Neue Studie Studie: 3,3 Milliarden Menschen leben in Autokratien

22.3.2018

Recep Tayyip Erdogan, Staatspräsident der Türkei, sitzt vor einem Bild von Atatürk, dem Begründer der Republik Türkei. Die Bertelsmann-Studie spricht von einer «stark defekten Demokratie am Bosporus».
Recep Tayyip Erdogan, Staatspräsident der Türkei, sitzt vor einem Bild von Atatürk, dem Begründer der Republik Türkei. Die Bertelsmann-Studie spricht von einer «stark defekten Demokratie am Bosporus».
Bild: Kayhan Ozer/Presidency Press Service/AP

Es ist ein düsterer Trend, den die Bertelsmann-Stiftung in Entwicklungs- und Schwellenländer sieht: Repressionen nehmen zu, politische Freiheiten werden beschnitten.

In immer mehr Entwicklungs- und Schwellenländern hebeln Regierende laut einer Studie Kontrollinstanzen aus, um ihre Macht und ein System der Selbstbereicherung zu erhalten.

Zugleich wächst der Protest gegen soziale Ungleichheit, Korruption und Missmanagement, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Zwei-Jahres-Analyse der Bertelsmann-Stiftung ergab. Die Stiftung aus Gütersloh hat dafür 129 Entwicklungs- und Schwellenländer untersucht.

Nach ihren Angaben lebten weltweit im vergangenen Jahr rund 4,2 Milliarden Menschen in Demokratien (2003: 4,0 Milliarden) und etwa 3,3 Milliarden (2003: 2,3 Milliarden) in Autokratien. Dass auch in Demokratien zunehmend Bürgerrechte beschnitten und rechtsstaatliche Standards aufgeweicht werden, sei höchst problematisch.

«Aus dem Gleichgewicht» sieht die Studie vor allem die Türkei: In keinem Land sei die «Aushöhlung der Gewaltenteilung» zuletzt so deutlich vorangetrieben worden wie in der «stark defekten Demokratie am Bosporus» seit dem Putschversuch vom Juli 2016. Beobachtet werde eine «massive Einschränkung von Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit», eine «Indoktrinierung der eigenen Anhängerschaft» und eine Marginalisierung der Opposition».

In dem «Transformationsindex» (BTI), mit dem die Stiftung die Qualität von Demokratie, Marktwirtschaft und Regierungsführung in den 129 Staaten analysiert, werden 71 Länder als Demokratien und 58 als Autokratien eingestuft. In 72 Ländern herrsche massive Armut und soziale Ausgrenzung. Die Auswertung beruht nach Angaben von Bertelsmann auf Länderberichten von 250 Experten international renommierter Universitäten, Instituten und Denkfabriken.

Rückschritte gebe es bei fairen und freien Wahlen: 2006 galt entsprechend dem Index noch jedes 6. Land als vorbildlich, 2018 nur noch jedes 14. Land. Und lediglich in 10 der 129 Staaten sieht die Stiftung noch eine uneingeschränkte Meinungs- und Pressefreiheit - 2006 war das noch bei 17 Staaten der Fall.

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