Ukraine-Überblick Russische Popdiva Pugatschowa nach Kriegskritik in Moskau verrissen

Agenturen/Red.

19.9.2022

Kiew: Russland bombardiert Gelände von AKW Piwdennoukrainsk

Kiew: Russland bombardiert Gelände von AKW Piwdennoukrainsk

Die Ukraine hat hat Russland vorgeworfen, das Gelände eines Atomkraftwerks rund 100 Kilometer nordwestlich der südukrainischen Stadt Mykolajiw beschossen zu haben. Präsident Wolodymyr Selenskyj veröffentlichte ein schwarz-weisses Überwachungsvide

19.09.2022

Kiew bereitet sich auf die nächste Offensive, deren Ziel nach den Worten des ukrainischen Präsidenten die Rückeroberung von Mariupol, Melitopol und Cherson ist. Die Baltenstaaten und Polen beschränken von heute an die Einreise für Menschen aus Russland weiter. Die Entwicklungen im Tages-Überblick.

Agenturen/Red.

19.9.2022

Das Wichtigste im Überblick

  • Im ostukrainischen Gebiet Charkiw wollen die Ermittler heute weitere Beweise für russische Kriegsverbrechen sammeln.
  • Nach ihrer Kritik an Russlands Angriffskrieg in der Ukraine ist die bekannte russische Popsängerin Alla Pugatschowa in ihrer Heimat unter Druck geraten.
  • Die Pipeline Nord Stream 2 wird nach Ansicht von Niedersachsens Ministerpräsident nie in Betrieb gehen.
  • Europas Bürger und Unternehmen sollen vor geschlossenen Grenzen wegen einer Pandemie, Lebensmittelengpässen wegen eines Krieges und anderen Krisen künftig besser geschützt sein – dafür macht die EU-Kommission nun weitreichende Vorschläge.
  • Die Ereignisse vom Sonntag findest du hier.
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  • 22.00 Uhr

    Wir beenden unseren Live-Ticker vom 19. September 2022

  • 19.07 Uhr

    Europaminister beraten über Sanktionen gegen Russland

    Die Europaminister der EU-Länder beraten am Dienstag in Brüssel über eine mögliche Verschärfung der EU-Sanktionen gegen Russland im Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der deutsche Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte sich kürzlich auf europäischer Ebene für eine Preisobergrenze für russische Öllieferungen ausgesprochen. Einen solchen Preisdeckel planen auch die sieben großen Industrieländer (G7).

  • 18.37 Uhr

    Russische Popdiva Pugatschowa nach Kriegskritik in Moskau verrissen

    Immer noch ein Superstar in ihrer Heimat: Alla Pugatschowa 1987 auf der Bühne. (Archivbild)
    Immer noch ein Superstar in ihrer Heimat: Alla Pugatschowa 1987 auf der Bühne. (Archivbild)
    Bild: Willy Spiller/ ullstein bild via Getty Images

    Nach ihrer Kritik an Russlands Angriffskrieg in der Ukraine ist die bekannte russische Popsängerin Alla Pugatschowa in ihrer Heimat unter Druck geraten. «Diese Dichterlinge, Harlekine und Gaukler brauchen bloss eine Möglichkeit zu singen und zu tanzen, zu feixen und vulgär klugzuscheissen», kommentierte der Leiter der Menschenrechtskommission des russischen Präsidenten, Waleri Fadejew, am Montag auf der offiziellen Webseite der Institution Pugatschowas Forderung nach Frieden. Eins der bekanntesten Lieder Pugatschowas heisst «Harlekino». Auch der kremlnahe russische Rapsänger Timati zog über den angeblich fehlenden Patriotismus der Sängerin her.

    Pugatschowa hatte beklagt, dass die russischen Soldaten für «illusorische Ziele» stürben, während gleichzeitig Russland durch den Krieg international geächtet werde. Die Worte der 73-Jährigen, die immer noch als Superstar in ihrer Heimat gilt, fanden ein breites Echo. Die staatlichen Medien allerdings liessen ihre Kriegskritik in der Berichterstattung unter den Tisch fallen und berichteten nur über ihre Forderung, ebenfalls zum «Auslandsagenten» – ein Stigma in Russland – gestempelt zu werden. Sie solidarisierte sich damit mit ihrem Ehemann Maxim Galkin, einem berühmten Komiker im israelischen Exil, der vom Justizministerium in Moskau auf die Schwarze Liste gesetzt worden war.

