Flüchtlingskrise 7 Länder wollen Griechenland Flüchtlingskinder abnehmen

sda/tafu

12.3.2020

Eine «Koalition der Willigen» hat sich für die schnelle Hilfe für Kinder und Jugendliche in den griechischen Flüchtlingslagern ausgesprochen. Währenddessen werden die Sicherheitskräfte an der griechisch-türkischen Grenze weiter aufgestockt.

Zur Entlastung der griechischen Flüchtlingslager wollen sieben EU-Staaten Griechenland insgesamt 1'600 unbegleitete minderjährige Migranten und andere Flüchtlinge abnehmen. «Das ist ein guter Start», sagte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson am Donnerstag bei einem Besuch in Athen.

Neben Deutschland gehören auch Frankreich, Irland, Finnland, Portugal, Luxemburg und Kroatien zu der sogenannten «Koalition der Willigen».



Aktuell leben nach Angaben des griechischen Bürgerschutzministeriums mehr als 42'500 Flüchtlinge und Migranten auf Lesbos, Samos, Kos, Leros und Chios – dabei liegt die Kapazität eigentlich bei rund 6'000 Plätzen. Nach Angaben der EU-Kommission sind rund 5'500 von ihnen unbegleitete Minderjährige. Neun von zehn seien 14 Jahre alt oder älter, hiess es unter Berufung auf griechische Behörden.

Minderjährige Flüchtlinge auf der Insel Lesbos, die sich nach ihrer Ankunft aus der Türkei aufwärmen.
Minderjährige Flüchtlinge auf der Insel Lesbos, die sich nach ihrer Ankunft aus der Türkei aufwärmen.
Bild: Keystone

Welche Menschen genau zu den 1'600 gehören, die auf andere Staaten verteilt werden sollen, liess Johansson am Donnerstag offen. Sie sprach von unbegleiteten Minderjährigen, Kindern und anderen gefährdeten Gruppen. Frankreich soll dem Vernehmen nach vor allem Familien mit kleinen Kindern aufnehmen wollen.

Konferenz im Mai

Weitere Hilfe für die Kinder und Jugendlichen in den griechischen Flüchtlingslagern solle im Mai bei einer Konferenz in Griechenland mobilisiert werden, sagte Johansson weiter.

Zudem kündigte die Schwedin ein Programm zur freiwilligen Rückführung von Migranten in ihre Heimat an. Einen Monat lang könnten sich bis zu 5'000 Menschen melden, die vor dem 1. Januar in die Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln gekommen seien. Im Gegenzug erhielten sie 2'000 Euro.

Athen fordert Verteilung

Der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis forderte erneut die schnelle, gerechte Verteilung der Lasten in der Flüchtlingskrise. «Bisher ist die Situation unausgeglichen – die griechischen Inseln tragen das ganze Gewicht der Krise», sagte er. Auch müsse der Druck seitens der Türkei beendet werden.




Auf die Frage nach der Sicherung der Festlandgrenze im Nordosten des Landes und Vorwürfen, Griechenland verstosse mit seinem Vorgehen gegen internationales Asylrecht, sagte er: «Für uns ist klar, dass wir einen nationalen Notfall haben, und dass es für Europa und Griechenland von entscheidender Bedeutung ist, unsere gemeinsamen Grenzen zu schützen.» Man tue dies unter vollständiger Einhaltung von internationalem und nationalem Recht.

Frontex verstärkt Einheiten

Währenddessen sind an der Grenze Griechenlands zur Türkei zusätzliche Frontex-Sicherheitsbeamte zum Einsatz gekommen. Neben Österreichern und Zyprern, die bereits seit einer Woche vor Ort sind, werden ab sofort auch Polen und Tschechen dabei sein, teilte das griechische Ministerium für Bürgerschutz mit.

Reporter vor Ort beobachteten ein grosses gepanzertes Fahrzeug der österreichischen Polizei, das sich entlang der Strasse zum Grenzfluss Evros nahe der Kleinstadt Orestiada bewegte. Auch wurden mehrere Lastwagen gesichtet, die Stacheldraht sowie grosse Zementhindernisse in die Pufferzone zwischen Griechenland und der Türkei brachten.




«Es kann jeden Moment wieder losgehen», sagte ein griechischer Beamter des Zolls am seit mehreren Tagen geschlossenen Grenzübergang, der Nachrichtenagentur DPA. Auf der türkischen Seite der Grenze befänden sich nämlich nach Schätzungen des Militärs mehr als 6'000 Flüchtlinge, die auf die nächste Gelegenheit warten, nach Griechenland und damit in die EU zu kommen.

Am Dienstag soll in Istanbul ein Gipfeltreffen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron stattfinden. «Bis dahin müssen wir äusserst vorsichtig sein», sagte ein Polizeioffizier in der Hauptortschaft der Grenzregion Alexandroupoli am Donnerstagmorgen.

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