Stormy Daniels' Anwalt Michael Avenatti Stormy Daniels' Anwalt Avenatti ist Trumps neueste Nemesis

AP

30.3.2018

Michael Avenatti ist aggressiv und flamboyant, sieht sich als Kämpfer an der Seite von David gegen Goliath. Jetzt nimmt er es als Awalt von Pornostar Stormy Daniels mit Donald Trump auf. Und wer ihn kennt, weiss, dass man ihn nicht unterschätzen sollte.

Michael Avenatti hat vor allem eine Botschaft: Wer glaubt, dass er blufft, macht einen schweren Fehler. Wie unlängst die Verteidiger einer Firma in einem Prozess um fehlerhafte OP-Kittel.

Sie nahmen Avenattis Plan nicht ernst, einen Fabrikmanager aus dem fernen Honduras als Zeugen aufzubieten. Doch der Anwalt setzte sich persönlich in ein Flugzeug nach Mittelamerika, um den Mann zu überreden, im Prozess auszusagen. Was dieser dann auch tat. «Es war verheerend für die Verteidigung», schildert Avenatti. Die Firma wurde zur Zahlung von 454 Millionen Dollar verdonnert.

Avenatti sollte nicht unterschätzt werden

Unerschrocken, flamboyant und aggressiv, jemand, der wohl keine Gefangenen macht: So hat inzwischen auch die breite amerikanische Öffentlichkeit diesen Mann kennengelernt. Denn Avenatti ist die neueste Nemesis von Donald Trump. Als Anwalt von Pornostar Stormy Daniels fordert der 47-Jährige den Präsidenten derzeit mit einer Medienblitzkampagne heraus. Interviews und Tweets am laufenden Band, oft eine drastische Wortwahl: Manchmal setzt Avenatti die gleichen Werkzeuge ein, wie man sie sonst von Trump kennt.

Und immer wieder gibt Avenatti zu verstehen, dass es ein Fehler wäre, ihn zu unterschätzen. Dieser Rechtsstreit, so macht er klar, ist genau passend für ihn, einen «Drachentöter», der in seiner Karriere mehr als einmal einem David im Kampf gegen einen Goliath beigestanden hat.

Stormy Daniels, die eigentlich Stephanie Clifford heisst, sagt, dass sie 2006 eine Affäre mit Trump gehabt habe. Der Präsident selber hat auffallend schweigsam reagiert, das Weisse Haus ihre Darstellung aber zurückgewiesen. Neu ist die Geschichte nicht, aber vor einigen Wochen kochte sie richtig hoch: Da wurde bekannt, dass Trumps persönlicher Anwalt Michael Cohen Daniels kurz vor der Präsidentenwahl 2016 130 000 Dollar im Gegenzug für ihr Schweigen gab - eine Übereinkunft, deren Gültigkeit sie jetzt gerichtlich anficht.

Schweigevereinbarung nach Gewaltdrohung

Auch gab Daniels kürzlich in einem CBS-Fernsehinterview an, 2011 habe ihr ein Mann mit körperlicher Gewalt gedroht, sollte sie auspacken. Sie habe sich 2016 aus Angst auf die Schweigevereinbarung eingelassen.

Avenatti hält es für «keine Frage», dass es die Affäre gegeben und Trump von dem Schweigegeld gewusst habe. Der Anwalt twitterte ein Foto, dass Daniels bei einem früheren Lügendetektortest zeigt und verbreitete kürzlich ein weiteres, auf dem eine CD oder DVD zu sehen ist - begleitet von einer Warnung, nach der es Beweise für die Affäre gebe.

Wiederholt ist Avenatti im Fernsehen mit Cohens Anwalt David Schwartz aufgetreten, und jedes Mal flogen die Fetzen. So diese Woche, als Avenatti in einer CNN-Sendung seinen Sparring-Partner mit Rufen «thug, thug, thug» bombardierte. Das lässt sich mit Schläger, Halunke oder auch Strolch übersetzen.

Erfahren im Rechtsstreit gegen Prominente

Wer Avenatti kennt, ist keineswegs überrascht, dass er sich diesen Kampf zutraut. Er habe es schon während seines Jurastudiums kaum abwarten können, sich auf Rechtsstreitigkeiten zu sürzen, sagt Professor Jonathan Turley von der George Washington University, einer von Avenattis Lehrern. «Er blüht und gedeiht unter dem Druck», den Prozesse erzeugten.

So hat es Avenatti in der Vergangenheit mit Hollywoodstars, Unternehmen und sogar der National Football League aufgenommen, der nationalen Football-Liga. William Cornwall, ein Anwalt in Boca Raton (Florida), nennt ihn «einen der talentiertesten Prozessanwälte», mit dem er es jemals als Gegner in einem Verfahren zu tun gehabt habe.

Avenatti selber führt sein Verlangen, sich mit den Mächtigen anzulegen, auf Erfahrungen in seiner Teenagerzeit zurück. Da verlor sein Vater überraschend seinen Job, «verheerend» für die Familie, wie der Jurist sagt.

Auch ausserhalb des Gerichtssaal ist Avenatti ein wahres Bündel an Energie. Er liebt schnelle Autos, hat seit 2010 in den USA und Europa an über 30 Profirennen teilgenommen. Er kommt mit vier oder fünf Stunden Schlaf am Tag aus, wirft mit Sprüchen wie «das Leben ist keine Generalprobe» um sich und beendet seine Tweets oft mit «#basta» - genug.

Trump-Anhänger formieren sich schon gegen Avenatti

Der Anwalt beharrt darauf, dass es weder ihm noch Daniels auf Geld ankomme und dass es auch keine politischen Motive gebe. Die einzige finanzielle Unterstützung in diesem Rechtsfall - etwa 300 000 Dollar - stamme von einer Geldsammelaktion im Internet.

Angesichts der wachsenden Prominenz des Anwalts im Zuge des Stormy-Daniels-Falls sind Trump-Follower auf Twitter indes bemüht, Avenatti als einen politischen Akteur der Demokraten zu brandmarken. Auf seiner eigenen Webseite wird erwähnt, dass er für den derzeitigen Bürgermeister von Chicago, Rahm Emanuel, gearbeitet habe, bevor dieser in den Regierungen Clinton und Obama tätig war.

Er sei Mitte der 1990er Jahre als Ermittler in politischen Wahlkämpfen und für Unternehmen aktiv gewesen, sagt Avenatti. Seit 2007 habe er keinen Kontakt mehr mit Emanuel gehabt. Und hat der Anwalt früher einige demokratische Kandidaten mit Wahlkampfspenden unterstützt, so laut offiziellen Unterlagen nicht mehr in den vergangenen zehn Jahren.

Was Trump betrifft sagt Avenatti, dass er sogar einiges unterstütze, das dieser als Präsident getan habe, so etwa den Abbau von Regulierungen und Steuersenkungen. Aber dennoch lägen zwischen ihnen Welten. «Ich bin nicht als Sohn reicher Eltern mit Immobilien in Manhattan geboren worden», sagt der Anwalt. Er sei ein «Strassenkämpfer» mit Top-Uniausbildung.

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