  • 17 Uhr

    Kiewer Truppen drängen Russen im Osten weiter zurück

    In den ostukrainischen Gebieten Charkiw, Donezk und Luhansk haben die ukrainischen Truppen den russischen Gegner offenbar weiter zurückgedrängt. Am Montag meldeten Kiewer Medien die Rückeroberung des Orts Jarowa am linken Ufer des Siwerskyj Donez. Offizielle Bestätigungen von ukrainischer oder russischer Seite lagen zunächst nicht vor. Zuvor kursierten bereits Videos über erfolgreiche Verstösse der ukrainischen Truppen auf das linke Ufer des Oskil im Gebiet Charkiw bei Kupjansk und Borowa.

    Zudem ist es ukrainischen Einheiten offensichtlich ebenfalls gelungen, bei Bilohoriwka über den Siwerskyj Donezk zu setzen und einen Angriff auf Kreminna durchzuführen. Der Chef der Donezker Separatisten, Dennis Puschilin, sprach im russischen Fernsehen zumindest von einer abgewehrten Attacke auf die seit April unter russischer Kontrolle stehende Kleinstadt.

    Bilohoriwka, das laut dem Militärgouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, wieder von ukrainischen Truppen kontrolliert wird, und Kreminna liegen bereits im Luhansker Gebiet. Die russische Führung hatte Anfang des Sommers die völlige Eroberung der Region gemeldet. Von der beginnenden Unruhe in dem Separatistengebiet zeugt zudem ein Eilantrag der dortigen «Bürgerkammer», schnellstens ein Referendum über den Beitritt zu Russland zu veranstalten.

    Zerstörtes Auto in der Nähe von Tschuhujiw, östlich von Charkiw, am 17. September 2022.
    Zerstörtes Auto in der Nähe von Tschuhujiw, östlich von Charkiw, am 17. September 2022.
    Bild: Keystone
  • 16.36 Uhr

    13 Tote nach Artilleriebeschuss von Donezk

    In der von russischen Truppen kontrollierten Stadt Donezk im Osten des Landes sind 13 Menschen durch Artilleriebeschuss getötet worden. Zwei Granaten schlugen örtlichen Medien zufolge an einer Bushaltestelle und in einem Geschäft ein.

    Die örtlichen Machthaber machen ukrainische Truppen für den Beschuss verantwortlich. Kiew weist derartige Anschuldigungen regelmässig zurück. Unabhängig bestätigen liessen sich die Angaben nicht.

  • 16.16 Uhr

    Bremer Polizei dementiert angebliche Festnahme ukrainischer Waffenhändler

    Seit einigen Tagen kursiert in sozialen Medien ein Video, das bei der Festnahme von Waffenschiebern aufgenommen worden sein soll. Für die Ukraine bestimmte Panzerabwehrraketen seien in Deutschland auf dem Schwarzmarkt verkauft worden. Die Bremer Polizei habe den Handel unterbunden und die Händler festgenommen.

    Die Bremer Polizei hat die Festnahme dementiert. Die Tonspur im auch von offiziellen russischen Kanälen geteilten Video stammt von einer Corona-Demonstration in Deutschland im Januar 2022.

    Die Tatsache, dass dieses Video eine Fälschung ist, sagt nichts darüber aus, ob alle Waffen für die Ukraine an den Orten ankommen, für die sie bestimmt sind.

  • 15:33 Uhr

    Russische Erdölproduktion ist nur schwierig zu ersetzen

    Der Ersatz russischer Erdöllieferungen dürfte für die westliche Welt ein schwieriges Unterfangen werden. Zu dieser Einschätzung kommt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem am Montag veröffentlichten Quartalsbericht.

    Eine Begrenzung russischer Ölexporte dürfte mit starken und lang anhaltenden Preisanstiegen einhergehen, erwartet die BIZ. Zudem könnten sich Auswirkungen auf andere Bereiche wie die Lebensmittelpreise ergeben. Wegen des Ukraine-Kriegs wollen viele westliche Länder russisches Rohöl künftig meiden.

    Ein grundsätzliches Problem sei der grosse Marktanteil der russischen Ölproduktion. Allein zehn Prozent aller weltweiten Erdölexporte entfielen auf Russland, erläuterte die BIZ. Ein bedeutender Wegfall russischer Ölprodukte wäre daher ein grosser negativer Schock für die Weltwirtschaft.

