gegeben, dass die Stromversorgungssicherheit der Schweiz im Winter 2022/23 gemäss einer Studie nicht gravierend gefährdet sei. Versorgungsengpässe könnten aber dennoch nicht ganz ausgeschlossen werden.

  • 10.55 Uhr

    London: Führungsschwäche und Vertuschungskultur in Russlands Truppen

    Trotz eines relativ geordneten Rückzugs der russischen Truppen aus dem ukrainischen Gebiet Cherson sind Moskaus Streitkräfte nach Einschätzung britischer Militärexperten von Führungsschwäche und einer Kultur der Vertuschung geprägt.

    Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums in London am Sonntag hervor. Demnach mangelt es auf mittlerer und unterer Befehlsebene an militärischer Führung.

    Während des Rückzugs aus dem Gebiet und der Stadt Cherson nordwestlich des Flusses Dnipro hätten die Russen zwar eher wenige Fahrzeuge verloren und einen Grossteil der zurückgelassenen Ausrüstung erfolgreich zerstört, damit sie nicht in die Hände der Ukrainer falle.

    Dies sei wahrscheinlich zum Teil auf ein effektives Kommando unter dem Befehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine, General Sergej Surowikin, zurückzuführen. Die Führung in Moskau hatte Surowikin Anfang Oktober nach zahlreichen Niederlagen eingesetzt.

    Auf unterer und mittlerer Führungsebene sehe es anders aus: «So sind beispielsweise in den letzten Monaten zwei dem östlichen Militärbezirk unterstellte Kompanien geflohen, nachdem ihr Kommandeur getötet worden war», hiess es in dem Bericht der Briten. «Andere Offiziere haben wahrscheinlich gelogen, um den Vorfall zu vertuschen.»

    Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

  • 10.32 Uhr

    Kiew: Russen verlegen Einheiten in die Ostukraine

    Die russischen Streitkräfte verlegen nach Erkenntnissen des ukrainischen Generalstabs aus dem Gebiet Cherson abgezogene Einheiten in die Gebiete Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine. In Luhansk richteten die russischen Besatzer zusätzliche Kontrollpunkte ein, um Deserteure zu identifizieren und festzunehmen, teilte der ukrainische Generalstab am Sonntag mit.

    Die russische Armee greife zwar massiv mit Raketen an, es sei aber wahrscheinlich noch zu früh, von einer neuen Grossoffensive zu sprechen, sagte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, dem Internetportal «Ukrajinska Prawda» zufolge im ukrainischen Fernsehen. Es komme aber im Donbass in der Ostukraine zu schweren Kampfhandlungen.

    Die russischen Truppen hatten erst vor kurzem die Grossstadt Cherson und das umliegende Gebiet nordwestlich des Flusses Dnipro geräumt und sich unter dem Druck der ukrainischen Streitkräfte auf die östliche Seite des Dnipro zurückgezogen.

    Seit Samstag konnten ukrainische Einheiten dem Generalstab zufolge zahlreiche russische Angriffe in den Gebieten Luhansk und Donezk abwehren. Das ukrainische Militär zählte rund 60 russische Attacken mit Raketenwerfern. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

  • 8.45 Uhr

    Estland schickt Busse und Stromgeneratoren in die Ukraine

    Estland unterstützt die von Russland angegriffene Ukraine bei der Wiederherstellung seiner kriegszerstörten Transportinfrastuktur. Nach Angaben des Aussenamts in Tallinn wird das baltische EU- und Nato-Land 27 Linienbusse des öffentlichen Nahverkehrs an Kiew übergeben. Die Fahrzeuge sollen im November und Dezember geliefert werden, teilte das Ministerium des baltischen EU- und Nato-Landes am Samstagabend mit. Estland hatte bereits zuvor im Sommer 17 gebrauchte Busse in die Ukraine geschickt.

    «Um der ukrainischen Gesellschaft zu helfen, parallel zum Krieg möglichst menschenwürdig zu funktionieren, muss die Ukraine nicht nur militärisch und politisch, sondern auch mit humanitärer Hilfe unterstützt werden», sagte Aussenminister Urmas Reinsalu. Mit den gespendeten Bussen könne ein notwendiger Beitrag geleistet werden, um die Menschen in der Ukraine im Alltag zu unterstützen.

    In Privatinitiative hat der estnische Ableger des Lions Clubs zudem mit Spendengeldern 13 Stromgeneration gekauft. Sie sollen in den kommenden Tagen an Schulen und Kindereinrichtungen geschickt werden, die in Notunterkünften in der Ukraine arbeiten, teilte ein Vertreter der gemeinnützigen Organisation estnischen Medienberichten zufolge mit.

    Estland mit seinen 1,2 Millionen Einwohnern zählt international zu den wichtigen Unterstützern der Ukraine.

  • 8.21 Uhr

    Mehr und mehr Gräueltaten

    Die ukrainischen Behörden stossen in befreiten Gebieten rund um Cherson, Charkiw und Donezk nach offizieller Darstellung auf immer mehr Beweise für Gräueltaten der einstigen russischen Besatzer. In den vergangenen zwei Monaten seien in diesen Gebieten über 700 Leichen entdeckt worden, sagte Generalstaatsanwalt Andrij Kostin am Samstagabend im Staatsfernsehen. In rund 90 Prozent der Fälle habe es sich um Zivilisten gehandelt. Zur Verteidigung gegen den Aggressor Russland sagte Grossbritannien der ukrainischen Regierung zusätzliche Militärhilfe zu, wofür sich Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einem Überraschungsgast aus London bedankte.

