Late Night USA «Selbst wenn er schuldig sein sollte, entheben wir ihn nicht des Amtes»

Von Philipp Dahm

4.2.2020

John Bolton hätte noch was zum Trump-Impeachment zu sagen gehabt, aber wer will das schon hören? Die Republikaner ganz sicher nicht.
John Bolton hätte noch was zum Trump-Impeachment zu sagen gehabt, aber wer will das schon hören? Die Republikaner ganz sicher nicht.
Screenshot: YouTube

Wie reagiert eigentlich ein Late-Night-Host auf einen Prozess ohne Zeugen, ohne Objektivität und ohne Willen, zu einem gerechten Urteil zu kommen? Die lautmalerische Antwort ist: «Matt Schlapp!« Matt wer?

«Donald Trump ist nicht nur ein sehr dummer, sondern ein verrückter Mann», beginnt Seth Meyers seine «Late Night»-Show. «Er glaubt Dinge, die dumm sind, aber er glaubt auch an Dinge, die dumm und verrückt sind.»

Zu den dummen Dingen zählt zweifellos der Tweet, mit dem der US-Präsident jüngst den Super-Bowl-Gewinnern aus Kansas City gratuliert hat – sie sind ja nach Trumps Meinung im Bundesstaat Kansas beheimatet.

«Ich weiss, dass es für einen KV-Schüler, der das gerade herausfindet, verwirrend ist, dass es zwei Kansas City gibt. Aber ich denke, man kann vom Präsidenten der Vereinigten Staaten nicht erwarten, dass er alle Staaten kennt. Er weiss, dass die roten Staaten die sind, die ihn mögen, und dass Florida aussieht wie ein Penis.»

Mit Blick auf seine Basis müsse sich Trump für seinen Fauxpas nicht schämen, sagt Meyers mit Blick auf Matt Schlapp, den Vorsitzenden der amerikanischen Werte-Union.

Dieser Tweet sollte «denen in Washington» wahrscheinlich tüchtig einheizen, verbrennt seinem Verfasser Matt Schlapp aber eher die Finger.
Dieser Tweet sollte «denen in Washington» wahrscheinlich tüchtig einheizen, verbrennt seinem Verfasser Matt Schlapp aber eher die Finger.
Screenshot: YouTube

Schlapp erinnert in jenem Tweet «das Ostküsten-Establishment» daran, dass Kansas City die Hauptstadt von Kansas ist, was auch stimmt – aber dennoch spielen die Kansas City Chiefs nun einmal im Bundesstaat Missouri. «Es ist also irrelevant. Das ist, als würde ich sagen, dass Matt Schlapp wie ein Slangwort für das Geräusch klingt, wenn du im Yogakurs furzt … – es ist irrelevant.»

Das seien eben die Standarddummheiten, die man von Trump gewohnt sei, glaubt Meyers. «Und dann gibt es die verrückteren Dummheiten. Trump scheint zu glauben, dass Tarnkappen-Jets, die dank Technologie nicht auf dem Radar erscheinen, auch fürs blosse Auge unsichtbar sind. Er hat es schon oft gesagt – zuletzt bei einer Rede in Michigan letzte Woche.»

Offensichtlich: Florida ist – hihi – der Penisstaat!
Offensichtlich: Florida ist – hihi – der Penisstaat!
Screenshot: YouTube

Zu sehen ist der Erguss ab Minute 1:45: Es werde erwogen, einige der «mächtigen F-35-Jets» auf dem Stützpunkt in Selfridge, Michigan, zu stationieren. «Ihr werdet einige sehr schnelle Flugzeuge sehen. Nun ja, sie sind total getarnt, also werdet Ihr sie vielleicht nicht sehen. Ihr werdet sie nicht kommen sehen, aber sie werden wiederkommen.»

Man könnte den 73-Jährigen an einer Gangway hereinlegen, wenn man ihm sagte, er würde in den neuen F-35-Jet einsteigen, meint Meyers: «Und wissen Sie, welches Geräusch er macht, wenn er auf dem Vorfeld aufschlägt? Matt Schlapp!»