    Dass andere Produzenten ausreichende Kapazitäten hätten, um den Ausfall zu ersetzen, sei unwahrscheinlich. Zudem lägen die Investitionen in die Entdeckung und Nutzbarmachung neuer Ölquellen immer noch unter Vor-Corona-Niveau.

    Zwar hält es die BIZ für vorstellbar, dass Preisanstiege von Rohöl durch den verstärkten Einsatz von Biokraftstoffen gedämpft werden könnten. Dies jedoch könnte wiederum die Preise verschiedener Grundnahrungsmittel steigen lassen, die für die Produktion von Biokraftstoffen benötigt werden.

    Solche Preisanstiege könnten sich dann auf andere Lebensmittelmärkte übertragen, beispielsweise von Mais auf Sojabohnen. Störungen auf den globalen Energiemärkten könnten damit zu einem Preisanstieg vieler landwirtschaftlicher Produkte führen, warnte die BIZ.

  • 13:57 Uhr

    Putin baut zunehmend auf Alternativen zu regulären Truppen

    Angesichts bedeutender Verluste bei seinen Streitkräften im Ukraine-Krieg ist Russlands Präsident Wladimir Putin nach Ansicht unabhängiger Militärexperten immer stärker auf Alternativen angewiesen.

    Der Kreml konzentriere sich zunehmend darauf, schlecht vorbereitete Freiwillige in irregulären improvisierten Einheiten zu rekrutieren, statt sie als Reserve oder Ersatz für reguläre russische Truppen einzusetzen, schrieben die Analysten des Institute for the Study of War (ISW) mit Sitz in Washington am Sonntagabend (Ortszeit).

    Einen Grund dafür sehen die Experten in Putins getrübtem Verhältnis zur eigenen Militärführung und dem Verteidigungsministerium über den Sommer hinweg, insbesondere nach den jüngsten Gebietsverlusten. Bei ihrer Gegenoffensive im Nordosten der Ukraine Anfang September sind die ukrainischen Kräfte im Gebiet Charkiw bis an den Oskil vorgestossen.

    Wladimir Putin verzichtete bislang auf eine Generealmobilmachung.
    Wladimir Putin verzichtete bislang auf eine Generealmobilmachung.
    Alexandr Demyanchuk/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

    Eine Generalmobilmachung für den seit mehr als einem halben Jahr dauernden Krieg in der Ukraine gibt es in Russland bisher nicht. Die Armee und Präsident Putin sind daher auf Freiwillige angewiesen. Die russischen Streitkräfte rekrutierten zudem zunehmend Strafgefangene, setzten Elemente der russischen Sicherheitsdienste ein und mobilisierten verdeckt Männer aus den teilweise besetzten Gebieten Donezk und Luhansk, hiess es in dem ISW-Bericht weiter.

    Die Bildung solcher improvisierten Einheiten werde zu weiteren Spannungen, Ungleichheit und einem Mangel an Geschlossenheit unter den Truppenteilen führen. Angesichts ihrer kurzen Ausbildung verfügten sie über «nur wenig effektive Kampfkraft».

  • 12:33 Uhr

    Kreml bezeichnet Kiews Vorwürfe zu Kriegsverbrechen als Lüge

    Die russische Führung hat den Vorwurf der Regierung in Kiew zurückgewiesen, Kriegsverbrechen im Gebiet Charkiw im Osten der Ukraine begangen zu haben.

    «Das ist eine Lüge», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Russland werde die «Wahrheit» verteidigen.

    Zuvor waren nahe der Stadt Isjum 440 Gräber mit Leichen gefunden worden. Einige von ihnen wiesen nach ukrainischen Angaben Folterspuren auf. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf daraufhin Russland «Nazi»-Praktiken vor.

    Peskow bezog sich auch auf frühere Vorwürfe gegen Russland. «Das ist das gleiche Szenario wie in Butscha», sagte der 54-Jährige. Nach dem Abzug russischer Truppen waren im Frühjahr auch im Kiewer Vorort Butscha Hunderte getötete Zivilisten – einige mit Folterspuren und gefesselten Händen - gefunden worden. Butscha gilt seitdem als Symbol für schwerste Kriegsverbrechen.

