Late Night USA Trump? «Sagen wir es so: Er hat ein paar Software-Updates ausgelassen»

Philipp Dahm

8.3.2019

Er macht aus Tim Cook Tim Apple, er sorgt dafür, das Anwalt Michael Cohen plötzlich seine Würde entdeckt und er ist Vorbild für jene, die keine schlechte Presse wollen: Donald Trump – aus Sicht der Late Night Stars.

«Es war ein harter Tag für jene, die dem Präsidenten nahestehen», berichtet Stephen Colbert den Zuschauern seiner «Late Show». «Ein Richter hat Paul Manafort zu 47 Monaten Gefängnis verurteilt.» Ein schockierend mageres Urteil sei das, betont der Gastgeber – angesichts der Richtlinie, bei derlei Vergehen 19,5 bis 24 Jahre hinter Gittern zu vergeben.

Das Weisse Haus legt auf, Stephen Colbert bringt dann das Runde ins Eckige.
Das Weisse Haus legt auf, Stephen Colbert bringt dann das Runde ins Eckige.
Screenshot: YouTube

Die Anwälte von Trumps früherem Walkampfmanager verwiesen darauf, dass ihr Mandant bis dato polizeilich nie aufgefallen ist. Dumm nur, dass Ermittler wissen, dass «Manafort über ein Jahrzehnt wiederholt und dreist das Gesetz gebrochen hat». «Er war also nicht ohne Vorstrafe, sondern hat sich einfach nur nicht erwischen lassen», fasst Colbert zusammen.

Colberts Monolog im Video.

Screenhot: YouTube

«Und es gibt weitere schlechte Neuigkeiten für Paulie Hohlbirne, denn nächste Woche muss er wieder mit einer Gefängnisstrafe für die Beeinflussung von Zeugen und wegen Geldwäsche durch einen anderen Richter rechnen. Du weisst, dass du Probleme hast, wenn du nur dann aus dem Gefängnis kommst, wenn du zu mehr Gefängnis verknackt wirst.» Manafort ist jedoch nicht allein.



Colbert (ab Minute 3:08): «Es war auch ein etwas harter Tag für Trumps früheren Problemlöser und Mann, der gerade zusieht, wie seine Seele mit der Vespa davonfährt: Michael Cohen.» Der Moderator versieht Portraits der Leute, über die er spricht, immer mit einem Zweitnamen. Trumps Ex-Anwalt Cohen sagte zuletzt im US-Senat über seine Dienste für den US-Präsidenten aus und «The Late Show» zeigt einen Ausschnitt, in dem Cohen betont, er habe Trump nie um Amnestie gebeten.

Michael Cohen so: Bye Bye, Seele! Werd glücklich mit diesem Herz!
Michael Cohen so: Bye Bye, Seele! Werd glücklich mit diesem Herz!
Screenshot: YouTube

«Schecks, die ich aufgewendet habe, um einen Pornostar zu bezahlen: Ja. Amnestie: Nein – ich habe meine Würde», bringt Colbert den Widerspruch auf den Punkt. Zumal Cohen laut «Wall Street Journal» seinen Anwälten sehr wohl auftrug, um präsidiale Amnestie zu betteln – das aber sei der alte Cohen gewesen. So macht man sich als Zeuge natürlich unglaubwürdig, was auch im Weissen Haus aufgefallen ist.

Während das Ende des Monologs etwas abfällt, reichen wir gerne noch das folgende Segment nach: Es beginnt mit Trumps Treffen mit Tim Cook alias «der Musiklehrer, der nicht weiss, was so verflixt lustig an dem Wort Pianist ist». Der US-Präsident nennt den Technologie-Entrepreneur in einer Pressekonferenz «Tim Apple».

Wenn man «Pianist» nuschelt, hört man den Penis heraus. Hihi, Penis! Oh, pardon, Herr Lehrer!
Wenn man «Pianist» nuschelt, hört man den Penis heraus. Hihi, Penis! Oh, pardon, Herr Lehrer!
Screenshot: YouTube

«Ich will nicht sagen, dass Trump den Verstand verliert, aber sagen wir es so: Er hat ein paar Software-Updates ausgelassen.» Es war nicht der erste Namensfauxpas: Ab Minute 0:52 sehen wir, wie er Marillyn Hewson, CEO der Rüstungsschmiede Lockheed-Martin, zur «Marillyn Lockheed» wird.

Hier Colberts zweites Video.

Screenshot: YouTube

Trumps Verhalten hat trotz allem Vorbildcharakter – für die Demokraten. Die haben beschlossen, den Sender «Fox» bei ihrer Kür des Präsidentschaftskandidaten aussen vorzulassen. «Aber wie sollen Fox-Zuschauer denn nun wissen, für welchen demokratischen Kandidaten sie sich entscheiden sollen?», fragt der Gastgeber scheinheilig – weil kein demokratischer Wähler den Republikaner-nahen Sender sieht. Dann verliest Colbert den obenstehenden Tweet aus dem Weissen Haus und sagt: «Schau, du wirst die Debatten niemals boykottieren denn: Es gibt Kameras.»

Ob die allerjüngsten Trump-Tweets sich auf diese Punkte beziehen, wissen wir übrigens nicht, wollen Sie Ihnen aber auch nicht vorenthalten.

Colbert, Colbert, Colbert – und die anderen?

Trump? Russland? War da was?
Trump? Russland? War da was?
Screenshot:  YouTube

Während Seth Meyers pausiert, bringt die «Daily Show mit Trevor Noah» gerade sehr gut gemachte Zusammenfassungen zu gewissen Themen. Zum Beispiel über einen gewissen Donald Trump ... Das Anschauen lohnt deshalb, weil einem so nochmal vor Augen geführt wird, was für bizarre Dinge sich zuletzt auf dem Capitol Hill zugetragen haben.

«The Crème De La Kremlin III»: Trevor Noah fasst die letzten Monate In Sachen Russlandaffäre zusammen.

Screenshot: YouTube

Late Night USA – Amerika verstehen

50 Staaten, 330 Millionen Menschen und noch mehr Meinungen: Wie soll man «Amerika verstehen»? Wer den Überblick behalten will, ohne dabei aufzulaufen, braucht einen Leuchtturm. Die Late-Night-Stars bieten die wohl beste Navigationshilfe: Sie sind die perfekten Lotsen, die unbarmherzig Untiefen bei Land und Leuten benennen und dienen unserem Autor Philipp Dahm als Komik-Kompass für die Befindlichkeit der amerikanischen Seele.

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