    In der Ukraine arbeiten Techniker derweil fieberhaft daran, die Schäden der russischen Angriffe zu beseitigen und die Stromversorgung im Land wiederherzustellen. Als Zeichen für die angestrebte Normalisierung des Lebens in den zuvor besetzten Gebieten wurde die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs zwischen Kiew und der befreiten Stadt Cherson gefeiert - dort traf erstmals nach gut acht Monaten wieder ein Zug aus der Hauptstadt ein. Im Osten der Ukraine tobten derweil weiter schwere Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen.

    «Jeden Tag erhalten wir neue Informationen»

    «Wir haben praktisch in fast jedem Dorf in der Region Charkiw Stellen gefunden, an denen sie friedliche Zivilisten getötet haben», sagte Generalstaatsanwalt Kostin im Fernsehen. Ähnliche Funde würden die Ermittler jetzt in der vor kurzem befreiten Region Cherson in der Südukraine machen. Auch seien etwa 20 Orte entdeckt worden, an denen Zivilisten verhört und in Gefangenschaft gehalten wurden. «Und jeden Tag erhalten wir neue Informationen», sagte Kostin. Derartige Angaben der Kriegsparteien lassen sich kaum unabhängig überprüfen.

  • 7.30 Uhr

    Selenskyj: Weiter Probleme mit der Stromversorgung

    Trotz fortdauernder russischer Raketen- und Luftangriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine hat die Wiederherstellung der Stromversorgung im Land nach Worten von Selenskyj höchste Priorität. «Wir arbeiten im ganzen Land daran, die Lage zu stabilisieren», sagte er am Samstagabend. «Die meisten Probleme mit Elektrizität gibt es in Kiew und Umgebung, Odessa und Umgebung, Charkiw und Umgebung.» Alles werde getan, «um den Menschen ein normales Leben zu ermöglichen».

    Stromausfälle in Kiew: Restaurants bewirten im Dunkeln

    Stromausfälle in Kiew: Restaurants bewirten im Dunkeln

    In Kiew gibt es wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine täglich Stromausfälle. Wie Millionen Menschen im Land müssen auch die Restaurants auf Kerzen, Generatoren und Batterien zurückgreifen. Manche haben sogar eine eigene Menükarte

    18.11.2022

    Russland hatte Anfang dieser Woche mit massiven Angriffen auf die Energie-Infrastruktur landesweite Stromausfälle in der Ukraine verursacht. Zeitweise waren rund zehn Millionen Menschen ohne Strom. Laut Selenskyj sind rund 50 Prozent der Energieinfrastruktur zerstört oder beschädigt. Moskau will den Nachbarn mit diesen Angriffen vor dem hereinbrechenden Winter weiter unter Druck setzen.

  • 6.32 Uhr

    US-Studie: Über hundert festgenommene Ukrainer sind verschwunden

    Während der russischen Besatzung der südukrainischen Stadt Cherson sind hunderte Ukrainer festgenommen worden und viele von ihnen verschwunden. Dies geht aus einer am Freitag veröffentlichten Studie der US-Universität Yale hervor.

    Die Forschungsgruppe Conflict Observatory, deren Arbeit vom US-Aussenministerium unterstützt wird, zählte 226 rechtswidrige Festnahmen und Fälle gewaltsamen Verschwindenlassens. Etwa ein Viertel der Menschen wurde mutmasslich gefoltert, vier von ihnen starben in Gefangenschaft.

    Die schweren Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen im ostukrainischen Gebiet Donezk dauern nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj an. Es gebe «weder eine Entspannung noch eine Atempause», sagte Selenskyj am Freitagabend in seiner täglichen Videoansprache. Etwa 100 russische Angriffe seien am Vortag in der Region Donezk abgewehrt worden.

  • 5.30 Uhr

    Selenskyj posiert mit Sunak vor erbeuteten Panzern

    Am Samstag empfing Selenskyj den britischen Premierminister Rishi Sunak zum unangekündigten Besuch in Kiew. Sein Gast versprach der Ukraine weitere Hilfen: Diese sollen sich auf umgerechnet knapp 57,5 Millionen Euro belaufen, 125 Geschütze zur Flugabwehr sowie Technik zur Drohnenabwehr umfassen und zum Schutz der Bevölkerung und Infrastruktur beitragen. Anfang November hatte das britische Verteidigungsministerium bereits eine Lieferung von 1000 Flugabwehrraketen zugesagt.

    Der britische Premier Rishi Sunak hat die Ukraine unangekündigt besucht. 
    Der britische Premier Rishi Sunak hat die Ukraine unangekündigt besucht. 
    Keystone

    Sunak und Selenskyj posierten in Kiew bei leichtem Schneefall vor erbeuteten russischen Panzern. «Danke, Rishi, Herr Premierminister, für Ihre Bereitschaft, die Freiheit noch stärker mit uns zu verteidigen», sagte Selenskyj am Abend in seiner täglichen Videoansprache.

  • US-Thinktank: Kreml mobilisiert bereits weitere Soldaten

    Russische Telegram-Kanäle diskutieren gemäss Recherchen des Institute for the Study of War Anzeichen dafür, dass der Kreml eine zweite Mobilisierungswelle vorbereitet. Zudem zeigen einzelne eine Vorladung, die ein Mann aus St. Petersburg erhalten hat. Er wird angeblich aufgefordert, im Januar 2023 zur Mobilisierung zu erscheinen. Die Beobachter führen weitere Hinweise an, wonach die Mobilisierung entgegen der Verkündung des Kremls nie endete.

    Dabei «überflutete» die russische Führung ihre Truppen in der Ukaine vermutlich weiter. Diese sei schon mit der Organisation der bisherigen Mobilisierten überlastet. All dies werde die Qualität der russischen Truppen weiter verschlechtern, die in der Ukraine an die Front gepumpt werden, so das Institut for the Study of War.