  • 11:07 Uhr

    Mehr als 100 Fenster von AKW durch Raketenangriff zerstört

    In der Nähe des Atomkraftwerks (AKW) Südukraine ist nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew eine russische Rakete eingeschlagen. Er warf Russland am Montag die Gefährdung der ganzen Welt vor. «Wir müssen es stoppen, solange es nicht zu spät ist», schrieb er in den sozialen Netzwerken.

    Das AKW Südukraine liegt knapp dreihundert Kilometer südlich der Hauptstadt Kiew. Im Betrieb befinden sich drei Reaktoren mit einer Nettoleistung von 2850 Megawatt.

    Auch der staatliche ukrainische Atomkraftwerksbetreiber Enerhoatom berichtete von einem Raketenangriff auf das Industriegelände beim AKW. Dabei seien drei Hochspannungsleitungen und eine Anlage des nahen Wasserkraftwerks beschädigt worden.

    In dem AKW-Gebäude selbst seien mehr als 100 Fenster durch die Druckwelle zerstört worden. Der Konzern veröffentlichte Fotos von einem Krater mit vier Metern Durchmesser und zwei Metern Tiefe.

    Zuvor hatte bereits über mehrere Wochen der Beschuss von Anlagen des russisch besetzten Kernkraftwerks Saporischschja international Besorgnis vor einer Atomkatastrophe ausgelöst. Das AKW Südukraine ist zwar unter Regierungskontrolle. Doch hatte Enerhoatom mehrfach auf die Gefahr durch überfliegende russische Raketen hingewiesen. Russland marschierte am 24. Februar in die Ukraine ein.

  • 09:46 Uhr

    Russland verliert vier Kampfjets in zehn Tagen

    Die russische Luftwaffe gerät im Krieg gegen die Ukraine nach britischer Einschätzung zunehmend unter Druck.

    In den vergangenen zehn Tage habe Russland offensichtlich vier Kampfjets verloren und damit insgesamt 55 Maschinen seit Beginn des Angriffs Ende Februar. Das teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit.

    Der Anstieg der Verluste sei womöglich teilweise darauf zurückzuführen, dass die russische Luftwaffe ein grösseres Risiko eingehe, um Bodentruppen unter dem Druck ukrainischer Vorstösse aus nächster Nähe zu unterstützen, hiess es weiter. Hinzu komme das schlechte Situationsbewusstsein russischer Piloten. Einige Flugzeuge seien wegen der sich schnell bewegenden Front über ukrainisch kontrolliertem Gebiet in dichtere Luftverteidigungszonen geraten.

    «Russlands andauernder Mangel an Luftüberlegenheit bleibt einer der wichtigsten Faktoren, die die Fragilität seines operativen Designs in der Ukraine untermauern», betonte das Ministerium.

    Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

  • 09:39 Uhr

    Russicher Popstar bietet Putin die Stirn

    Die russischer Sängerin Alla Pugatschowa kritisiert den Krieg gegen die Ukraine aufs Schärfste. Die 73-jährige Sängerin mit mehr als 250 Millionen verkauften Tonträgern ist in Russland ein Superstar.

    In einem Post auf Instagram teilte die Sängerin ihren 3,4 Millionen Instagram-Followern mit, dass sie gerne als ausländische Agentin oder als Verräterin eingestuft werden wolle.

    Denn ihr Ehemann, mit dem sie seit Beginn der Invasion in Israel lebt, wurde vom Kreml ebenfalls als Verräter eingestuft, weil er Putins Krieg kritisierte. Dieser fordere aber nur ein Ende des Sterbens zugunsten von illusorischen Zielen, wie Pugatschowa weiter schreibt.

  • 6 Uhr

    Folterermittlungen in Charkiw

    Im ostukrainischen Gebiet Charkiw wollen die Ermittler heute weitere Beweise für russische Kriegsverbrechen sammeln. In Isjum, wo zuletzt 440 Gräber gefunden wurden, soll die Exhumierung der Leichen weiter gehen. Einige der Opfer weisen nach ukrainischen Angaben Folterspuren auf. 

  • 4.38 Uhr

    Niedersachsens Ministerpräsident: «Nord Stream 2 wird nie in Betrieb gehen»

    Durch die Pipeline Nord Stream 2 wird nach Ansicht von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil nie Gas von Russland nach Deutschland fliessen – auch nicht nach einem Ende der Ära von Präsident Wladimir Putin. «Der Vertrauensverlust ist so fundamental, dass es nie wieder eine Situation geben wird, in der eine deutsche Bundesregierung auf Energie aus Russland setzen kann», sagte der SPD-Politiker. Er sei sehr sicher: «Nord Stream 2 wird nie in Betrieb gehen.»

