Krieg in Nahost So reagiert die arabische Welt auf die Hamas-Attacke

mmi

9.10.2023

Netanjahu: «Wir sind im Krieg mit der Hamas»

Netanjahu: «Wir sind im Krieg mit der Hamas»

«Wir sind im Krieg und wir werden gewinnen.» Das hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu in einem Video am 7. Oktober erklärt. Militante Palästinenser hatten am heutigen Samstagmorgen einen überraschenden Grossangriff auf Israel gestartet.

07.10.2023

Die Hamas-Miliz greift seit Samstagmorgen Israel an, auf beiden Seiten sind zahlreiche Opfer zu beklagen. Während die Attacke in der westlichen Welt scharf verurteilt wird, reagiert die arabische Welt gemischt.

mmi

9.10.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Mehrere arabische Staaten fordern nach dem Grossangriff der islamistischen Hamas auf Israel ein Ende der Gewalt.
  • Gleichzeitig wird aber auch scharfe Kritik an der israelischen Politik geäussert.
  • Das Golfemirat Katar etwa macht alleine Israel für die Eskalation verantwortlich und verweist auf «ständige Verletzungen der Rechte des palästinensischen Volkes».
  • Iran lobte den Grossangriff der Hamas auf Israel als berechtigte Selbstverteidigung der Palästinenser.

Seit Samstagmorgen erlebt Israel eine beispiellose Angriffswelle durch die radikalislamistische Hamas. Während Regierungen rund um den Globus die Angriffe scharf verurteilen, gehen die Meinungen im arabischen Raum auseinander. Eine Übersicht.

Ägypten

Die arabischen Staaten fordern regelmässig Solidarität mit den Palästinensern ein, insbesondere wenn es um den seit Jahrzehnten dauernden Konflikt mit Israel geht. Allen voran Ägypten, das mit Israel bereits 1979 einen Friedensvertrag geschlossen hat.

Angesichts der jüngsten Hamas-Angriffe bemüht sich Ägypten um Deeskalation und wendet sich sowohl an Israel als auch an die Palästinenser. Die Regierung in Kairo warnt vor schwerwiegenden Folgen und ruft zu «grösster Zurückhaltung» auf, um «Zivilisten nicht zu gefährden». Präsident Abdel Fattah al-Sisi tauschte sich zudem telefonisch mit Jordaniens König aus.

Ägypten trat in den vergangenen Jahren immer wieder als Vermittlerin im Nahost-Konflikt auf. Doch der Einfluss des bevölkerungsreichsten Staates in der arabischen Welt schrumpft zusehends, vor allem zugunsten der Golfstaaten und anderer Regionalmächte wie des Irans und der Türkei.

Vereinigte Arabische Emirate

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) dringen auf eine umgehende Waffenruhe. Das Aussenministerium fordert in einer Mitteilung «Bemühungen um einen gerechten und umfassenden Frieden».

Gewalt, Spannungen und Instabilität in der Region müssten verhindert werden. Die VAE schlossen vor drei Jahren in einem historischen Schritt einen Friedensvertrag mit Israel.

Saudi-Arabien

Saudi-Arabien äussert sich weniger diplomatisch und macht die israelische Regierung mitschuldig für die Gewalteskalation. In einer Erklärung des saudischen Aussenministeriums steht: «Das Königreich erinnert an seine wiederholten Warnungen vor den Gefahren einer Eskalation der Lage infolge der anhaltenden Besatzung.»

Noch letzte Woche verdichteten sich die Zeichen, dass sich die Saudis einen Friedensschluss mit Israel vorstellen können. Kronprinz Mohammed bin Salman schien diesen Schritt zuletzt vermehrt voranzutreiben. Sein Vater, König Salman, gilt hingegen als Verfechter der palästinensischen Sache. Mit den zwei heiligsten Stätten des Islams gilt das Königreich als Schutzmacht der Palästinenser.

Irak, Kuwait und Katar

Der Irak betont seine Unterstützung für das palästinensische Volk. Die Angriffe der Hamas seien eine «natürliche Folge der systematischen Unterdrückung», der sich das palästinensische Volk ausgesetzt sehe, heisst es in einer Mitteilung des Büros des irakischen Premierministers.

Die irakische Regierung fordert angesichts der neuesten Entwicklung eine Sitzung der Arabischen Liga.

2022 ist mit Ministerpräsident Mohammed Shia al-Sudani ein Mann im Irak an die Spitze der Regierung gerückt, der breite Unterstützung iranischer Gruppen erhält. Der Iran sieht Israel als Erzfeind an.

Auch Kuwait und Katar weisen Israel die Schuld an der Gewalt zu. Differenzierte Debatten über den Staat Israel und die Rechte der Palästinenser*innen werden in diesen Ländern von staatlicher Seite nicht gefordert.

Schweiz ruft zu Ende der Gewalt auf

  • Die Schweiz verurteilte die Angriffe auf Israel. «Wir rufen zu einem sofortigen Ende der Gewalt und zur Achtung des Schutzes der Zivilbevölkerung auf», schrieb Bundespräsident Alain Berset am Samstag auf X (vormals Twitter). Aussenminister Ignazio Cassis beteuerte am Sonntag sein Mitgefühl für «meine Mitbürger in #Israel und im besetzten palästinensischen Gebiet» und seine Unterstützung. «Meine Teams in Tel Aviv, Ramallah und Bern arbeiten Tag und Nacht unermüdlich», schrieb er auf X. Die Schweiz forderte zudem eine sofortige Freilassung von Geiseln in Gaza.

Propalästinensische Demonstrationen

In vielen autokratisch regierten Staaten der arabischen Welt bekunden Menschen ihre Solidarität mit den Palästinensern in den sozialen Netzwerken. Auch im Libanon, in Syrien und im Jemen schwenken Demonstranten palästinensische Flaggen.

Und der Iran?

Der iranische Präsident Ebrahim Raisi hatte am Samstag im staatlichen Fernsehen den Grossangriff der Hamas auf Israel als berechtigte Selbstverteidigung der Palästinenser*innen gelobt. Wenig überraschend, gilt doch der Iran als Erzfeind des Staates Israel und unterstützt die iranische Regierung die Hamas. 

Mit Blick auf Israel fügte Raisi hinzu, dass «das zionistische Regime und seine Unterstützer» die Sicherheit von Nationen in der Region gefährden würden. Dafür müsse Israel zur Verantwortung gezogen werden, so Raisi. Er rief die muslimischen Länder auf, die Palästinenser*innen zu unterstützen. Zudem würdigte er den «Widerstand» der Hamas und des Islamischen Dschihad in weiteren Ländern, etwa Syrien, dem Libanon und Irak.

*Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

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09.10.2023