Frankreich Streiks gehen an Weihnachten weiter

afp/tpfi

23.12.2019

Kurz vor Weihnachten wollen Mitarbeiter der französischen Bahn ihren Streik gegen die Rentenreform fortsetzen. Reisende müssen sich deshalb auf erhebliche Behinderungen im Zugverkehr einstellen.
Kurz vor Weihnachten wollen Mitarbeiter der französischen Bahn ihren Streik gegen die Rentenreform fortsetzen. Reisende müssen sich deshalb auf erhebliche Behinderungen im Zugverkehr einstellen.
Bild: Francois Mori/AP/dpa

Zu Weihnachten ist in Frankreich weiter keine Streikpause in Sicht. Der Appell von Präsident Macron an die Gewerkschaften verhallt ungehört.

Die Streiks in Frankreich gehen an Weihnachten weiter: Ein Appell von Präsident Emmanuel Macron an die Gewerkschaften für eine Pause an den Feiertagen verhallte ungehört. Der Bahnverkehr war am Montag erneut massiv gestört, auch für die Weihnachtstage war keine entscheidende Besserung zu erwarten. Der Bahnverkehr und der Pariser Nahverkehr blieben auch an Heiligabend «stark eingeschränkt», teilten die Gesellschaften SNCF und RATP mit.

Am Dienstag sollen den Angaben zufolge nur zwei von fünf TGV-Schnellzügen sowie zwei von fünf Pariser Vorortzügen fahren. Letztere stellen laut SNCF auf mehreren Linien ihren Betrieb «gegen Ende des Tages» ein und nehmen ihn erst am Mittwochnachmittag wieder auf.

Von den 16 Pariser Metro-Linien fahren nach Angaben der RATP an Heiligabend erneut nur die zwei vollautomatisch betriebenen regulär. Sechs bleiben vollständig geschlossen, bei den restlichen werden Einschränkungen erwartet. Am Mittwoch bleiben den Angaben zufolge bis auf die automatisch betriebenen alle Pariser Metro-Linien geschlossen.

Am Montag, dem 19. Protesttag gegen die Rentenreform, fielen nach Angaben der SNCF 60 Prozent der TGV-Schnellzüge und der Regionalzüge sowie 75 Prozent der Intercity-Züge aus. Auch Verbindungen nach Deutschland waren erneut betroffen.

Besonders schwierig war die Lage wieder im Pariser Umland, wo viele Menschen mangels Vorortzügen auf das eigene Auto oder Taxis ausweichen mussten. In der Hauptstadt gingen viele Einwohner und Touristen zu Fuss oder bewegten sich mit Leihrädern oder E-Scootern fort, da die meisten Metros und Busse nicht fuhren.

Demonstranten gegen die Rentenreform legten am Montag vorübergehend die Pariser Metro 1 lahm — eine der beiden vollautomatischen Linien. Durch die Blockadeaktion am Bahnhof Gare de Lyon östlich des Zentrums sei die Linie rund 20 Minuten unterbrochen gewesen, teilte ein RATP-Sprecher mit.

Verkehrsministerin Elisabeth Borne kritisierte die Aktion scharf. Das Streikrecht dürfe nicht dazu missbraucht werden, «Reisende zu behindern und einzuschüchtern», sagte sie.

Trotz eines Appells von Präsident Macron wollen die meisten Gewerkschaften die Streikaktionen im Schienenverkehr vorerst bis Ende Dezember fortsetzen. Die Beteiligung ist allerdings rückläufig: Am Montag legte weniger als die Hälfte der Lokführer die Arbeit nieder und knapp jeder dritte Schaffner. Insgesamt streikten gut neun Prozent der Bahnmitarbeiter, zu Beginn der Streikwelle waren es noch fast 56 gewesen.

Auch die Zustimmung zu den Protesten sinkt: Nach einer aktuellen Umfrage unterstützen rund 51 Prozent der Franzosen die Streiks, wie eine Befragung des Instituts Ifop ergab. Das waren drei Prozentpunkte weniger als bei einer Umfrage desselben Instituts eine Woche zuvor. Mehr als zwei Drittel der Franzosen — 69 Prozent — glauben demnach, dass die Regierung die Rentenreform in jedem Fall durchzieht.

In mehreren Landesteilen Frankreichs wurden auch erneut Raffinerien bestreikt. Ein Werk des Ölkonzerns Total bei Marseille liegt seit Beginn der Protestwelle am 5. Dezember still.

Betroffen von den Streiks ist auch die Pariser Oper, deren Mitarbeiter damit gegen die Abschaffung ihrer Sonderrente protestieren. Durch ausgefallene Vorstellungen seien den beiden Opernhäusern bereits rund acht Millionen Euro an Einnahmen entgangen, erklärte die Institution.

Die Rentenreform ist das zentrale Reformversprechen Macrons. Er will das komplizierte System mit 42 verschiedenen Regelungen in Frankreich vereinheitlichen und das Milliarden-Defizit der Rentenkassen abbauen. Besonders umstritten ist die faktische Anhebung des Eintrittsalters von derzeit 62 auf künftig 64 Jahre.

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