Nach den jüngsten russischen Luftangriffen gegen ukrainische Städte hat Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen Appell an den Westen zur Freigabe von Angriffen weit im russischen Hinterland erneuert.
Keystone-SDA
01.09.2024, 05:19
SDA
Die russischen Luftangriffe könnten nur mit Angriffen gegen die russischen Militärflugplätze tief auf russischem Staatsgebiet «und die Logistik des russischen Terrors» unterbunden werden, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.
Zu diesem Zweck führe eine ukrainische Delegation Gespräche mit den Verantwortlichen in Washington. Nach ukrainischen Medienberichten wurde der amerikanischen Seite sogar eine Liste mit den potenziellen Zielen dieser ukrainischen Angriffe mit Langstreckenwaffen auf amerikanischer oder anderer westlicher Produktion überreicht.
«Die Säuberung des ukrainischen Luftraums von russischen Lenkbomben ist ein wichtiger Schritt, um Russland zu zwingen, ein Ende des Krieges und einen gerechten Frieden anzustreben», sagte Selenskyj. Allein in Charkiw starben nach jüngsten ukrainischen Angaben sechs Menschen, weitere 99 Menschen wurden bei dem russischen Luftangriff verletzt, der ein mehrstöckiges Wohngebäude traf. «Und das ist nur in Charkiw, und dies ist nur ein Tag der russischen Angriffe», betonte Selenskyj.
«Ich appelliere an die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland: Wir müssen in der Lage sein, die Ukraine und die ukrainische Bevölkerung wirklich und umfassend zu schützen», sagte Selenskyj weiter. «Wir brauchen Langstreckengenehmigungen, und wir brauchen Ihre Langstreckengeschosse und -raketen.»
Die westlichen Partner haben der Ukraine bisher die Erlaubnis verweigert, mit den gelieferten schweren Waffen Ziele auf russischem Staatsgebiet anzugreifen. Das ukrainische Militär ist daher darauf angewiesen, diese Ziele mit Kampfdrohnen aus eigener Produktion anzugreifen. Die Sprengkraft dieser Drohnen ist jedoch relativ gering.
Ukraine wartet auf weitere Flugabwehr-Systeme
Zum bevorstehenden neuen Schuljahr wartet die Ukraine dringend auf bereits zugesagte zusätzliche Flugabwehr-Systeme. Diese seien nötig, so Selenskyj, «um unseren ukrainischen Kindern in den Schulen, in unseren Städten und in unserem Energiesektor mehr Sicherheit zu geben». Er hoffe daher auf schnelle Umsetzung bereits getroffener Absprache. Details dazu nannte Selenskyj jedoch nicht.
Viele Gefechte an Fronten in der Ukraine
Entlang der Fronten im Osten der Ukraine haben sich ukrainische Verteidiger und russische Angreifer eine Vielzahl an Gefechten geliefert. Der Generalstab in Kiew sprach am frühen Abend von insgesamt 109 bewaffneten Zusammenstössen im Tagesverlauf.
Im Mittelpunkt der Kampfhandlungen lag einmal mehr die Umgebung der Stadt Pokrowsk am Rande des Donbass. Dort stürmten russische Einheiten 23 Mal mit Artillerieunterstützung gegen die Verteidigungslinien der Ukrainer an. Die Angriffe seien abgeschlagen worden, hiess es. Auch aus der Umgebung des nahe gelegenen Ortes Kurachewe wurden russische Angriffe gemeldet. Diese Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.
Schwere russische Artillerieangriffe erschütterten nach diesen Angaben auch die Region Sumy. Mindestens 15 verschiedene Siedlungen seien beschossen worden. Durch Sumy laufen die Nachschublinien für die ukrainischen Truppen, die in die westrussische Region Kursk eingedrungen sind. Über den Verlauf dieser Offensive gab es von ukrainischer Seite keine Angaben.
Massive russische Artillerieüberfälle wurden auch aus der von Ukrainern besetzten Stadt Sudscha in der Region Kursk gemeldet. Das russische Militär zerstöre systematisch die eigene Stadt, in der noch rund 200 der ursprünglich 5.000 Bewohner lebten, kommentierten ukrainische Medien. «Auch wenn Sudscha bereits im Hinterland der Front liegt, wird die Stadt von den Russen dem Erdboden gleichgemacht», schrieb die Agentur Unian. Die Ukraine hat Sudscha zum Sitz ihrer Militärkommandantur für die Region Kursk erklärt.
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Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) ist zu einem neuen Besuch in der Ukraine eingetroffen. Russlands Ziel sei es, die Energieversorgung zu treffen, damit die Menschen in der Kälte in der Dunkelheit sitzen.
«Deswegen haben wir hier noch einmal zusätzliche Mittel mobilisiert, die helfen, die Energieversorgung hier jetzt wieder aufzubauen»
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