Mr. President, Ihr Stealth-Jet steht bereit!
Mr. President, Ihr Stealth-Jet steht bereit!
Screenshot: YouTube

Es sei aber auch nicht alles mies an der Trump-Präsidentschaft, bilanziert der Moderator: 6,7 Millionen neue Jobs seiner in dessen Ära entstanden, was jedoch weniger als die acht Millionen Jobs seien, die in den letzten drei Jahren von Barack Obamas Amtszeit geschaffen worden seien. Das mache zusammen 14,7 Millionen Arbeitsplätze, rechnet Meyers noch einmal vor, bevor der Clip bei Minute 3:38 eingespielt wird.

«Ivanka hat den Menschenhandel bekämpft», lobt Trump seine Tochter darin: «Das Thema ist ihr so wichtig. Das – und dass Menschen arbeiten können, und sie hat jetzt 15 Millionen Jobs für die Leute dieses Landes geschaffen.»

Da platzt es aus Meyers doch glatt heraus: «15 Millionen Arbeitsplätze? Ich weiss nicht mal, was Ivankas Job ist! Das kommt aus dem gestörten Kopf eines verwirrten Mannes, der nicht in der Lage ist, mit seiner unglaublichen Macht umzugehen. Und die Republikaner haben sich verpflichtet, ihm diese Macht unter allen Umständen zu lassen.»

Applaus für Tausendsassa Ivanka Trump (rechts von Redner): Sie schuf 15 Millionen Jobs, besiegte den Hunger und bewahrte die gemeine Stadttaube vor dem Aussterben. Gerüchteweise.
Applaus für Tausendsassa Ivanka Trump (rechts von Redner): Sie schuf 15 Millionen Jobs, besiegte den Hunger und bewahrte die gemeine Stadttaube vor dem Aussterben. Gerüchteweise.
Screenshot: YouTube

So wie Trumps Parteigenosse Lamar Alexander, von dem man gedacht hatte, er würde sich fürs Aufrufen weiterer Zeugen aussprechen, der am Ende aber doch dagegen stimmte. Später wurde Alexander gefragt, ob das Trump nicht ermutigen würde, wieder Wahlen zu manipulieren – zu sehen ab Minute 4:57: «Ich denke, wenn er für so einen Anruf impeacht wird, überlegt er zweimal, bevor er wieder so etwas tut.»

Meyers aufgebracht: «Zweimal überlegen? Er denkt nicht einmal ein einziges Mal nach!» Und Zeugenaussagen spielten ohnehin keine Rolle, denn sonst würde John Boltons Enthüllung eine Rolle spülen, wonach Trump angeblich schon im Mai angeordnet habe, die Ukraine müsse Ermittlungen gegen Joe Biden anstrengen.

Der Republikaner Lamar Alexander hat kein Bock auf «More of the same».
Der Republikaner Lamar Alexander hat kein Bock auf «More of the same».
Screenshot: YouTube

Warum Lamar Alexander nicht diejenigen aufrufen wollte, die das bezeugen könnten? Alexander meint, wenn acht Personen von Fahrerflucht sprechen, brauche es keine entsprechende neunte Aussage. Der Parteikollege Marco Rubio ergänzt, dass es nicht notwendig sei, einen Präsidenten abzusetzen, nur weil er die Bedingungen für ein Impeachment erfülle.

«Sie haben buchstäblich gerade der Welt gestanden: Wir decken das. Es wird kein faires Verfahren geben, und selbst wenn er schuldig sein sollte, entheben wir ihn nicht des Amtes. Sie könnten auch kommen und sagen: ‹Erinnert Ihr Euch an das Konfetti vom Super Bowl? Das waren Dokumente aus dem Weissen Haus, die wir geschreddert haben. Schaut: auf dem Schnipsel steht: Lasst uns Verbrechen begehen!›»

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50 Staaten, 330 Millionen Menschen und noch mehr Meinungen: Wie soll man «Amerika verstehen»? Wer den Überblick behalten will, ohne dabei aufzulaufen, braucht einen Leuchtturm. Die Late-Night-Stars bieten eine der besten Navigationshilfen: Sie sind die perfekten Lotsen, die unbarmherzig Untiefen bei Land und Leuten benennen und dienen unserem Autor Philipp Dahm als Komik-Kompass für die Befindlichkeit der amerikanischen Seele.

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