    Die deutsche Regierung hatte das Genehmigungsverfahren für die fertiggestellte Pipeline Nord Stream 2 im Februar kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine auf Eis gelegt. Putin hatte kürzlich gesagt, er wolle die Pipeline bei Bedarf in Betrieb nehmen.

    Die Gaslieferung durch die andere Ostseepipeline Nord Stream 1 hat Russlands Staatskonzern Gazprom eingestellt – mit Verweis auf technische Probleme, die aufgrund der Sanktionen nicht zu beheben seien. Die Bundesregierung hält diese Begründung für vorgeschoben.

    Weil sagte, es werde nicht mehr zu einer Energie-Partnerschaft mit Russland kommen. «Die Russen haben längst alle Brücken abgebrochen, und zwar indem sie das wichtigste Gut einer Partnerschaft zerstört haben: Vertrauen.» Jeder, der sich nun noch auf eine Zusammenarbeit mit Russland einliesse, müsste fürchten, ein zweites Mal hereingelegt zu werden. «Diese Kooperation ist unwiederbringlich zerstört. Und der Westen wird sich davon schneller erholen als Russland.»

  • 3.34 Uhr

    EU-Kommission stellt neue Massnahmen vor

    Geschlossene Grenzen wegen einer Pandemie oder Lebensmittelengpässe wegen eines Krieges: Europas Bürger und Unternehmen sollen vor solchen und anderen Krisen künftig besser geschützt sein. Dafür macht die EU-Kommission nun weitreichende Vorschläge.

    Die EU-Kommission präsentiert heute (11.00 Uhr) neue Massnahmen zur Bewältigung von Krisen wie der Corona-Pandemie oder Russlands Krieg gegen die Ukraine. Laut einem Gesetzentwurf sollen künftig zum Beispiel Produktionsvorgaben für Firmen gemacht werden können. Auch könnte EU-Staaten vorgeschrieben werden, dass sie Reserven von wichtigen Gütern anlegen müssen. Ob der Gesetzesvorschlag in dieser Form vorgestellt wird, ist aber noch offen.

    Mit dem Vorhaben sollen auch Probleme der Corona-Pandemie wie kilometerlange Staus wegen geschlossener Grenzen und die Trennung von Familienmitgliedern verhindert werden. Auf wirtschaftlicher Seite sind vor allem funktionierende Lieferketten eine der wichtigsten Funktionen, die künftig aufrechterhalten werden sollen.

    Nachdem die Entwürfe bekannt geworden waren, betonte die Chefin der Kommission, Ursula von der Leyen, die Notwendigkeit, Lieferketten breiter aufzustellen. Sie sagte aber auch: «Ich würde sehr klar davon Abstand nehmen, dass wir Mikrovorschriften machen. Das ist nicht die Aufgabe der Europäischen Kommission.»

    Industriekommissar Thierry Breton glaubt, dass die Wirtschaft gerade das Ende einer Ära erlebt. Der langjährige Glaube an auf enge Zeitfenster abgestimmte Produktionsabläufe, geografische Spezialisierung und lange Lieferketten sei überholt, teilte der Franzose jüngst mit.

    In Politik und Wirtschaft ist das Echo geteilt. Viele unterstützen, bessere Absprachen und ausgefeiltere Krisenpläne. Die Schaffung eines Notfallinstruments sei die richtige Antwort auf die Erfahrungen während der Covid-Pandemie, hiess es etwa.

  • 3.31 Uhr

    Baltenstaaten und Polen beschränken Einreise für Russen

    Die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie Polen beschränken die Einreise für Menschen aus Russland weiter. Sie werden von heute an die Grenzen für Staatsbürger des Nachbarlandes mit einem Schengen-Visum für touristische Aufenthalte, Geschäftsreisen, Sport- und Kulturveranstaltungen geschlossen halten. Entsprechende Regelungen treten in den vier EU- und Nato-Ländern simultan in Kraft. Bestimmte Ausnahmen gelten jedoch etwa für Russen mit Wohnsitz, Aufenthaltsrecht oder Verwandten sowie aus humanitären Gründen. Auch Dissidenten sollen weiter einreisen dürfen.

