Experiment in Belgien 55 Richter und Staatsanwälte lassen sich im Gefängnis einsperren

SDA

18.9.2022 - 08:19

ARCHIV - Skurriles Experiment in Belgien: 55 Richter und Staatsanwälte haben sich freiwillig in einem neuen Gefängnis bei Brüssel einsperren lassen. Foto: Uwe Anspach/dpa
ARCHIV - Skurriles Experiment in Belgien: 55 Richter und Staatsanwälte haben sich freiwillig in einem neuen Gefängnis bei Brüssel einsperren lassen. Foto: Uwe Anspach/dpa
Keystone

In Belgien haben sich 55 Richter und Staatsanwälte freiwillig im Gefängnis einsperren lassen, um die Haftbedingungen am eigenen Leib zu erfahren. Bis zum Sonntagnachmittag sollen sie dort wie Häftlinge behandelt werden.

An einem speziellen Experiment nehmen 55 Richter und Staatsanwälte in Belgien teil. Sie haben sich freiwillig in einem neuen Gefängnis bei Brüssel einsperren lassen.

«Einerseits kann das Personal der Strafvollzugsanstalt sich auf die tatsächliche Eröffnung des Gefängnisses vorbereiten und andererseits erhalten die Richter und Staatsanwälte einen Einblick in den Alltag der Häftlinge und die Funktionsweise eines Gefängnisses», zitierte die belgische Nachrichtenagentur Belga den Justizminister Vincent Van Quickenborne. «Dies wird ihnen zweifellos dabei helfen zu beurteilen, ob der Freiheitsentzug die beste Lösung für einen Menschen ist, der einen Fehler begangen hat.»

Die belgischen Richter und Staatsanwälte waren am Samstagvormittag – auf freiwilliger Basis – für anderthalb Tage eingesperrt worden. Sie würden wie normale Häftlinge behandelt, berichtete Belga unter Berufung auf das Justizministerium. So dürften sie beispielsweise ihre Handys nicht benutzen.

Sie müssten unter anderem in der Küche und in der Wäscherei arbeiten, dürften aber auch Familienbesuch empfangen. Um 22 Uhr würden die Lichter ausgeschaltet. Das Gefängnis in Haren, einer Gemeinde der Hauptstadt Brüssel, soll am 30. September eröffnet werden. Es bietet Platz für knapp 1200 Insassen.

Laut Belga handelt es sich bei dem Komplex in Haren um eine Art Gefängnisdorf. In ihm befinden sich kleinere Gebäude und Wohneinheiten, die jeweils etwa 30 Plätze umfassen. Auf diese Weise sollen die Insassen je nach ihrem Profil und Alter entsprechend untergebracht werden.