Wahlen in Kanada Trudeau und seine Liberalen erneut stärkste Kraft

dpa

22.10.2019 - 08:20

Die Parlamentswahl ist so knapp, wie es die Umfragen vorausgesagt haben: Die Liberalen können in Kanada zwar eine Mehrheit der Sitze erreichen, verlieren aber die absolute Mehrheit.

Die Liberalen von Premierminister Justin Trudeau sind bei der Parlamentswahl in Kanada erneut stärkste Kraft geworden, haben ihre absolute Mehrheit aber verloren. Das prognostizierte der öffentliche TV-Sender CBC am Montag (Ortszeit). Das Ergebnis bedeutet, dass die Liberalen zum Regieren die Duldung durch kleinere Parteien brauchen, beispielsweise den Sozialdemokraten oder den Grünen. 2015 hatten Trudeaus Liberale 184 Sitze im Parlament gewonnen und seitdem mit dieser absoluten Mehrheit regiert.

Schon im Vorfeld hatte sich ein knappes Rennen zwischen Trudeau und seinem konservativen Herausforderer Andrew Scheer abgezeichnet. Rund 27 Millionen Bürger waren in dem G7-Land dazu aufgerufen, neue Abgeordnete zu wählen. Die Abgeordneten werden per Direktwahl nach dem Mehrheitsprinzip gewählt.

Wahlversprechen gebrochen

Die Bilanz der liberalen Regierung nach vier Jahren ist durchwachsen. Zwar hat er wie versprochen Marihuana legalisiert und mehr als 25'000 syrische Flüchtlinge im Land aufgenommen. Einige seiner Wahlversprechen wie eine Wahlrechtsreform oder einen ausgeglichenen Haushalt bis 2019 konnte er aber nicht halten.

Zudem erregte Trudeau in den vergangenen Monaten mit Skandalen für Aufmerksamkeit. Dabei ging es unter anderem um ein altes Foto von ihm, das ihn vor 20 Jahren mit dunkel geschminktem Gesicht – verkleidet als Aladdin – auf einer Party zeigte. Der Ministerpräsident entschuldigte sich für sein «rassistisches» Verhalten.

Streit um Klimapolitik

Scheer beschuldigte Trudeau auch deshalb, das kanadische Volk über sein wahres Wesen zu täuschen und beschimpfte ihn als «Betrüger». Ein grosses Thema im Wahlkampf war auch der Kampf gegen die Klimakrise: Während die Konservativen ankündigten, Trudeaus CO2-Steuer zurückdrehen zu wollen, musste die Regierung von links viel Kritik dafür einstecken, dass die Massnahmen angeblich nicht weit genug gingen.

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