SGB befürchtet Kaufkraftverlust Familien fehlen bis zu 3000 Franken 

om, sda

20.4.2022 - 13:22

Vania Alleva, Vizepraesidentin, Pierre Yves Maillard, Praesident und Daniel Lampart, Chefoekonom, von links, vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund, SGB, sprechen an einer Medienkonferenz zur sinkenden Kaufkraft, am Mittwoch, 20. April 2022, in Bern. 
Vania Alleva, Vizepraesidentin, Pierre Yves Maillard, Praesident und Daniel Lampart, Chefoekonom, von links, vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund, SGB, sprechen an einer Medienkonferenz zur sinkenden Kaufkraft, am Mittwoch, 20. April 2022, in Bern. 
KEYSTONE/Peter Schneider

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) befürchtet wegen der Teuerung und des prophezeiten Anstiegs der Krankenkassenprämien einen Kaufkraftverlust von über 3000 Franken pro Familie. Darum müssten die Löhne generell steigen und auch die Teuerung müsse ausgeglichen werden.

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Die Rückkehr der Teuerung mit aktuell über zwei Prozent führe zu einer völlig neuen Ausgangslage, begründete der Gewerkschafts-Dachverband am Mittwoch seine Forderungen vor den Medien in Bern. Viele Arbeitnehmer*innen mit tiefen und mittleren Einkommen erhielten in den vergangenen Jahren nur bescheidene Lohnerhöhungen.

Mit der 2022 zu erwartenden Jahresteuerung von über zwei Prozent droht ihnen ein Einkommensverlust. Generelle Lohnerhöhungen sind gemäss SGB vor diesem Hintergrund unabdingbar. Ohne Teuerungsausgleich hätten Beschäftigte mit mittlerem Lohn real 1600 Franken weniger Einkommen im Jahr. Für berufstätige Ehepaare mit Kindern würde die Einbusse 2200 Franken betragen.

Schwere Prämienlast

Der drohende Prämienschock von bis zu zehn Prozent wird nach SGB-Angaben Haushalte mit mittleren Einkommen besonders stark treffen. Diese erhalten kaum Prämienverbilligungen und zahlen oft über zehn Prozent des Einkommens für die Krankenkasse. Für eine vierköpfige Familie dieser Gruppe würde sich der Prämienanstieg in Zusatzkosten von 1100 Franken niederschlagen.

Vor diesem Hintergrund fordert der Gewerkschaftsbund Ausgleichsmassnahmen, damit die Kaufkraft der Gering- oder Normalverdiener steigt und nicht sinkt. «Die realen Einkommen müssen steigen, damit die Teuerung keine Gefahr für die Berufstätigen darstellt», sagte SGB-Chefökonom Daniel Lampart.

Die oberen Einkommensgruppen hätten sich Gehaltserhöhungen genehmigt, während die Löhne bei den Normalverdienenden stagnierten. Zudem gebe es immer mehr Menschen mit einem Tieflohn, kritisierte Lampart.

Wirtschaft hat Spielraum bei Löhnen

Vania Alleva, die Präsidentin der Gewerkschaft Unia, verlangte, die Produktivitätssteigerungen müssten endlich bei den Arbeitnehmer*innen ankommen, denen die daraus entstandenen Gewinne bisher vorenthalten wurden.

Die positive konjunkturelle Lage habe vielen Branchen eine vollständige Erholung von der Covid-19-Krise ermöglicht. Spielraum für Lohnerhöhung ist damit gemäss Alleva vorhanden. Hinzu komme die ausgezeichnete finanzielle Lage der Kantone, welche die Corona-Jahre 2020 mit einem Überschuss von 1 Milliarde Franken und 2021 mit einem Plus von 2,7 Milliarden Franken abschlossen.

SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard bezeichnete die aktuellen Entwicklung für den Grossteil der arbeitenden Bevölkerung als Schock. Substanzielle Verbesserungen bei den Löhnen und Massnahmen bei den Krankenkassenprämien seien unumgänglich.

Mindestlohn 4000 Franken

Der Gewerkschaftsbund fordert deshalb generelle Lohnerhöhungen mit Teuerungsausgleich und einen Reallohnzuwachs als Beteiligung an der guten Wirtschaftsentwicklung. Alle Arbeitnehmer*innen sollten mindestens 4000 Franken Lohn verdienen und das 13 Mal.

Zudem sollten die Prämienverbilligungen so erfolgen, dass niemand mehr als zehn Prozent des Einkommens für die Krankenkasse zahlen muss. Hier soll der Bundesrat möglichst schnell einen Vorschlag ausarbeiten.