    Als Reaktion auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hatten die Regierungen der baltischen Staaten und Polens die Vergabe von Visa und Aufenthaltsgenehmigungen an Russen bereits weitgehend ausgesetzt. Mit einem gültigen Visum war es aber weiterhin möglich, über die Grenzen der vier Länder in den Schengen-Raum einzureisen. Dies ist künftig nicht mehr möglich: Allen russischen Staatsbürgern mit Schengen-Visum wird nun die Einreise verweigert – unabhängig davon, von welchem Mitgliedsland es ausgestellt wurde. Zum Schengen-Raum gehören 22 EU-Staaten, die Schweiz und drei weitere europäische Länder.

    Estlands Regierungschefin Kaja Kallas rief andere Länder erneut auf, sich dem innerhalb der EU umstrittenen Einreiseverbot anzuschliessen. «Wir sollten alle Werkzeuge in der Werkzeugkiste nutzen, um Russland dazu zu bringen, diesen Krieg zu beenden», sagte sie am Samstag. «Nur 30 Prozent der russischen Bürger haben internationale Pässe und sie stammen aus der russischen Elite. Das bedeutet, sie haben auch die Möglichkeit, den Kreml zu anderen Entscheidungen zu drängen, wenn sie fühlen, dass dieser Krieg ihren Alltag beeinflusst.»

  • 3.23 Uhr

    Trotz Ukraine-Krieg: Deutsche Verteidigungsministerin lehnt Wiedereinführung der Wehrpflicht ab

    Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) lehnt eine Wiedereinführung der Wehrpflicht trotz der durch den Ukraine-Krieg veränderten Bedrohungslage ab. «Eine Wehrpflicht-Debatte hilft uns wenig in der aktuellen Situation», sagte Lambrecht den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagsausgaben). «Es dauert seine Zeit, Soldatinnen und Soldaten auszubilden – unter einem Jahr macht das wenig Sinn.»

    Zudem gebe es weder genügend Kasernen, Ausbilder noch das Gerät für zehntausende Wehrpflichtige. Auch die vom Bundesverfassungsgericht angemahnte Frage der Wehrgerechtigkeit lasse sich nicht so einfach beantworten. Die Wehrpflicht müsste auch Frauen umfassen und dürfte nicht nur jeden Vierten eines Jahrgangs betreffen.

    Laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland nimmt die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber für die Streitkräfte ab. Die Bewerberzahlen für den militärischen Dienst in der Bundeswehr seien seit Anfang 2022 rückläufig, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr in Köln.

    Zugleich steigt die Zahl der Kriegsdienstverweigerer innerhalb der Bundeswehr deutlich. In diesem Jahr gingen nach Angaben eines Sprechers des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben bisher 657 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung ein. Im gesamten vergangenen Jahr waren es demnach nur 209. Viele Antragsteller begründen ihre Verweigerung den Angaben zufolge mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

  • 0 Uhr

    Selenskyj spricht von Ruhe vor dem Sturm

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat neue Angriffe auf das von russischen Truppen besetzte Gebiet in der Ukraine angekündigt. «Vielleicht erscheint es irgendjemandem unter Ihnen so, dass nach einer Reihe von Siegen Stille eingetreten ist, doch das ist keine Stille», sagte Selenskyj am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache. Vielmehr sei es die Vorbereitung auf die nächste Offensive, deren Ziel die Rückeroberung von Mariupol, Melitopol und Cherson sei.

    Nach Angaben Selenskyjs wird sich die Ukraine dabei nicht nur auf die Gebiete konzentrieren, die es vor dem russischen Überfall im Februar kontrollierte. Auch die Territorien der von Moskau unterstützten Separatisten im Osten des Landes und Städte auf der seit 2014 von Russland annektierten Krim würden zurückerobert, kündigte der 44-Jährige an. «Denn die gesamte Ukraine muss frei sein.»

    Donezk im von Russland kontrollierten Donbass unter ukrainischem Beschuss. (17. September 2022)
    Donezk im von Russland kontrollierten Donbass unter ukrainischem Beschuss. (17. September 2022)
    Bild: Keystone/AP Photo/Alexei Alexandrov

    Russland hat nach seinem Einmarsch in der Ukraine am 24. Februar grosse Gebiete im Süden und Osten des Landes erobert. Derzeit hält Moskau immer noch rund 125'000 Quadratkilometer besetzt – das ist etwa ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebietes inklusive der Halbinsel Krim.